Warum der Jäger Naturschützer ist
Die „Jagen und Fischen“zeigt viele neue Trends – sowohl, was Jagdtechniken angeht, als auch in Sachen Ausrüstung. Und die Akteure erklären den Besuchern ihre Arbeit
Die „Jagen und Fischen“im Augsburger Messezentrum zeigt viele neue Trends, sowohl was Jagdtechniken angeht als auch in Sachen Ausrüstung. Doch auch die Akteure stehen im Fokus des Interesses und erklären den Besuchern ihre Arbeit.
Augsburg Angenagte, bleiche Knochen, mit Matsch beschmierte Baumrinde, tiefe Spuren im Schlammloch, ein Häufchen Federn am Waldrand und junge Bäume ohne Rinde. Wer jetzt denkt, hier sei ein Tatort beschrieben, liegt nicht ganz falsch. Es geht aber nicht um den Tatort eines Verbrechens unter Menschen, sondern den „Tatort Wald“. Wer mit offenen Augen zwischen den Bäumen hindurch streift, kann all diese Spuren entdecken und so rekonstruieren, welche Tiere vor Ort aktiv waren, sich vielleicht einen Kampf geliefert oder Nahrung gesucht haben.
Für Jäger sind solche Spuren interessant und wichtig. Sie geben ihnen Aufschluss darüber, was in ihrem Revier vor sich geht. Auf der Messe „Jagen und Fischen“, die noch bis Sonntag auf dem Augsburger Messegelände stattfindet, ist daher in Halle 5 extra eine Sonderschau aufgebaut worden, um den Besuchern zu demonstrieren, dass ein Jäger mehr tut als Tiere zu schießen. „Die Jagd ist Engagement um den Naturschutz und kein Sport“, beschreibt Hans Fürst, Vorsitzender der Jägervereinigung Augsburg. Es gelte unter anderem, im Revier einen gesunden und artenreichen Bestand zu sichern oder herzustellen, Schäden durch Wildverbiss zu vermeiden und sich um das Wohl der Tiere zu kümmern. Deshalb wäre Fürst nach eigenen Angaben auch beleidigt, würde man ihn als Hobbyjäger bezeichnen. Schließlich verbringt er viele Stunden im Wald mit der Hege und Pflege zu, ohne dabei ein einziges Tier zu schießen.
Die Verbundenheit zur Natur ist ein Argument, das auch viele andere Messebesucher und Jäger nennen, wenn man sie auf ihr Engagement anspricht. „Als Jäger musst du Tierund Naturliebhaber sein“, erzählt Sebastian Zacher. Oft sei er im Wald ohne Gewehr unterwegs, um vom Alltag abzuschalten oder die Tiere zu beobachten. Im Winter bringt er ihnen Futter, während der Erntezeit holt er junge Rehe aus den Feldern, um sie vor landwirtschaftlichen Maschinen zu retten, und manchmal zeigt er Tochter Leni Eichhörnchen. Und ja, er schießt auch Tiere – dann, wenn es sein muss, um den Bestand zu schützen, eine Überpopulation zu vermeiden oder wenn gesetzliche Vorgaben bestehen.
Der Bayerische Jagdverband, der in Augsburg gegründet worden ist, zählt aktuell rund 48 000 Mitglieder. In Augsburg sind laut Hans Fürst von der Jägervereinigung etwa 600 Mitglieder registriert. Dazu kämen Jäger, die ihre Ausbildung bei einem privaten Anbieter gemacht hätten. Insgesamt, so glaubt er, sind in Augsburg rund 1000 Jäger aktiv. Tendenz steigend. In den zurückliegenden Jahren habe sich die Zahl der Interessenten, die einen Jagdschein machen, fast verdreifacht. Zur Prüfung treten Jugendliche ab 16 Jahren ebenso an wie Rentner im Alter von 80 Jahren.
Flächen, um die sich die Jäger kümmern können, gibt es ausreichend. Allein im Landkreis Augsburg sind es 209 Jagdreviere und auch im Siebentischwald darf gejagt werden. Hier seien aber nur absolut zuverlässige Jäger aktiv, verspricht Fürst. Jogger, Radler und Pilzesucher müssten daher keine Angst um Leib und Leben haben. Das gelte auch für all die anderen Jagdgebiete.
Wer sich letztlich für ein Engagement als Jäger entscheidet, muss nicht nur die Liebe zur Natur mitbringen, sondern auch viel Zeit. Wer das Handwerk von der Pike auf lernen will, muss mit einer einjährigen Ausbildung rechnen. Dazu kommt die Zeit, die der Jäger aufwenden muss, um sich um sein Revier zu kümmern. Besonders günstig ist die Jagd auch nicht. Eine Grundausstattung mit Gewehren, Kleidung und weiterer Ausrüstung kann durchaus mehrere Tausend Euro kosten, rechnen Aussteller vor. Dazu kommen noch die Gebühren für den Jagdschein und die Pacht eines Reviers.
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Jagen und Fischen Die Messe findet bis Sonntag statt. Geöffnet ist am Samstag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr, am Sonntag bis 17 Uhr. Eintritt 10 Euro (ermäßigt 9), Kinder bis 15 Jahre sind frei.
Weitere Infos unter www.jagenundfischen.de