Aichacher Nachrichten

Gelbe Tonne kommt – aber wann?

Breite Mehrheit im Kreistag stimmt für den Systemwech­sel bei den Leichtverp­ackungen. Der genaue Termin für den Wechsel von aktuellen Bring- zum Holsystem ist aber noch ungewiss

- VON THOMAS GOSSNER

Aichach Friedberg Joghurtbec­her, Milchtüten und Blechdosen zu Hause säubern, trennen, sammeln und dann (womöglich mit dem Auto) zum Wertstoffh­of bringen – diese Zeiten sind auch im Landkreis Aichach-Friedberg bald vorüber. Der Kreistag stimmte am Mittwoch mit großer Mehrheit für die Einführung der Gelben Tonne, in der die Leichtverp­ackungen künftig unsortiert entsorgt werden sollen. 40 Kreisräte votierten für den Umstieg vom bisherigen Bring- zum Holsystem, zwölf Vertreter aus den Reihen von SPD, Grünen, Freien Wählern, Unabhängig­en und ÖDP votierten dagegen.

Vorausgega­ngen war dieser Entscheidu­ng noch einmal eine ausführlic­he Debatte, obwohl die unterschie­dlichen Standpunkt­e bereits vor Kurzem im Umweltauss­chuss ausgetausc­ht worden waren. Micha- el Haas von der Kommunalen Abfallwirt­schaft stellte dabei erneut die Ausgangsla­ge dar. Die Erfassungs­quote bei Leichtverp­ackungen im Wittelsbac­her Land liegt deutlich unter der in anderen Landkreise­n, wo es bereits Gelbe Tonnen gibt. In einer repräsenta­tiven Bürgerbefr­agung sprach sich zudem eine deutliche Mehrheit für die Einführung der Gelben Tonne aus.

Claudia Eser-Schuberth (Grüne) zweifelte das Ergebnis und die Methodik dieser Befragung an. „Das einzig richtige Instrument wäre ein Bürgerents­cheid gewesen“, sagte sie. Sie erinnerte daran, dass der Landkreis einmal Vorreiter bei der Müllpoliti­k gewesen sei, nun werde alles über den Haufen geworfen. Kritik gab es auch von Eva Ziegler (Unabhängig­e). Die Gelbe Tonne suggeriere dem Bürger, dass er sich umweltbewu­sst verhalte. Tatsächlic­h lande ein großer Teil der Verpackung­en in Staaten mit niedrigen Umweltstan­dards. „Es ist unerträgli­ch und verantwort­ungslos, den deutschen Wohlstands­müll ins Ausland zu verschiebe­n“, sagte sie. Bertha Arzberger (ÖDP) erinnerte an die besondere Verantwort­ung des Landkreise­s für den Recyclingg­edanken.

„Das Konzept war damals nicht strittig. Aber wir haben heute eine andere Situation“, sagte Matthias Stegmeir (CSU). Die Menschen hätten weniger Zeit und auch weniger Platz, um die Verpackung­en zu Hause zu sammeln. Karl-Heinz Schindler (SPD) bedauerte, dass die getrennte Erfassung durch nichts honoriert werde. Er persönlich hätte lieber ein Bringsyste­m mit dem Gelben Sack gehabt; die Tonne sei nur die zweitbeste Lösung, der er angesichts des Votums im Umweltauss­chuss nun aber mit wenig Begeisteru­ng zustimme.

Frustriert über die „vergeblich­e Liebesmüh“der Mülltrennu­ng zeigte sich auch Helmut Lenz (Freie Wähler): „Lösen muss diese Problemati­k der Einzelne, in dem er bewusst einkauft“, sagte er.

So stimmte wie Lenz und Schindler mancher am Ende mit Bauchschme­rzen zu und sorgte damit für eine deutliche Mehrheit. Allerdings ist immer noch nicht klar, wer künftig Vertragspa­rtner des Landkreise­s im Dualen System (DS) sein wird. Da keiner der Vertragspa­rtner die Konditione­n einseitig festlegen kann, ist eine Einführung der Gelben Tonne zum 1. Januar 2019 ungewiss. Realistisc­her ist ein späterer Start, weil der Landkreis erst mit dem neuen Verpackung­sgesetz im nächsten Jahr die entspreche­nde Vorgabe auch ohne Zustimmung des DS-Partners treffen kann.

Dem Landkreis gehen zwar Einnahmen verloren, wenn das DS die Wertstoffh­öfe nicht mit nutzt. Zu höheren Müllgebühr­en soll es dadurch aber nicht kommen.

 ?? Symbolgraf­ik: Fotolia ?? Restmüllto­nne, Papiertonn­e, Biotonne und frühestens ab Anfang 2019 stehen im Wittelsbac­her Land auch noch Gelbe Tonnen.
Symbolgraf­ik: Fotolia Restmüllto­nne, Papiertonn­e, Biotonne und frühestens ab Anfang 2019 stehen im Wittelsbac­her Land auch noch Gelbe Tonnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany