Aichacher Nachrichten

Beim Bachwirt bleibt die Küche kalt

Der Traditions­gasthof im Affinger Ortsteil Haunswies ist geschlosse­n. Nur der Übernachtu­ngsbetrieb geht weiter. Die Schnitzel, die über den Tellerrand hingen und Gäste von weither lockten, waren legendär. Viele Stammgäste kamen seit Jahrzehnte­n

- VON MARTIN GOLLING

Affing Haunswies Der Bachwirt in Haunswies hat aufgehört. Leer steht nun der große Parkplatz im Hof vor dem Traditions­gasthaus. Das Geschäft für die Übernachtu­ngsgäste bleibt zwar bestehen, doch sie finden entlang des alten, längst zu Fremdenzim­mern umgebauten Saals genügend Möglichkei­ten, ihre Fahrzeuge zu parken.

Es ist noch mal richtig eng geworden in den letzten Tagen in der guten Stube beim Bachwirt in Haunswies. In den Wochen vor Weihnachte­n drängten noch einmal die Stammgäste in das über die Landkreisg­renzen hinaus bekannte Gasthaus. „Bis an die Treppe sind an einem dieser Tage die Mittagsgäs­te angestande­n, um einen Platz zu bekommen. Wir mussten viele sogar heimschick­en, denn um halb zwei waren die Schnitzel aus“, berichten Maria und Peter Weiß.

„Schade, schade, schade“, spre- chen Richilde und Kurt Heindl aus dem Augsburger Bärenkelle­r den allermeist­en Kunden dieser Gaststätte an einem dieser letzten Tage aus der Seele. Die beiden Rentner schätzen als treue Kundschaft schon über Jahrzehnte die Gaumenfreu­den beim Bachwirt. Kurt Heindl geht sogar noch weiter: „Es wird im Landkreis nichts Gleichwert­iges mehr geben. Die Preise hier waren immer mehr als fair“, lobt der Rentner. Und seine Frau weiß noch einen anderen Vorteil: Man habe hier jede Speise individuel­l verändern können, ohne großes Tamtam. Legendär werden die Schnitzel bleiben, die auf allen Seiten vom Tellerrand hingen, der selbst gemachte Kartoffels­alat und die lockere Atmosphäre. Letztere hängt sicher eng mit den Persönlich­keiten der Wirtsleute Maria und Peter Weiß zusammen.

„Wir haben einfache Küche angeboten, aber unsere Gäste waren ebenfalls komplikati­onslos und einfach zufrieden zu stellen“, blicken Maria und Peter Weiß zurück. Bei aller Bescheiden­heit wissen die Gäste die Riesenleis­tung beim Bachwirt über Jahrzehnte hinweg zu schätzen. Der Arbeitstag muss früh beginnen, wenn um halb zwölf Schweinsbr­aten und Schnitzel aufgetisch­t sein wollen. Außerdem gab und gibt es weiterhin für die Übernachtu­ngsgäste ab 6.30 Uhr Frühstück. „Es ist durchgegan­gen“, nickt Maria und ihr Mann Peter ergänzt: „Wir hatten fünf Mal die Woche den 14-Stunden-Tag – mindestens. Und am sechsten standen Einkauf und verschiede­ne Vorbereitu­ng an. Und das über Jahrzehnte hinweg.“

Wirtspaar hatte immer Glück mit seinen Mitarbeite­rn

Am 5. November 1973 war der Vater, ebenfalls ein Peter Weiß, gestorben. Von dem Tag an übernahmen Peter und Maria faktisch den Betrieb, obwohl ihnen die Wirtschaft offiziell erst seit dem 1. Mai 1974 gehörte. Sie hätten immer Glück mit dem Personal gehabt, sagen sie. Eine Bedienung habe über 35 Jahre bei ihnen gearbeitet, andere 20 oder 15 Jahre, bestätigen sich die Wirtsleute gegenseiti­g. Den Beruf als Wirt hat der Peter, wie ihn und seine Wirtschaft nicht nur die Haunswiese­r nennen, freilich in die Wiege gelegt bekommen, doch als Metzgermei­ster wusste er halt, wie man fachgerech­t ein Schmetterl­ings-Schnitzel zu schneiden hat.

„Jetzt bleiben uns hoffentlic­h noch ein paar ruhigere Jahre“, sinniert der Peter. Und seine Maria, „die Chefin“, ergänzt lächelnd, sie hätten nun endlich Zeit für ihre sechs Enkelkinde­r.

Auf die Frage, ob sie nicht traurig gewesen seien, dass keine ihrer drei Töchter die Wirtschaft übernehmen wollte, bezieht Peter klar Stellung: „Das eine hab’ ich immer gesagt. Ich will nicht, dass eines unserer Kinder das mitmacht, was wir mitmachen mussten.“

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Im Gasthof zum Bachwirt ist der Gaststätte­nbetrieb zu Ende gegangen. Nur die Fremdenzim­mer bleiben.
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Fotos: Martin Golling
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Wenn es die Arbeit in der Küche zuließ, brachte Maria Weiß auch mal die Getränke oder das Essen selbst an den Tisch.

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