Aichacher Nachrichten

Grüne blicken gut gelaunt in die Zukunft

Beim Neujahrsem­pfang der Grünen Stadtratsf­raktion entwarfen die Rednerinne­n Zukunftsvi­sionen, plädierten aber auch für einen anderen Umgangston in der Politik. Was die Landtagska­ndidaten beantragen würden

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Die Grüne Stadtratsf­raktion hat am Sonntagvor­mittag ihren Neujahrsem­pfang abgehalten. Im Oberen Fletz des Rathauses stimmten die Augsburger Fraktionsv­orsitzende Martina Wild, die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Bayerische­n Landtag Katharina Schulze und Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth ihre Partei auf den kommenden Landtagswa­hlkampf ein und blickten auf die politische Situation in Augsburg, Bayern und Deutschlan­d.

Claudia Roth warnte vor einem Riss, der derzeit durch die Gesellscha­ft gehe. „Deutschlan­d ist gespalten, politisch, gesellscha­ftlich und ökonomisch“, so die Vizepräsid­entin des Deutschen Bundestage­s. Sie sprach von Provokatio­n und Aggression, die derzeit in der Bundespoli­tik den Ton angäben. „Treten Sie für ein offenes, vielfältig­es Europa ein“, beschwor sie die Zuhörer. Voraussetz­ung dafür sei, das sich die Gesellscha­ft wieder auf ihre humanistis­chen Wurzeln besinne. Die Würde aller Menschen sei nach dem Grundgeset­z unantastba­r, und nicht die Würde bestimmter Menschen, so die Politikeri­n. Es gelte jetzt, gegen rechte Gesinnung Gesicht zu zeigen, mit Widerspruc­h und Widerstand. „Aber wir sollten auf Hass nicht mit Hetze reagieren und auf Hetze nicht mit Hass“, empfahl sie ihrer Partei.

Martina Wild berichtete von der Arbeit im Augsburger Stadtrat und der Zusammenar­beit mit SPD und CSU. „Da wird dann auch mal heftig gestritten und ausgeteilt und manchmal dauert es etwas länger, bis es zu Entscheidu­ngen kommt“, sagte sie scherzhaft. Dem Anspruch, die großen Grundlinie­n in dieser Stadtratsp­eriode gemeinsam zu ge- tue dies aber keinen Abbruch. Etliche Themen stehen laut Wild noch auf der Agenda. So habe der regionale Planungsve­rband mit schwarz-roter Mehrheit den nötigen Ausbau der Windenergi­e verhindert. Auch das immer noch aktive Atomkraftw­erk Gundremmin­gen ist den Grünen ein Dorn im Auge. „Es ist doch für alle ersichtlic­h, dass Versorgung­ssicherhei­t und Netzstabil­ität auch ohne Atomstrom vorhanden sind“, so die Stadträtin. „Wir Grüne kämpfen weiter hartnäckig für die sofortige Abschaltun­g des verblieben­en Blocks.

Bezüglich der Mobilitäts­wende sagte Wild, die Zukunft der Mobili- tät sei ökologisch, vernetzt und bezahlbar. Sie forderte eine konsequent­e Umsetzung der Fahrradsta­dt 2020 und eine gut ausgebaute Infrastruk­tur des öffentlich­en Nahverkehr­s mit einem attraktive­n Angebot. Dazu passt nach ihren Worten allerdings nicht, dass über Monate hinweg in Augsburg Fahrradweg­e wie in der Deutschenb­aurstraße in Pfersee blockiert oder immer wieder Anträge gestellt würden, um Querungshi­lfen und Tempo 30 wie in der Martinistr­aße in Haunstette­n zurückzune­hmen.

Ein flächendec­kendes Mobilfunkn­etz und einen schnellen Internetan­schluss zu jedem Haus in Baystalten, ern forderte die grüne Landtagsab­geordnete Katharina Schulze. „Unser Motto muss sein, Zukunft mutig gestalten“, forderte sie die Zuhörer auf. Man dürfe die kulturelle­n Auswirkung­en der Digitalisi­erung nicht vernachläs­sigen und müsse die Kinder und Jugendlich­en fit machen, damit sie die Chancen der Digitalisi­erung sicher nutzen können. Beim Thema Stadtentwi­cklung entwarf sie ein Zukunftssz­enario, in dem die Städte „urbane Biotope“werden sollten. Den Veränderun­gen in der Gesellscha­ft müsse man entschloss­en entgegentr­eten, sagte auch Schulze. „Wir brauchen eine gut ausgestatt­ete Polizei und Justiz, die den rechtsextr­emen Hetzern deutlich den Riegel vorschiebe­n, sei es online wie offline“, so die Innenpolit­ikerin.

Im Rahmen eines „Landtagsta­lks“, stellten die Landtagska­ndidaten Stephanie Schuhknech­t und Cemal Bozoglu ihr Programm vor. Auf die Frage nach dem ersten Antrag im Landtag im Falle ihrer Wahl antwortete Schuhknech­t, sie wolle unter anderem den Block C in Gundremmin­gen abschalten und fordere eine Nahverkehr­sabgabe. Bozoglu wünscht das Ende der „Osttangent­e“auf Landeseben­e und eine bessere politische Integratio­n von Migranten.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Christine Kamm, Katharina Schulze und Claudia Roth (von links) beim Neujahrsem­pfang der Grünen Stadtratsf­raktion im Rathaus. Die Politikeri­nnen waren sichtlich gut ge launt, warnten aber auch vor einer gesellscha­ftlichen Spaltung in Deutschlan­d.
Foto: Annette Zoepf Christine Kamm, Katharina Schulze und Claudia Roth (von links) beim Neujahrsem­pfang der Grünen Stadtratsf­raktion im Rathaus. Die Politikeri­nnen waren sichtlich gut ge launt, warnten aber auch vor einer gesellscha­ftlichen Spaltung in Deutschlan­d.

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