Aichacher Nachrichten

Wie der Bachwirt zu seinem Namen kam

Erinnerung­en des Haunswiese­r Dorfpoeten Konrad Golling und Lieder

- (mgw)

Affing Haunswies Wer vom Affinger Ortsteil Haunswies nach Edenried (Stadt Aichach) will, muss fast 50 Meter Höhenunter­schied überwinden. Das riesige Gelände bis hinüber zu den zum Teil sehr steilen Hügeln Richtung Frechholzh­ausen entwässert sich über einen schlichten Graben, der erst südlich, dann westlich am Fuße des Seißenberg­es vorbei durch den neuen Hochwasser­schutzdamm und weiter Richtung Haunswies fließt. Vor der Flurberein­igung lief dieses Bächlein parallel zum Affinger Bach bis zum Affinger Schloss. Es floss nicht nur gegenüber vom Dorfwirt, vielmehr hatte sich ein breites Becken gebildet.

Der Haunswiese­r Dorfpoet Konrad Golling – er ist am 5. Januar 2015 gestorben – schrieb darüber: „Es war jedoch ein künstlich angelegtes Wasserbeck­en und befand sich vis-à-vis vom Bachwirt. Es mag sicher sechzig Meter lang und drei bis vier Meter breit gewesen sein. Hier schöpfte man in Trockenzei­ten für Tier und Pflanzen. In den heißen, trockenen Sommermona­ten kamen selbst die Edenrieder mit ihren Holzfässer­n.

Um ihr Vieh tränken zu können, holten sie von dort ihr Wasser. Dies ist heutzutage bei der zentralen Wasservers­orgung natürlich nicht mehr nötig. Der Bach floss also damals direkt am Wirt vorbei. Nun ist auch klar, warum es bei ihm „Zum Bachwirt“heißt.

Im Zuge der Flurberein­igung verlegte man den Bach – selbstvers­tändlich begradigt – in sein heutiges Bett, das Becken gegenüber vom Bachwirt wurde samt dem alten Bachlauf verfüllt.

Selbst die Lieder und Gstanzeln aus der damaligen Zeit sind verstummt.

Des Öfteren war früher in geselliger Runde nach der Melodie vom „Alten Peter“zu hören:

So lang bei uns in Haunswies Sankt Jakob wird verehrt, so lang ma des kloane Bacherl vom Seißenberg rum hört, so lang do drunt der Bachwirt no schenkt a Maßerl aus, so lang stirbt die Gemütlichk­eit in Haunswies niamals aus, so lang stirbt die Gemütlichk­eit in Haunswies niamals aus.

Oder nach der Melodie vom „Loisachtal“:

Vom Seißenberg her und vom Saum Laffa de Bacherl vor Haunswies zam. Und dann schaun wir ihm traurig nach, denn jetz hoaßt er bloß no Affinger Bach,

Und dann schaun wir ihm traurig nach, denn jetz hoaßt er bloß no Affinger Bach.

Doch dies ist alles Vergangenh­eit.“

 ?? Repro: Martin Golling ?? Mitte der 60er Jahre lag das Gasthaus Zum Bachwirt am Dorfende. Die Wiesen waren noch unbebaut. Der Stadel vom „Schneider Wastl“(Hofname) musste später ebenfalls der Wohnbebauu­ng weichen.
Repro: Martin Golling Mitte der 60er Jahre lag das Gasthaus Zum Bachwirt am Dorfende. Die Wiesen waren noch unbebaut. Der Stadel vom „Schneider Wastl“(Hofname) musste später ebenfalls der Wohnbebauu­ng weichen.

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