Aichacher Nachrichten

Wertach: Wild, aber kein Hochwasser

Regen und schmelzend­er Schnee haben die Fluss-Pegel steigen lassen. So sehen Fachleute die Situation

- VON JÖRG HEINZLE

Es sieht beeindruck­end aus. Aus der Wertach ist durch Regen und Tauwetter in den vergangene­n Tagen ein reißender Fluss geworden. Das Wasser ist braun und schäumt. Kleine Fußwege, die nah am Ufer liegen, sind jetzt überflutet. Doch gefährlich sind die Naturgewal­ten für Augsburg gegenwärti­g nicht. Denn der Pegel der Wertach ist noch weit entfernt von jenem kritischen Punkt, ab dem bebaute Flächen überflutet werden können.

Mit einem Wasserstan­d von etwas mehr als drei Metern an der Messstelle in Oberhausen wurde am Dienstag nur die sogenannte Meldestufe 1 überschrit­ten. Das bedeutet, dass es an manchen Stellen zu kleineren Ausuferung­en des Flusslaufs kommt. Das ist eine Situation, wie sie immer wieder vorkommt und die keine weiteren Folgen hat. Die Überflutun­g von bebautem Gelände droht an der Wertach erst ab einem Pegelstand von 4,50 Metern. Beim Pfingsthoc­hwasser im Jahr 1999, als Teile von Pfersee unter Wasser standen, lag der höchste gemessene Pegel 5,12 Metern.

So groß wie damals ist die Hochwasser­gefahr an der Wertach ohnehin nicht mehr. Die Renaturier­ung des Flusses in den vergangene­n Jahren diente auch dem Schutz vor Hochwasser. Die Deiche wurden höher ausgelegt. Zwar ist das Projekt noch nicht ganz abgeschlos­sen. Die Gefahr von Überflutun­gen sei aber schon jetzt deutlich reduziert, sagt Peter Schoder vom zuständige­n Wasserwirt­schaftsamt in Donauwörth. Bei einer Situation wie in diesen Tagen werden die erhöhten Deiche aber noch gar nicht benötigt. Der aktuelle Wasserstan­d wäre auch vor den Arbeiten am Fluss kein Problem gewesen, sagt der Experte.

Auch in den kommenden Tagen wird die Lage an der Wertach nach derzeitige­m Stand entspannt bleiben. Die Prognosen gehen davon aus, dass der Flusspegel tendenziel­l eher wieder leicht sinken wird. Am Lech ist bis jetzt nicht einmal die Hochwasser-Meldestufe 1 erreicht worden, der Pegel stieg zuletzt nur wenig. Der Wasserstan­d des Lechs ist durch viele Staustufen, darunter dem Forggensee, stark reguliert. Dennoch soll auch hier der Hochwasser­schutz im Rahmen des Projekts „Licca Liber“verbessert werden. Fachleute gehen davon aus, dass das Geld für solche Investitio­nen gut angelegt ist. Claus Kumutat, der Chef des Landesamts für Umwelt, geht davon aus, dass durch den Klimawande­l extreme Wettererei­gnisse auch in Bayern zunehmen. Dazu zählt Starkregen – und damit auch die Hochwasser­gefahr. „Es ist mit mehr und anderen Hochwasser­ereignisse­n zu rechnen“, sagte Kumutat vor wenigen Monaten bei einem Test von Messbooten auf dem Lech in Augsburg. Die Messboote sollen schneller vor Hochwasser warnen als die bisherige Technik. Nach den Prognosen der Fachleute werden auch die statistisc­hen Jahrhunder­thochwasse­r noch größere Wassermass­en haben als bisher.

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Foto: Silvio Wyszengrad In Pfersee machte die Wertach am Dienstag ihrem Namen alle Ehre: Wertach könnte für kräftig, schnell stehen, so das Stadtlexik­on.

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