Beim Bachwirt bleibt die Küche kalt
Der Traditionsgasthof im Affinger Ortsteil Haunswies ist geschlossen. Nur der Übernachtungsbetrieb geht weiter. Die Schnitzel, die über den Tellerrand hingen und Gäste von weither lockten, waren legendär. Viele Stammgäste kamen seit Jahrzehnten
Affing Haunswies Der Bachwirt in Haunswies hat aufgehört. Leer steht nun der große Parkplatz im Hof vor dem Traditionsgasthaus. Das Geschäft für die Übernachtungsgäste bleibt zwar bestehen, doch sie finden entlang des alten, längst zu Fremdenzimmern umgebauten Saals genügend Möglichkeiten, ihre Fahrzeuge zu parken.
Es ist noch mal richtig eng geworden in den letzten Tagen in der guten Stube beim Bachwirt in Haunswies. In den Wochen vor Weihnachten drängten noch einmal die Stammgäste in das über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Gasthaus. „Bis an die Treppe sind an einem dieser Tage die Mittagsgäste angestanden, um einen Platz zu bekommen. Wir mussten viele sogar heimschicken, denn um halb zwei waren die Schnitzel aus“, berichten Maria und Peter Weiß.
„Schade, schade, schade“, spre- chen Richilde und Kurt Heindl aus dem Augsburger Bärenkeller den allermeisten Kunden dieser Gaststätte an einem dieser letzten Tage aus der Seele. Die beiden Rentner schätzen als treue Kundschaft schon über Jahrzehnte die Gaumenfreuden beim Bachwirt. Kurt Heindl geht sogar noch weiter: „Es wird im Landkreis nichts Gleichwertiges mehr geben. Die Preise hier waren immer mehr als fair“, lobt der Rentner. Und seine Frau weiß noch einen anderen Vorteil: Man habe hier jede Speise individuell verändern können, ohne großes Tamtam. Legendär werden die Schnitzel bleiben, die auf allen Seiten vom Tellerrand hingen, der selbst gemachte Kartoffelsalat und die lockere Atmosphäre. Letztere hängt sicher eng mit den Persönlichkeiten der Wirtsleute Maria und Peter Weiß zusammen.
„Wir haben einfache Küche angeboten, aber unsere Gäste waren ebenfalls komplikationslos und einfach zufrieden zu stellen“, blicken Maria und Peter Weiß zurück. Bei aller Bescheidenheit wissen die Gäste die Riesenleistung beim Bachwirt über Jahrzehnte hinweg zu schätzen. Der Arbeitstag muss früh beginnen, wenn um halb zwölf Schweinsbraten und Schnitzel aufgetischt sein wollen. Außerdem gab und gibt es weiterhin für die Übernachtungsgäste ab 6.30 Uhr Frühstück. „Es ist durchgegangen“, nickt Maria und ihr Mann Peter ergänzt: „Wir hatten fünf Mal die Woche den 14-Stunden-Tag – mindestens. Und am sechsten standen Einkauf und verschiedene Vorbereitung an. Und das über Jahrzehnte hinweg.“
Wirtspaar hatte immer Glück mit seinen Mitarbeitern
Am 5. November 1973 war der Vater, ebenfalls ein Peter Weiß, gestorben. Von dem Tag an übernahmen Peter und Maria faktisch den Betrieb, obwohl ihnen die Wirtschaft offiziell erst seit dem 1. Mai 1974 gehörte. Sie hätten immer Glück mit dem Personal gehabt, sagen sie. Eine Bedienung habe über 35 Jahre bei ihnen gearbeitet, andere 20 oder 15 Jahre, bestätigen sich die Wirtsleute gegenseitig. Den Beruf als Wirt hat der Peter, wie ihn und seine Wirtschaft nicht nur die Haunswieser nennen, freilich in die Wiege gelegt bekommen, doch als Metzgermeister wusste er halt, wie man fachgerecht ein Schmetterlings-Schnitzel zu schneiden hat.
„Jetzt bleiben uns hoffentlich noch ein paar ruhigere Jahre“, sinniert der Peter. Und seine Maria, „die Chefin“, ergänzt lächelnd, sie hätten nun endlich Zeit für ihre sechs Enkelkinder.
Auf die Frage, ob sie nicht traurig gewesen seien, dass keine ihrer drei Töchter die Wirtschaft übernehmen wollte, bezieht Peter klar Stellung: „Das eine hab’ ich immer gesagt. Ich will nicht, dass eines unserer Kinder das mitmacht, was wir mitmachen mussten.“