Der Todesbiss der Ameisen
Kranke Tiere sterben früher. Weil sie leichter von Feinden erwischt werden, aber auch weil sie harschen Umwelteinflüssen weniger gut widerstehen können. Manchmal lauert der Tod aber auch da, wo man ihn am wenigsten vermuten würde. Ameisen etwa töten im Extremfall kranke Mitglieder der eigenen Kolonie, um diese vor dem Ausbruch einer Epidemie zu schützen. Diese Art der Krankheitsbekämpfung ähnelt stark jener des Immunsystems, das Wirbeltiere schützt. Anhand der Infektion mit einem bestimmten Pilz beschreibt ein Forscherteam des Institute of Science and Technology Austria, der University of London und der Universität Würzburg den genauen Mechanismus im Journal eLife.
Kommt eine Ameise mit Pilzsporen in den Bau, reinigen und pflegen andere Koloniemitglieder den Körper des Tieres. Dadurch senken sie das Risiko, dass der Pilz in den Körper eindringt und das Tier infiziert. Wenn das keinen Erfolg hat oder ein Tier bereits mit dem Pilz infiziert ist, handeln die Ameisen radikal. In einer Serie von Experimenten fanden die Forscher heraus, dass Ameisen auch ihre unbeweglichen Puppen töten, damit der Erreger sich nicht weiter ausbreiten kann. Die Ameisen können dabei mit chemischen Krankheitsmarkern erkennen, welche Puppen bereits tödlich infiziert sind. Auch infizierte Zellen von Wirbeltieren senden ein Signal aus, das Immunzellen anlockt. Diese töten dann die Zellen samt der Krankheitserreger.