Wertach: Wild, aber kein Hochwasser
Regen und schmelzender Schnee haben die Fluss-Pegel steigen lassen. So sehen Fachleute die Situation
Es sieht beeindruckend aus. Aus der Wertach ist durch Regen und Tauwetter in den vergangenen Tagen ein reißender Fluss geworden. Das Wasser ist braun und schäumt. Kleine Fußwege, die nah am Ufer liegen, sind jetzt überflutet. Doch gefährlich sind die Naturgewalten für Augsburg gegenwärtig nicht. Denn der Pegel der Wertach ist noch weit entfernt von jenem kritischen Punkt, ab dem bebaute Flächen überflutet werden können.
Mit einem Wasserstand von etwas mehr als drei Metern an der Messstelle in Oberhausen wurde am Dienstag nur die sogenannte Meldestufe 1 überschritten. Das bedeutet, dass es an manchen Stellen zu kleineren Ausuferungen des Flusslaufs kommt. Das ist eine Situation, wie sie immer wieder vorkommt und die keine weiteren Folgen hat. Die Überflutung von bebautem Gelände droht an der Wertach erst ab einem Pegelstand von 4,50 Metern. Beim Pfingsthochwasser im Jahr 1999, als Teile von Pfersee unter Wasser standen, lag der höchste gemessene Pegel 5,12 Metern.
So groß wie damals ist die Hochwassergefahr an der Wertach ohnehin nicht mehr. Die Renaturierung des Flusses in den vergangenen Jahren diente auch dem Schutz vor Hochwasser. Die Deiche wurden höher ausgelegt. Zwar ist das Projekt noch nicht ganz abgeschlossen. Die Gefahr von Überflutungen sei aber schon jetzt deutlich reduziert, sagt Peter Schoder vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth. Bei einer Situation wie in diesen Tagen werden die erhöhten Deiche aber noch gar nicht benötigt. Der aktuelle Wasserstand wäre auch vor den Arbeiten am Fluss kein Problem gewesen, sagt der Experte.
Auch in den kommenden Tagen wird die Lage an der Wertach nach derzeitigem Stand entspannt bleiben. Die Prognosen gehen davon aus, dass der Flusspegel tendenziell eher wieder leicht sinken wird. Am Lech ist bis jetzt nicht einmal die Hochwasser-Meldestufe 1 erreicht worden, der Pegel stieg zuletzt nur wenig. Der Wasserstand des Lechs ist durch viele Staustufen, darunter dem Forggensee, stark reguliert. Dennoch soll auch hier der Hochwasserschutz im Rahmen des Projekts „Licca Liber“verbessert werden. Fachleute gehen davon aus, dass das Geld für solche Investitionen gut angelegt ist. Claus Kumutat, der Chef des Landesamts für Umwelt, geht davon aus, dass durch den Klimawandel extreme Wetterereignisse auch in Bayern zunehmen. Dazu zählt Starkregen – und damit auch die Hochwassergefahr. „Es ist mit mehr und anderen Hochwasserereignissen zu rechnen“, sagte Kumutat vor wenigen Monaten bei einem Test von Messbooten auf dem Lech in Augsburg. Die Messboote sollen schneller vor Hochwasser warnen als die bisherige Technik. Nach den Prognosen der Fachleute werden auch die statistischen Jahrhunderthochwasser noch größere Wassermassen haben als bisher.