Robert Held im Interview
Nach seinem Rücktritt spricht der 70-Jährige über seine Zeit als Abteilungsleiter beim TSV Aichach. Der Oberwittelsbacher erzählt von schönen Momenten und warum er auch künftig nicht übermäßig viel Freizeit hat
Aichach Nach 35 Jahren hat Robert Held seinen Posten als Abteilungsleiter der Ringer des TSV Aichach niedergelegt. Der 70-Jährige erzählt im Gespräch mit den Aichacher Nachrichten von seinen schönsten Momenten als Ringer-Chef, wie damals alles begann und warum er trotz des Abstiegs die Paarstädter auf einem guten Weg sieht.
Herr Held, nach 35 Jahren ist für Sie Schluss. Kam die Entscheidung spontan?
Robert Held: Nein. Ich hatte mir das schon länger überlegt.
Mit dem Abstieg aus der Landesliga hat das nichts zu tun, oder?
Held: Nein, überhaupt nicht. Irgendwann reicht es mal. Ich habe nun mein Amt übergeben, weil auch ein geeigneter Nachfolger parat stand. Den muss man erst einmal finden. Jetzt habe ich gleich zugeschlagen und die Chance genutzt.
Apropos Nachfolger. Matthäus Gschwendtner ist erst 25 Jahre alt, trauen Sie ihm die Aufgabe zu?
Held: Absolut. Jugend vor – heißt es doch immer. Ich bin Stuckateurmeister und habe meinen Betrieb auch an meinen Sohn weitergegeben. Das muss man rechtzeitig machen. Ich werde meinen Nachfolger weiterhin unterstützen. Wenn er etwas braucht, kann er immer zu mir kommen. Ich bin nicht aus der Welt und nach wie vor Zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins.
Kann man denn einfach so loslassen? Held: Einfach ist das nicht. Vermissen werde ich nichts, ich habe aber alle Aufgaben immer gerne gemacht. Es hat mir in all den Jahren Spaß gemacht.
Wie hat das Ganze bei Ihnen eigentlich angefangen?
Held: Ich kann mich noch gut an die Wahl erinnern. Um 10 Uhr ging die Versammlung los, um 14 Uhr war ich dann Abteilungsleiter. Ich wollte es eigentlich nicht machen. Ich habe damals gerade meine Meisterprüfung gemacht. Das war schon viel auf einmal. Ich habe mich lange gewehrt, habe nachgegeben und bin dann in die Rolle reingewachsen.
Was war Ihr schönster Moment? Held: Toll war die Zeit in der 2. Bundesliga (insgesamt fünf Jahre. Anm. d. Red.). Wir hatten auch tolle Veranstaltungen. Anfang der 90er-Jahre haben wir die deutschen Jugendmeisterschaften ausgerichtet. Höhepunkt ist in jedem Jahr das Wittels- bacher Jugend-Landturnier. 1979 haben wir bei der Fernsehshow „Spiel ohne Grenzen“in Portugal mitgemacht. In unserem Team waren auch vier TSV-Ringer.
Und der Besuch von Denis Kudla nach seiner Bronzemedaille bei Olympia war bestimmt auch nicht schlecht? Held: Es ist einmalig, wenn ein Sportler, der beim TSV das Ringen gelernt hat, solche Erfolge feiert. Er ist ein toller Kerl und das macht uns natürlich auch stolz.
Sie haben Ihr halbes Leben als Abteilungsleiter fungiert, hält einen das jung?
Held: Irgendwie schon. Man hat viel mit jungen Leuten zu tun – das ist toll.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus? Held: Sehr positiv und erfolgreich.
Wie bewerten Sie den eingeschlagenen Weg, vorwiegend auf einheimische Ringer zu setzen?
Held: Das war meine Idee, die ich dann auch gegen andere Meinungen durchsetzt habe. Wir hatten jedes Jahr andere Ringer. Das macht den Zuschauern irgendwann keinen Spaß mehr und ist unmöglich. Außerdem haben wir mittlerweile genügend eigenen Nachwuchs.
Trotz des Abstiegs die richtige Entscheidung?
Held: Ja. Der Abstieg war auch ziemlich knapp. Es ging alles sehr eng zu und mit etwas Glück hätten wir die Klasse halten können. Wir hätten genausogut drin bleiben können. Aber so ist das nun einmal. Mal ist man oben und mal unten. Nach jedem Abstieg kommt irgendwann wieder ein Aufstieg.
Was machen Sie mit der neu gewonnenen Freizeit?
Held: Ich habe nach wie vor einiges um die Ohren. Ich bin Vorsitzender bei der freiwilligen Feuerwehr in Oberwittelsbach und mit dem TSV bauen wir dieses Jahr die Sportbox. Die Arbeit geht nicht aus, keine Sorge. Aber natürlich bleibt jetzt etwas mehr Zeit für die Hobbys – Motorradfahren und Bergwandern. Mir wird nicht langweilig. Und meine Frau freut sich auch.
Sie haben im Alter von 60 Jahren Ihr Comeback auf der Matte gefeiert. Gibt es als Abteilungsleiter ein Comeback? Held: Ich bin jetzt 70 Jahre alt, das schließe ich aus.
Die Fragen stellte Sebastian Richly.