Obergriesbacher verhindert wohl Großbrand
Ludwig Kolper ist auf dem Weg nach München zur Montage. Da bleibt sein Lastwagen plötzlich in einem Tunnel stehen und beginnt unten zu qualmen. Der 44-Jährige reagiert geistesgegenwärtig. Dafür gibt’s Lob von der Feuerwehr
Obergriesbach Es ist eine Fahrt wie viele andere zuvor. Ludwig Kolper aus Obergriesbach sitzt an diesem Tag im Lastwagen. Er muss von der Obergriesbacher Firma, für die er arbeitet, Material auf eine Baustelle nach München bringen. Mit seinen Kollegen soll er sich dort treffen. Weil sein Lastwagen größer ist als die der anderen und damit einige Tunnel auf der Fahrtstrecke zu niedrig für ihn wären, wählt er einen anderen Weg.
Doch im anderthalb Kilometer langen Richard-Strauss-Tunnel geht der Motor aus. Kolper schafft es gerade noch, den Lastwagen nahe die rechte Tunnelwand rollen zu lassen – kurz vor der Abfahrt zur A 94. Da ist genug Platz, dass der Verkehr an seinem Laster vorbei kommt.
Kolper hat die Geschehnisse jenes Montags vergangener Woche noch genau in Erinnerung: „Ich hatte keine Chance, aus dem Tunnel rauszukommen.“Weil links neben ihm der Verkehr vorbeirauscht, zwängt sich der 44-Jährige durch die Beifahrertür nach draußen. Nachdem er sein Warndreieck aufgestellt hat, merkt er: „Da stinkt’s.“Sein Lastwagen beginnt unten zu qualmen. Kolper wählt den Notruf.
Während die Leitstelle Feuerwehr und Polizei losschickt und innerhalb von nicht mal zwei Minuten beide Tunnelröhren gesperrt werden, hält Kolper mehrere Autofahrer an und lässt sich von einem einen Feuerlöscher geben. Doch der ist zu klein für den großen Lastwagen. Weil der Metallbauer überwiegend für Montage zuständig und viel unterwegs ist, weiß er: Gerade in den neueren Münchner Tunnels, zu dean nen der Richard-Strauss-Tunnel zählt, gibt es gut erkennbare Hinweisschilder, wo Feuerlöscher angebracht sind. Kolper schnappt sich zwei davon und, noch ehe der Löschzug der Feuerwache Ramersdorf eintrifft, ist alles vorbei.
Ganz locker erzählt Kolper davon. „Ich wollte erst schauen, dass nichts Größeres passiert.“Aber zuvor sei ihm schon durch den Kopf gegangen: „Wenn’s brennt, kann das blöd nausgehen.“Das habe ihm die Feuerwehr bestätigt. Sie habe ihn dafür gelobt, dass er „einen großen Brand verhindert“habe.
Was die Münchner Feuerwehrler erst später erfuhren: Sie sprachen quasi mit einem Kollegen. Seit vergangenem Jahr ist Kolper bei der Freiwilligen Feuerwehr Obergriesbach dabei – wieder. Schon im Alter von 15 bis circa 30 war er regelmäßig dort. Für seine schnelle Reaktion im Tunnel kürte der Radiosender Bayern 1 Kolper zum „Helden der Woche“. Der ist unterdessen längst schon wieder mit seinem Laster unterwegs. Der Schaden, der laut Kolper nicht groß war und von einem defekten Turbolader herrührte, ist bereits repariert. „Bloß im Führerhaus riecht’s noch ein bissel nach Brand.“