Radfahrer fordern kostenlose Abstellplätze
Die Stadt will das Radchaos im Pferseer Tunnel beseitigen. Verbotsschilder ändern nichts am Grundproblem
Seit vergangener Woche untersagen Schilder in der Pferseer Unterführung, Fahrräder im Tunnel abzustellen (wir berichteten). Vor Ort fällt allerdings auf, dass nach wie vor beide Straßenseiten zur Hälfte mit Rädern zugestellt sind. Sie blockieren einen Teil des kombinierten Geh- und Radweges, Passanten können kaum ausweichen.
Und nur wenige Radfahrer halten die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit ein. Dass Fußgänger in der Unterführung gefährdet sind, ist das Hauptargument der Stadt für die neuen Hinweisschilder. Aber wie sehen die Radfahrer, die den Tunnel passieren, die Lage? Martin Seeger, 23, ärgert sich über rücksichtslose Fahrer. „Ich parke mein Rad nicht im Tunnel, und in der Unterführung steige ich immer ab.“Für ihn besteht die Lösung des Problems im Respekt vor den anderen Verkehrsteilnehmern. Trotzdem wünscht er sich einen Ausbau der Radparkplätze und -wege rund um den Hauptbahnhof.
Auch Vernon Fuchs, 36, aus Stadtbergen beklagt sich über fehlende Abstellmöglichkeiten. Das Verbotsschild an der Wand sei ihm noch gar nicht aufgefallen. Deswegen habe er sein Rad wie üblich im Tunnel geparkt. „Die Pendler brauchen eine kostenlose Alternative. Alles ist überfüllt. Mit meinem alten Rad lohnen sich 70 Euro im Jahr für das bewachte Parkhaus doch gar nicht.“Er findet, dass ein Ausbau des Gehweges nötig wäre, um die Situation zu entschärfen.
Andrea Kühnöhl, 56, aus Bad Wörishofen kann diesen Wunsch nachvollziehen. „Die Unterführung ist viel zu eng. Die Straßenbahn, der Berufsverkehr mit Autos und Lastwagen... Ich möchte hier als Radfahrer nicht auf der Straße fahren müssen.“Sie kann verstehen, dass manche ihr Fahrrad morgens schnell im Tunnel abstellen, bevor sie zur Bahn sprinten. Trotzdem hat die Augsburg-Pendlerin sich entschieden, das kostenpflichtige Fahrradparkhaus zu nutzen. „Hier ist mein Rad rund um die Uhr geschützt und behindert niemanden. Dafür ist der Preis gerechtfertigt.“Sie nutze die sichere Alternative gerne.
Mit dem Beginn der Bauarbeiten am Hauptbahnhof vor fünf Jahren sind an vielen Stellen Radparkplätze weggefallen, die Zahl der auf den Bahnverkehr angewiesenen Pendler aber wächst. Neue, kostenlose Flächen für Fahrräder sind bis auf Weiteres nicht in Sicht. Auch deswegen möchte die Stadt die Schilder als Appell für mehr gegenseitige Rücksichtnahme verstanden wissen.