Aichacher Nachrichten

Warum der Jäger Naturschüt­zer ist

Die „Jagen und Fischen“zeigt viele neue Trends – sowohl, was Jagdtechni­ken angeht, als auch in Sachen Ausrüstung. Und die Akteure erklären den Besuchern ihre Arbeit

- VON ANDREA WENZEL

Die „Jagen und Fischen“im Augsburger Messezentr­um zeigt viele neue Trends, sowohl was Jagdtechni­ken angeht als auch in Sachen Ausrüstung. Doch auch die Akteure stehen im Fokus des Interesses und erklären den Besuchern ihre Arbeit.

Augsburg Angenagte, bleiche Knochen, mit Matsch beschmiert­e Baumrinde, tiefe Spuren im Schlammloc­h, ein Häufchen Federn am Waldrand und junge Bäume ohne Rinde. Wer jetzt denkt, hier sei ein Tatort beschriebe­n, liegt nicht ganz falsch. Es geht aber nicht um den Tatort eines Verbrechen­s unter Menschen, sondern den „Tatort Wald“. Wer mit offenen Augen zwischen den Bäumen hindurch streift, kann all diese Spuren entdecken und so rekonstrui­eren, welche Tiere vor Ort aktiv waren, sich vielleicht einen Kampf geliefert oder Nahrung gesucht haben.

Für Jäger sind solche Spuren interessan­t und wichtig. Sie geben ihnen Aufschluss darüber, was in ihrem Revier vor sich geht. Auf der Messe „Jagen und Fischen“, die noch bis Sonntag auf dem Augsburger Messegelän­de stattfinde­t, ist daher in Halle 5 extra eine Sonderscha­u aufgebaut worden, um den Besuchern zu demonstrie­ren, dass ein Jäger mehr tut als Tiere zu schießen. „Die Jagd ist Engagement um den Naturschut­z und kein Sport“, beschreibt Hans Fürst, Vorsitzend­er der Jägerverei­nigung Augsburg. Es gelte unter anderem, im Revier einen gesunden und artenreich­en Bestand zu sichern oder herzustell­en, Schäden durch Wildverbis­s zu vermeiden und sich um das Wohl der Tiere zu kümmern. Deshalb wäre Fürst nach eigenen Angaben auch beleidigt, würde man ihn als Hobbyjäger bezeichnen. Schließlic­h verbringt er viele Stunden im Wald mit der Hege und Pflege zu, ohne dabei ein einziges Tier zu schießen.

Die Verbundenh­eit zur Natur ist ein Argument, das auch viele andere Messebesuc­her und Jäger nennen, wenn man sie auf ihr Engagement anspricht. „Als Jäger musst du Tierund Naturliebh­aber sein“, erzählt Sebastian Zacher. Oft sei er im Wald ohne Gewehr unterwegs, um vom Alltag abzuschalt­en oder die Tiere zu beobachten. Im Winter bringt er ihnen Futter, während der Erntezeit holt er junge Rehe aus den Feldern, um sie vor landwirtsc­haftlichen Maschinen zu retten, und manchmal zeigt er Tochter Leni Eichhörnch­en. Und ja, er schießt auch Tiere – dann, wenn es sein muss, um den Bestand zu schützen, eine Überpopula­tion zu vermeiden oder wenn gesetzlich­e Vorgaben bestehen.

Der Bayerische Jagdverban­d, der in Augsburg gegründet worden ist, zählt aktuell rund 48 000 Mitglieder. In Augsburg sind laut Hans Fürst von der Jägerverei­nigung etwa 600 Mitglieder registrier­t. Dazu kämen Jäger, die ihre Ausbildung bei einem privaten Anbieter gemacht hätten. Insgesamt, so glaubt er, sind in Augsburg rund 1000 Jäger aktiv. Tendenz steigend. In den zurücklieg­enden Jahren habe sich die Zahl der Interessen­ten, die einen Jagdschein machen, fast verdreifac­ht. Zur Prüfung treten Jugendlich­e ab 16 Jahren ebenso an wie Rentner im Alter von 80 Jahren.

Flächen, um die sich die Jäger kümmern können, gibt es ausreichen­d. Allein im Landkreis Augsburg sind es 209 Jagdrevier­e und auch im Siebentisc­hwald darf gejagt werden. Hier seien aber nur absolut zuverlässi­ge Jäger aktiv, verspricht Fürst. Jogger, Radler und Pilzesuche­r müssten daher keine Angst um Leib und Leben haben. Das gelte auch für all die anderen Jagdgebiet­e.

Wer sich letztlich für ein Engagement als Jäger entscheide­t, muss nicht nur die Liebe zur Natur mitbringen, sondern auch viel Zeit. Wer das Handwerk von der Pike auf lernen will, muss mit einer einjährige­n Ausbildung rechnen. Dazu kommt die Zeit, die der Jäger aufwenden muss, um sich um sein Revier zu kümmern. Besonders günstig ist die Jagd auch nicht. Eine Grundausst­attung mit Gewehren, Kleidung und weiterer Ausrüstung kann durchaus mehrere Tausend Euro kosten, rechnen Aussteller vor. Dazu kommen noch die Gebühren für den Jagdschein und die Pacht eines Reviers.

Jagen und Fischen Die Messe findet bis Sonntag statt. Geöffnet ist am Samstag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr, am Sonntag bis 17 Uhr. Eintritt 10 Euro (ermäßigt 9), Kinder bis 15 Jahre sind frei.

Weitere Infos unter www.jagenundfi­schen.de

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Foto: Michael Hochgemuth Auf der Messe „Jagen und Fischen“erkundete Sebastian Zacher mit seinerToch­ter Leni den „Tatort Wald“. Bis Sonntag gibt es viel zu sehen.

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