Weniger Milchbauern, mehr Milch pro Kuh
Die „Profis“melken vor allem am Lechrain. Acht von 13 der vom Verband und Erzeugerring ausgezeichneten Züchter aus dem Kreis haben ihre Betriebe vor allem in den Aindlinger Ortsteilen, Affing, Petersdorf und Todtenweis
Aichach Friedberg Der Strukturwandel in der Milchwirtschaft geht scheinbar weiter. Die Zahl der Betriebe im Wittelsbacher Land sinkt, die Zahl der Tiere pro Hof steigt und die Kühe geben im Schnitt auch immer mehr Milch. Im vergangenen Jahr waren es in dem ehemaligen „Milch-Landkreis“gerade noch 320 Betriebe. Eine Landwirtsgeneration zuvor (1982, also vor 35 Jahren) wurde dagegen noch von 2030 Bauern täglich gemolken.
Die verbliebenen Milchviehbetriebe werden im Gegenzug immer professioneller und setzen moderne Technik im Stall ein. Bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung des Fleckviehzuchtverbandes und des Milcherzeugerringes Wertingen für den Landkreis Aichach-Friedberg zog Ver- bandsvorsitzender Georg Kraus im Bauernmarkt in Dasing eine sehr positive Bilanz zu Zucht und Vermarktung. Er ging auch auf den Milchpreis ein. Kraus hofft, dass die momentan gute Lage anhalte und sich fortsetze, wenngleich einige Vorzeichen schon wieder Rückgänge befürchten lassen. ● Zuchtbilanz Friedrich Wiedenmann, Zuchtleiter des Verbandes und fachlicher Leiter des Milcherzeugerringes, legte in seinem Jahresbericht Zahlen und Tendenzen zur Leistungsentwicklung und Zuchtarbeit vor. Der Herdbuch- kuhbestand sei erneut auf mittlerweile fast 55000 Kühe in 1013 Betrieben ausgedehnt worden. In der Betriebsstruktur seien weiterhin Zuwächse in der Herdengröße feststellbar (siehe Infoartikel). Dies sei ein klares Indiz für die optimalen Haltungsbedingungen und Tierpflege in den Betrieben. Sensationell sei: 29 Kühe im Zuchtgebiet hätten die magische Grenze von 100 000 Kilo Lebensleistung überschritten. Eine davon steht im Landkreis und zwar im Stall von Michael Schoder (Aindling-Eisingersdorf). Sie erwartet im Sommer ihr zwölftes Kalb. Zuchtleiter Wiedenmann zeichnete Schoder aus.
● Vermarktung Die Gesamtzahl aller verkauften Tiere sei erneut gesteigert worden und habe mit fast 12 000 Tieren eine neue Höchstmarke erreicht, berichtete Georg Veh. Wegen des guten Milchpreises sei die Zahl der angebotenen und verkauften Jungkühe bei den Auktionen knapper gewesen. Dies sei im Stallverkauf mit einem deutlichen Zuwachs mehr als kompensiert worden. Einen Boom erlebte der Zuchtviehexport von Kalbinnen und Jungrindern. Fast 1900 Tiere wurden so verkauft. Veh animierte die Landwirte, verstärkt Jungrinder und Kalbinnen anzubieten. Auch für Kühe beständen aktuell mehrere Nachfragen aus Aufstockungsbetrieben. Bei den Zucht- und Nutzkälbern konnten die Vorjahreszahlen nicht ganz erreicht werden. Der Bedarf an den Kälbern sei regelmäßig nicht gedeckt, es bestehe also noch erhebliches Potenzial. ● Leistungsprüfung Teamleiter Hermann Rager-Kempter vom LKV berichtete über Neuerungen in der Milchleistungsprüfung: Stark etabliert habe sich der Trächtigkeitstest in der Routinekontrolle. Die Weiterentwicklung des EDV-Herdenmanagers mit einem Frühwarnsystem für Stoffwechselerkrankungen und das Modul Kälbergesundheit helfen beim Betriebsmanagement. ● Kreisvertreter Bei den Neuwahlen wurden die bisherigen Zuchtverbands-Vertreter Martin Gschossmann (Kühbach-Unterschönbach) und Josef Strobl (Petersdorf-Axtbrunn bestätigt. Beim Erzeugerring vertreten Hubert Wunder (RiedEismannsberg, neu) sowie die wiedergewählten Martin Gschossmann und Josef Strobl den Landkreis in den nächsten fünf Jahren.