TSV Urgestein hängt Schuhe an Nagel
Kilian Huber trug stets das Aindlinger Trikot. Jetzt ist für den 34-Jährigen Schluss. Warum er diesen Schritt wagt und ob man ihn künftig am Schüsselhauser Kreuz antreffen wird
Aindling Es scheint irgendwie zum Wesen eines Fußballers zu gehören, dass er immer wieder mal zum Wanderstab greift und zu neuen Ufern aufbricht. Wer etwa in der Landesliga kickt und im dritten Jahr in Folge dem gleichen Klub angehört, der muss damit rechnen, dass er mitleidig belächelt wird, weil er keinen neuen Verein gefunden hat. Kilian Huber gehört diesem Kreis ganz gewiss nicht an. Als Zehnjähriger begann er, das Trikot des TSV Aindling zu tragen. Und dem hielt er ein Vierteljahrhundert lang stets die Treue. Jetzt aber ist Schluss mit den sportlichen Ambitionen, nun haben für den 34-Jährigen Familie und Beruf Vorrang.
Vor einigen Tagen wurde Huber Vater, im Februar steht seine Bachelor-Arbeit an, danach arbeitet er als Planer für ein Ingenieurbüro, das im Bereich Wasserversorgung und Kanal tätig ist. Dazu kommen Probleme mit den Knien, die nicht akut sind, aber sich während der Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde verschlechtern könnten: „Fünf Mal die Woche auf dem Platz“, rechnet er vor und spricht noch seine anderen Aufgaben als Begründung für seinen Rückzug an. Gab es denn im Laufe der vielen Jahre nie Anfragen von anderen Vereinen? Doch, doch, aber Spielertrainer in einer unteren Liga, das war nicht unbedingt das, was Huber vorschwebte. Also blieb er dem TSV treu und war sich keineswegs zu schade dafür, in der Kreisliga oder in der Bezirksliga zu spielen. Später kamen noch reichlich Einsätze in höheren Klassen dazu, immerhin 59 in der Bayernliga und 89 in der Landesliga. Er selber hat nicht gezählt, wie oft er auflaufen durfte, speziell hinten rechts in der Abwehrreihe: „Ein paar Hundert Spiele werden es gewesen sein.“Und darum will der Verein seinen Abgang auch nicht ohne Ehrung hinnehmen. Bei Gelegenheit soll der Dauerbrenner, dieses Musterbeispiel an Vereinstreue, eine Auszeichnung erhalten.
Dass man ihm am Schüsselhauser Kreuz mehr als nur eine Träne nachweint, ist kein Geheimnis. „Sehr, sehr“, versichert Trainer Thomas Wiesmüller auf die Frage, wie sehr er das Ausscheiden von Huber aus seinem Kader bedauert. „Wir haben viel gesprochen, um ihn umzustimmen.“Der Sportliche Leiter Josef Kigle hätte den Routinier ebenfalls gerne gehalten. „Wir haben ihn aber schon im Sommer überreden müssen, dass er diese Saison spielt.“Huber hat in seiner Karriere viele Trainer kennengelernt. Dezidiert äußern will er sich über die verschiedenen Übungsleiter nicht, sondern sagt ganz pauschal: „Jeder hatte seine Stärken – und natürlich auch seine Schwächen.“Huber selbst wird man wohl nie in dieser Position erleben: „Dazu fehlt mir der Trainerehrgeiz.“Vielleicht wird er nochmals als Fußballer aktiv, denn diese Leidenschaft ist nicht gänzlich verflogen.
Woran erinnert er sich beim Blick zurück besonders gerne? „Da gibt es ein paar Sachen“, so Huber, und er erwähnt die erfolgreiche Relegation gegen Türkspor Augsburg, allerdings aufgrund eines Kreuzbandrisses ohne Huber. Dass der Verein jahrelang darunter zu leiden hatte, dass Beiträge an die Sozialkassen nicht korrekt abgeführt wurden, spricht er ebenfalls an. Und wie war es mit der Roten Karte am 26. August 2016 im Heimspiel gegen Kaufbeuren, die eine drakonische Strafe von acht Wochen zur Folge hatte? Der Kicker im Ruhestand will da nicht mehr lange nachtarocken: „Da wächst mal Gras drüber.“Wird man Kilian Huber als Funktionär in
Bleibt Kilian Huber dem TSV Aindling erhalten?
Diensten des TSV Aindling erleben? Bei dieser Frage muss er kurz nachdenken: „In den nächsten Jahren auf alle Fälle nicht. Momentan bin ich ausgelastet mit anderen Aufgaben.“Dass er eine Lücke hinterlässt, steht außer Frage. Doch Huber versucht gleich, seinen Nachfolgern den Rücken zu stärken: „Da werden junge Leute den Part ausfüllen.“