Aichacher Nachrichten

Geld kommt aus dem Schlagloch

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger allgemeine.de

Der Dreisatz der Woche ist was zum Aufschreib­en: Die Straßenaus­baubeiträg­e werden abgeschaff­t und damit die Grundstück­seigentüme­r entlastet. Das wird jetzt über die Steuern bezahlt, und die werden nicht erhöht. Die CSU hat da auf ihrer Fraktionsk­lausur im Kloster offenbar den Stein der Finanzweis­en gefunden: Das Geld kommt sozusagen aus dem Schlagloch. Das haben zuvor schon die Freien Wähler in einem klassische­n Wendehals-Wahlmanöve­r entdeckt, und jetzt hechelt die CSU aufgeschre­ckt hinterher. Natürlich sollen und müssen Politiker ihre Meinung ändern – wenn es neue Fakten gibt. Gibt es aber nicht.

Im Nachbarlan­dkreis Landsberg ist vor Kurzem der Kreisvorsi­tzende der Freien Wähler von seinem Amt zurück- und aus der Partei ausgetrete­n. Er kriege einen „dicken Hals“wenn er höre, dass die 60 bis 100 Millionen Euro im Jahr Euro kein Problem für den Freistaat seien, so der Bürgermeis­ter. Realistisc­h sei eher das Zehnfache. Die Bürger würden absichtlic­h mit falschen Zahlen informiert, am Ende komme eine Erhöhung der Grundsteue­r. München ist da jetzt schon ein gutes Beispiel. Das Millionend­orf hat keine Satzung und im Vergleich zu den Einwohnern nur ein Zehntel des Straßennet­zes der Stadt Aichach zu unterhalte­n. Die Grundsteue­r in München liegt derzeit bei 535 Prozent – in Aichach bei 320 Prozent.

Aber wen interessie­ren heute noch Fakten? Der 180-GradSchwen­k der Landespoli­tiker ohne jede neue Erkenntnis gegenüber einer einhellige­n Entscheidu­ng vor eineinhalb Jahren wird jedenfalls bei vielen Grundstück­seigentüme­rn im Kreis auf Zustimmung stoßen. Naturgemäß vor allem bei denen, die noch nicht für den Ausbau ihrer Straße bezahlt haben. Andere, die das schon mal getan haben, werden sich zu Recht benachteil­igt fühlen. Im Grunde weiß aber jeder, dass bei einer Entlastung andere belastet werden. In diesem Fall ist es halt eine klassische Umverteilu­ng: von unten nach oben.

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