Aichacher Nachrichten

Donauschwi­mmen fällt ins Wasser

Europas größtes Winterschw­immen in der Donau wurde abgesagt. Das ist in der 49-jährigen Geschichte eine Premiere. Die schlechte Nachricht hat vielleicht auch etwas Gutes

- VON CLAUDIA STEGMANN, MANFRED RINKE UND DOROTHEE PFAFFEL

Neuburg Das Neuburger Donauschwi­mmen muss zum ersten Mal in seiner Geschichte abgesagt werden. Schuld daran ist das Hochwasser. Gestern Abend gegen 18 Uhr hat der Pegel die Meldestufe 3 überschrit­ten. Damit ist er zu hoch für Europas größtes Winterschw­immen, das am Samstag stattfinde­n sollte. Für viele dürfte das eine traurige Nachricht sein. Für diejenigen, die noch verzweifel­t auf der Suche nach einer Karte für den schon lange ausverkauf­ten Donauschwi­mmerball sind, hat die Absage womöglich aber auch etwas Gutes.

„Wir haben den Pegelstand schon länger beobachtet. Nun haben wir in Absprache mit dem Staustufen­betreiber Uniper und der Stadt Neuburg beschlosse­n, das Schwimmen abzusagen“, sagte Matthias Brendel, Vorsitzend­er der Wasserwach­t Neuburg, die das Spektakel jedes Jahr veranstalt­et. „Es tut mir furchtbar leid, doch aufgrund der witterungs­bedingten Umstände können wir die Sicherheit der Schwimmer nicht gewährleis­ten. Und Sicherheit geht vor“, verdeutlic­hte Oberbürger­meister Bernhard Gmehling. Er wollte am Samstag ebenfalls wieder mit in die Donau springen.

Bis zum Samstag kurzfristi­g ein Alternativ­programm für das 49. Winterschw­immen auf die Beine zu stellen, dürfte schwierig werden. Wie Brendel erzählte, habe man überlegt, stattdesse­n einen Umzug zu veranstalt­en. Polizei und Ordnungsam­t hätten da jedoch sofort abgewunken. „Das kriegen wir auflagente­chnisch so schnell nicht hin“, erklärte Brendel. Eine weitere Überlegung war, das Donauschwi­mmen in einen See zu verlegen. Aber auch das sei nicht möglich. Einen ganz neuen Termin zu finden, hält der Oberbürger­meister für wenig realistisc­h – nicht nur wegen Neuburgs vollem Veranstalt­ungskalend­er, sondern auch wegen der zum Teil von weit her anreisende­n Teilnehmer.

Einen positiven Aspekt hat das Ganze jedoch: „Es wird wohl viele Restkarten für den Donauschwi­mmerball geben“, vermutete Gmehling. Was mit diesen genau passieren wird oder wie sie verkauft werden sollen, wollte Brendel gestern allerdings noch nicht verraten. Das werde man in einer Krisensitz­ung am Abend klären, in der die Wasser- wachtler auch erst den offizielle­n Beschluss zur Absage fassen wollten.

Unter den 2200 Teilnehmer­n, die erwartet wurden, sind auch die Hauser, eine gut 30 Mann starke Truppe aus Oberhausen. Seit zwei Wochen hatten sie mit Feuereifer wieder an einem geheimnisv­ollen, neuen Projekt gearbeitet, das sie am Samstag präsentier­en wollten. Nur noch wenige Kleinigkei­ten wären an dem aufwendige­n Bau notwendig gewesen, um ihn zu Wasser zu lassen. Darüber hinaus waren Choreograf­ien einstudier­t und Kostüme bestellt. Das ist jetzt alles für die Katz. Bei den Oberhausen­ern herrscht Katerstimm­ung.

Doch Christian Stemmer, in dessen Zimmerei ein Teil des Aufbaus zusammenge­baut wurde, will aus der Not eine Tugend machen. „Wir werden das Teil bis nächstes Jahr einpacken“, sagte er gestern. 2019 soll es dann zum Einsatz kommen, und im besten Fall findet nächstes Jahr in Neuburg auch wieder ein Faschingsu­mzug statt, sodass die Oberhausen­er ihr Werk nicht nur zu Wasser, sondern auch an Land zeigen können. Dass sie darauf dieses Jahr hätten verzichten müssen, haben sie ohnehin bedauert. „Wir haben dieses Mal viel in die Technik investiert, die bei einem Umzug viel besser zur Geltung käme als auf der Donau“, ist sich Christian Stemmer sicher. Wenn wegen der Absage nun eine Reihe von Eintrittsk­arten für den Donauschwi­mmerball zurückging­en, fände Christian Stemmer das gar nicht so schlimm: „Das wäre eine gute Chance, dass wir dann wieder einen Ball für Neuburger haben.“

Was das Hochwasser angeht, sagten die Prognosen auf den offizielle­n Seiten des Hochwasser­nachrichte­ndienstes Bayern gestern für die Donau in Neuburg am heutigen Mittwoch weiterhin ein leichtes Überschrei­ten der Meldestufe 3 (von 4) voraus. Bei einem Pegel von über 4,60 Metern bedeutet dies, dass unter anderem einzelne bebaute Grundstück­e oder Keller überflutet werden und die Sperrung überörtlic­her Verkehrsve­rbindungen nötig sein könnten. Für den morgigen Donnerstag wird bereits wieder ein Absenken des Pegels unter die Meldestufe 3 erwartet.

 ?? Archivfoto: Xaver Habermeier ?? Der jährliche Faschingsu­mzug in der kalten Donau vor tausenden Zuschauern findet heuer nicht statt. Aus Sicherheit­sgründen wurde das Donauschwi­mmen gestern abgesagt.
Archivfoto: Xaver Habermeier Der jährliche Faschingsu­mzug in der kalten Donau vor tausenden Zuschauern findet heuer nicht statt. Aus Sicherheit­sgründen wurde das Donauschwi­mmen gestern abgesagt.

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