Zitterpartie für Bauwillige in Willprechtszell
Um einen Bauantrag für ein Einfamilienhaus im Gebiet Westlich der Mallerbreite entbrennt eine längere Diskussion. Einige Räte haben den Eindruck, dass die Debatte unnötig ist, und üben deshalb Kritik an der Verwaltung
Petersdorf Sichtlich erleichtert verließen Elisabeth Eichenseher und Franz Froschmeir die Gemeinderatssitzung am Montagabend in Petersdorf. Für das junge Paar, das in Willprechtszell im Baugebiet Westlich der Mallerbreite ein Einfamilienhaus mit Doppelgarage errichten will, war der Abend zur Zitterpartie geraten. Laut den Sitzungsunterlagen, die den Gemeinderäten von Mitarbeitern der Verwaltungsgemeinschaft zusammengestellt worden war, brauchte das Bauvorhaben eine Befreiung, weil die Dachform einen Zwerchgiebel mit Schleppdach umfasst. Im Bebauungsplan ist zum Thema Dachformen nur vermerkt: Satteldächer sind zulässig.
Die Problematik hatte bereits vor der Sitzung Wellen geschlagen. Das wurde bei der Diskussion schnell deutlich. Petersdorfs Bürgermeister Dietrich Binder sagte, man habe stundenlang recherchiert, was der Unterschied zwischen einem Zwerchgiebel und einer Schleppgaube sei. Sogar mit Planer und Architekt Paul Kienberger habe man Rücksprache gehalten. Dieser hatte jedoch keine Bedenken: Die geplante Dachform sei in dem Baugebiet ohne Befreiung zulässig.
Inhaltlich waren sich die Räte einig: Der Plan des Hauses lieferte keinen Grund zur Beanstandung. Knifflig war nur der Beschluss: Sollten die Räte beschließen, die wohl unnötige Befreiung zu erteilen? Oder sollte man mit Verweis auf den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss vom Mai 2016 erklären, dass keine Befreiung nötig war? Demnach sind alle Gauben im Baugebiet Westlich der Mallerbreite erlaubt. Diesen Beschluss kannte das bau- willige Pärchen. Und auf diesen Beschluss verwies auch Gemeinderat Robert Brandner.
Stephan End stellte fest: „Wir diskutieren hier wegen nix.“Es liege ihm fern, durch einen nicht gefällten Beschluss den Bauantrag unnötig in die Länge zu ziehen. Entrüstet zeigte sich der Zweite Bürgermeister: Auch er habe nach Beschlüssen zu Dachgauben gefahndet. „Allerdings ist es nicht meine Aufgabe, Dachgauben-Architektur zu studieren“, kritisierte er. Gemeinderat Andreas Lamminger rügte, man möge der Verwaltung beibringen, bereits gefasste Beschlüsse zu lesen, bevor eine Beschlussvorlage angefertigt werde.
Krenz, Leiter der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Aindling, erläuterte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, wie es zu der Beschlussvorlage gekommen war. Im Mai 2016, als der Bebauungsplan für das Baugebiet Westlich der Mallerbreite erlassen wurde, galt die Regel: Keine Festsetzung im Bebauungsplan bedeutet, dass der Bauherr bei der Dachform freie Hand hat. „Nun hat das Landratsamt die Prüfpraxis geändert und eine andere Marschrichtung eingeschlagen“, so Krenz. Gibt es keine Festsetzungen für die Dachform der Gauben, muss sie sich nach der Form des Hauptdaches richten. Im vorliegenden Fall ist dies das Satteldach. Die Gaube der Bauherren ist jedoch mit einem Schleppdach geplant. Deswegen sei das Freistellungsverfahren ausgeschieden und die VG habe einen Beschlussvorschlag zur Befreiung vorbereitet, so Krenz.
Binder löste die Sache in der Sitzung pragmatisch: So wurde notiert, dass keine Befreiung nötig sei. Für den Fall, dass die Verwaltung einen Beschluss zur Befreiung braucht, ließ er darüber abstimmen. Für Elisabeth Eichenseher und Franz Froschmeir ist das vor allem finanziell wichtig, denn eine Befreiung kostet zusätzliches Geld.
Das Paar hat nach eigenen Angaben unter anderem durch die Recherchearbeit mindestens zwei MoWalter nate verloren. Ab Mai soll gebaut werden – „wenn die Pläne in Ordnung sind“, so Elisabeth Eichenseher nach der Sitzung.
Auch ein weiteres Thema betraf sie und Franz Froschmeir: Die Erschließungsstraße im Baugebiet Westlich der Mallerbreite braucht einen Namen. Nach kurzer Diskussion über mehrere Ideen standen final zwei Vorschläge im Raum: Maria-Off-Straße oder Lilienweg. Eine erste Abstimmung ergab je sechs Stimmen. Elisabeth Eichenseher und Franz Froschmeir wurden daher erneut in die Diskussion einbezogen. Beide entschieden sich für den Namen Lilienweg. Der Gemeinderat nahm das einstimmig an.