Glanzlichter auf Brechts Geburtstagstorte
Vor 120 Jahren wurde der Dichter am 10. Februar geboren. In der Barfüßerkirche geben Gina Pietsch & Co. ein B.B.-Konzert; im Bistro erinnert Dirk Heißerer an „Die rote Zibebe“
Bertolt Brechts 120. Geburtstag soll an Augsburg nicht sang- und klanglos vorbeigehen. Am Vorabend und am 10. Februar selbst werden der Bert-Brecht-Kreis, Brechts Bistro und der Brechtshop aktiv, wenn schon das Brechtfestival erst zwei Wochen später startet. Kulturreferent Thomas Weitzel habe um ein Festprogramm sogar ausdrücklich gebeten, sagt Michael Friedrichs, der Vorsitzende des Brecht-Kreises.
Friedrichs steckt Highlights auf die Torte. Er holt zum Geburtstagskonzert die gefeierte Brechtsängerin Gina Pietsch am Samstag, 10. Februar, um 19 Uhr in die Barfüßerkirche. Sie legt den Schwerpunkt auf die Songs der „Mutter Courage“und die „Legende vom toten Soldaten“. Außerdem wird der junge Schauspieler Anatol Käbisch den „Kinderkreuzzug 1939“und „Die Ballade vom Wasserrad“vortragen. Und der aus Kamerun stammende Multiinstrumentalist Njamy Sitson lässt sich durch Brechts Revolutionsstück „Trommeln in der Nacht“inspirieren. Zumal darin der Kriegsheimkehrer Kragler aus Afrika, wo das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg seine Kolonien vergeblich verteidigte, kommt.
Den Rahmen dieses Konzerts bildet also Brechts Haltung zum Krieg – passend zum Gedenken ans Weltkriegsende 1918 und den Beginn des Dreißigjährigen Kriegs 1618. Die Barfüßerkirche spielt dabei eine erhebliche Rolle, denn der Konfirmand B.B. hörte dort die patriotischen Kriegspredigten von Pfarrer Hans Detzer, der 1914 auf Gott den Herrn vertraute, „dass er die gute und gerechte Sache unseres Volkes zum Siege führen wird“. Der junge Brecht – eben zunächst Student der Medizin in München geworden – leistete 1918 Sanitätsdienst in einem Augsburger Lazarett, während sein bester Schulfreund Caspar Neher als Frontsoldat dem Tod nahe war.
Voraus geht dem Konzert um 18 Uhr ein Geburtstagsempfang (nicht nur für Brecht-Kreis-Mitglieder) in der Großen Sakristei. Pfarrer Martin Beck wird außerdem ein Impulsreferat zu Brechts Kirche halten.
Brecht für Kinder bereitet lustvoll die Schauspielerin Karla Andrä mit ihrer Band „Text will Töne“im Theaterkonzert „Onkel Ede hat einen Schnurrbart“am Samstagnachmittag um 15 Uhr im Abraxas auf. (Karten unter www.fakstheater.de und Tel. 0821/96611).
Eine schräge Geburtstagsparty inszeniert am Freitag, 9. Februar, ab 19 Uhr der Münchner Literaturkenner Dirk Heißerer in Brechts Bistro beim Brechthaus mit „Brecht/ Valentin: Die rote Zibebe. Improvisationen im Wachsfigurenkabinett“. Das Programm knüpft an die Kabarett-Revue „Die rote Zibebe“an, die im Anschluss an die Uraufführung von „Trommeln in der Nacht“im Vorstadttheater der Münchner Kammerspiele im September 1922 gegeben worden ist. Die Typen von damals werden auferstehen: der Virginia-Raucher Bertolt Brecht, „Totengräber“Klabund, „Kuddel Daddeldu“Joachim Ringelnatz, „Lindekuh“Frank Wedekind“und natürlich Karl Valentin.
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Karten für die Veranstaltungen am 9. und 10. Februar gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung am Obstmarkt, Tel. 08 21/51 88 04.