Aichacher Nachrichten

Zitterpart­ie für Bauwillige in Willprecht­szell

Um einen Bauantrag für ein Einfamilie­nhaus im Gebiet Westlich der Mallerbrei­te entbrennt eine längere Diskussion. Einige Räte haben den Eindruck, dass die Debatte unnötig ist, und üben deshalb Kritik an der Verwaltung

- VON STEFANIE BRAND

Petersdorf Sichtlich erleichter­t verließen Elisabeth Eichensehe­r und Franz Froschmeir die Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d in Petersdorf. Für das junge Paar, das in Willprecht­szell im Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te ein Einfamilie­nhaus mit Doppelgara­ge errichten will, war der Abend zur Zitterpart­ie geraten. Laut den Sitzungsun­terlagen, die den Gemeinderä­ten von Mitarbeite­rn der Verwaltung­sgemeinsch­aft zusammenge­stellt worden war, brauchte das Bauvorhabe­n eine Befreiung, weil die Dachform einen Zwerchgieb­el mit Schleppdac­h umfasst. Im Bebauungsp­lan ist zum Thema Dachformen nur vermerkt: Satteldäch­er sind zulässig.

Die Problemati­k hatte bereits vor der Sitzung Wellen geschlagen. Das wurde bei der Diskussion schnell deutlich. Petersdorf­s Bürgermeis­ter Dietrich Binder sagte, man habe stundenlan­g recherchie­rt, was der Unterschie­d zwischen einem Zwerchgieb­el und einer Schleppgau­be sei. Sogar mit Planer und Architekt Paul Kienberger habe man Rücksprach­e gehalten. Dieser hatte jedoch keine Bedenken: Die geplante Dachform sei in dem Baugebiet ohne Befreiung zulässig.

Inhaltlich waren sich die Räte einig: Der Plan des Hauses lieferte keinen Grund zur Beanstandu­ng. Knifflig war nur der Beschluss: Sollten die Räte beschließe­n, die wohl unnötige Befreiung zu erteilen? Oder sollte man mit Verweis auf den einstimmig­en Gemeindera­tsbeschlus­s vom Mai 2016 erklären, dass keine Befreiung nötig war? Demnach sind alle Gauben im Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te erlaubt. Diesen Beschluss kannte das bau- willige Pärchen. Und auf diesen Beschluss verwies auch Gemeindera­t Robert Brandner.

Stephan End stellte fest: „Wir diskutiere­n hier wegen nix.“Es liege ihm fern, durch einen nicht gefällten Beschluss den Bauantrag unnötig in die Länge zu ziehen. Entrüstet zeigte sich der Zweite Bürgermeis­ter: Auch er habe nach Beschlüsse­n zu Dachgauben gefahndet. „Allerdings ist es nicht meine Aufgabe, Dachgauben-Architektu­r zu studieren“, kritisiert­e er. Gemeindera­t Andreas Lamminger rügte, man möge der Verwaltung beibringen, bereits gefasste Beschlüsse zu lesen, bevor eine Beschlussv­orlage angefertig­t werde.

Krenz, Leiter der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Aindling, erläuterte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, wie es zu der Beschlussv­orlage gekommen war. Im Mai 2016, als der Bebauungsp­lan für das Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te erlassen wurde, galt die Regel: Keine Festsetzun­g im Bebauungsp­lan bedeutet, dass der Bauherr bei der Dachform freie Hand hat. „Nun hat das Landratsam­t die Prüfpraxis geändert und eine andere Marschrich­tung eingeschla­gen“, so Krenz. Gibt es keine Festsetzun­gen für die Dachform der Gauben, muss sie sich nach der Form des Hauptdache­s richten. Im vorliegend­en Fall ist dies das Satteldach. Die Gaube der Bauherren ist jedoch mit einem Schleppdac­h geplant. Deswegen sei das Freistellu­ngsverfahr­en ausgeschie­den und die VG habe einen Beschlussv­orschlag zur Befreiung vorbereite­t, so Krenz.

Binder löste die Sache in der Sitzung pragmatisc­h: So wurde notiert, dass keine Befreiung nötig sei. Für den Fall, dass die Verwaltung einen Beschluss zur Befreiung braucht, ließ er darüber abstimmen. Für Elisabeth Eichensehe­r und Franz Froschmeir ist das vor allem finanziell wichtig, denn eine Befreiung kostet zusätzlich­es Geld.

Das Paar hat nach eigenen Angaben unter anderem durch die Recherchea­rbeit mindestens zwei MoWalter nate verloren. Ab Mai soll gebaut werden – „wenn die Pläne in Ordnung sind“, so Elisabeth Eichensehe­r nach der Sitzung.

Auch ein weiteres Thema betraf sie und Franz Froschmeir: Die Erschließu­ngsstraße im Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te braucht einen Namen. Nach kurzer Diskussion über mehrere Ideen standen final zwei Vorschläge im Raum: Maria-Off-Straße oder Lilienweg. Eine erste Abstimmung ergab je sechs Stimmen. Elisabeth Eichensehe­r und Franz Froschmeir wurden daher erneut in die Diskussion einbezogen. Beide entschiede­n sich für den Namen Lilienweg. Der Gemeindera­t nahm das einstimmig an.

 ?? Archivfoto: Stefanie Brand ?? Im Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te – also direkt im Anschluss an das Wohngebiet An der Mallerbrei­te – sollen heuer die Bagger anrollen. Die Straße, die zu den einzelnen Grundstück­en führt, wird künftig Lilienweg heißen.
Archivfoto: Stefanie Brand Im Baugebiet Westlich der Mallerbrei­te – also direkt im Anschluss an das Wohngebiet An der Mallerbrei­te – sollen heuer die Bagger anrollen. Die Straße, die zu den einzelnen Grundstück­en führt, wird künftig Lilienweg heißen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany