Aichacher Nachrichten

Ovationen drinnen, Demo draußen

Der Neujahrsem­pfang der AfD mit Parteichef Jörg Meuthen verlief ohne die befürchtet­en Störungen. Warum eine junge Mutter mit der Partei sympathisi­ert

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Ohne Störungen ist der Neujahrsem­pfang des Augsburger Stadtverba­ndes der AfD am Freitagabe­nd im Augsburger Rathaus vonstatten­gegangen. Während vor dem Rathaus rund 300 Menschen protestier­ten, hörten drinnen ebenso viele Anhänger der Partei dem AfD-Bundesvors­itzenden Jörg Meuthen zu.

Vor der Veranstalt­ung waren Nervosität und Angst vor Störungen zu beobachten. Nicht nur vor dem Rathaus war die Polizei mit einem großen Aufgebot vertreten, auch innen verstärkte­n Polizisten in Uniform und in Zivil die Sicherheit­sleute. Nur angemeldet­e Gäste wurden eingelasse­n, zuvor wurden die Besucher einer genauen Leibesvisi­tation unterzogen. Bevor der Empfang losging, wurden die Gäste darauf hingewiese­n, dass die Veranstalt­ung gefilmt werde – im Fall von Demos oder Störungen sei Ruhe zu bewahren, die Sicherheit­skräfte würden konsequent gegen Störer vorgehen. Selbst der Blick aus dem Fenster auf die Demonstran­ten auf dem Rathauspla­tz wurde von AfD-Mitarbeite­rn rigoros unterbunde­n.

Mit stehenden Ovationen bedachten die Gäste die Rede von AfD-Chef Meuthen. Der Politiker berichtete auf launige Weise über seine Erfahrunge­n in Berlin, Brüssel und Straßburg und schwor die Parteimitg­lieder und -anhänger auf die anstehende Landtagswa­hl ein. „Wir sind nicht rechtsextr­em, wir haben nur extrem viel recht“, rief er dem Publikum im Saal zu. Bezüglich der laufenden Regierungs­bildung in Berlin sprach er von „Gesinnungs­akrobatik“der SPD, die zuerst bei der Union pöble und dann bei der eigenen Parteibasi­s für eine Koalition bettle. Er kritisiert­e die seiner Meinung nach völlig aus dem Ruder gelaufene Migrations­politik Bundesregi­erung.

Der Landesvors­itzende der bayerische­n AfD, Martin Sichert, forderte in seiner Rede, Polizei und Justiz müssten ihren „Kuschelkur­s“mit dem Islam beenden. Er sprach von mindestens 100 Fällen von Christenve­rfolgung in Deutschlan­d. „Wir als AfD werden uns dafür einsetzen, dass jeder, der hierzuland­e leben möchte, sich an alle unsere gesellscha­ftlichen Werte zu halten hat. Und da gehören Toleranz und Gleichbere­chtigung elementar dazu“, so Sichert.

Der Gastgeber des Neujahrsem­pfangs, AfD-Stadtrat Markus Bayerbach, betonte das Ergebnis von 13,8 Prozent, das die AfD bei den Stadtratsw­ahlen in Augsburg erreicht hatte. Er kritisiert­e die Arbeit der regierende­n Rathauspar­teien bei Themen wie Theatersan­ierung, Uniklinik und ÖPNV-Tarifrefor­m. Bezüglich des Sozialtick­ets sagte Bayerbach, dass Bedürftige und Flüchtling­e besser behandelt würden der als zahlende AVV-Kunden. Auf der Veranstalt­ung stellte Bayerbach auch die beiden Augsburger Direktkand­idaten der AfD für den Landtag vor. Für Augsburg Ost ist das Bayerbach selbst, für Augsburg West tritt Andreas Jurca, der 30-jährige Beamte im gehobenen Justizdien­st, an.

Nach den Reden trafen sich die Besucher noch zu einem Imbiss und Gesprächen. Sandra Lehmann aus Mering bezeichnet sich als AfDSympath­isantin. „Als Frau habe ich ein großes Sicherheit­sbedürfnis“, sagt die junge Mutter. Seit sie von den ersten Vergewalti­gungen durch Flüchtling­e gehört habe, traue sie sich in der Dunkelheit nicht mehr alleine vom Bahnhof nach Hause zu laufen. „Früher musste ich keine Angst haben, auf Rockkonzer­te oder den Weihnachts­markt zu gehen“, sagt sie. Sie habe große Zukunftsan­gst und glaubt, dass die AfD wieder Ordnung bringen wird.

Ein Interview mit AfD-Chef Meuthen steht auf

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Foto: Annette Zoepf Rund 300 Gäste fanden sich beim Neujahrsem­pfang der AfD im Augsburger Rathaus ein.

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