Aichacher Feuerwehr sucht neue Führungskräfte
Versammlung Bei der Wahl 2019 wollen Vorsitzender Hannes Ziegler, Kommandant Michael Sieber und Kassenwart Hans Wassermann nicht mehr für ihre Ämter kandidieren. Sieber findet zur Tagesalarmsicherheit deutliche Worte
Aichach Oberwittelsbach Die Freiwillige Feuerwehr Aichach sucht gleich drei neue Kandidaten für Führungspositionen. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag im Burghof in Oberwittelsbach kündigten Vorsitzender Hannes Ziegler, Kommandant Michael Sieber und Kassenwart Hans Wassermann an, dass sie bei den Wahlen im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren werden.
Ziegler gab seine Entscheidung im Schlusswort bekannt: „Ich möchte für meine Familie mehr da sein, für meine Enkel.“Auch Sieber erklärte, dass er 2019 nach 18 Jahren als Kommandant nicht mehr für eine Wiederwahl bereitstehen werde. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann sagte dazu: „Ich bin aufrichtig traurig über seine Ankündigung.“Als Erster hatte am Dienstag Hans Wassermann seinen Rückzug angekündigt. „Das Ehrenamt darf ein Ende haben.“In diesem Fall nach immerhin 30 Jahren. Dass dieses Trio nach derzeitigem Stand in zwölf Monaten zu ersetzen sein wird, erscheint nicht gerade einfach. Schließlich sind in letzter Zeit einige Mitglieder der Aichacher Wehr in die Kreisinspektion aufgestiegen, allen voran Christian Happach, der neue Kreisbrandrat.
Die Tagesalarmsicherheit sprach Michael Sieber in seiner Rückschau wiederholt an. „Nicht nachvollziehbar für uns von der Freiwilligen Feuerwehr Aichach ist die Tatsache, dass andere Feuerwehren und Teile der Inspektion mit dem Finger auf uns zeigten aufgrund der Tatsache, dass wir sehr offen und transparent mit dieser Problematik umgingen“, sagte er. „In einer Zeit, in der unser Alltag durch Termine und Zeitdruck geregelt ist, fällt es schwer, gerade untertags alles liegen und stehen zu lassen, um dem Ruf des Funkweckers oder der Sirene zu folgen. Es wäre an der Zeit, dass die Politik über Maßnahmen nachdenkt, wie die Gemeinden gerade untertags ihre Pflichtaufgabe erfüllen können.“
Neben der Aichacher Wehr wurden vier weitere Ortsteilwehren mit den neuen Schutzanzügen ausgestattet. Die Beschaffung des Wechsellader-Fahrzeugs mit einem Abrollbehälter für Wasser und Schaum konnte ebenfalls nach einer europaweiten Ausschreibung auf den Weg gebracht werden. Im Tagebuch der Feuerwehr Aichach sind für das vergangene Jahr 705 Einträge hinterlegt. Als „unvergessliches Erlebnis“stufte der Kommandant den viertägigen Ausflug nach Berlin ein, zu dem die damalige Bundestagsabgeordnete Iris Eberl geladen hatte. Zum ersten Mal kommt der Kreisbrandrat von der Freiwilligen Feuerwehr Aichach.
Insgesamt 4559 Stunden wurden für die Ausbildung erbracht. Ferner sprach Sieber die vielen Übungen auf verschiedenen Ebenen an.
Im Jahr 2017 kam es zu 208 Einsätzen; 38-mal handelte es sich um Brandeinsätze, 149-mal um technische Hilfeleistungen und 21-mal um Sicherheitswachen. Sieber erinnerte an den Großbrand der Western-City in Dasing: „Machtlos zusehen zu müssen, wie wegen Wassermangel ein Gebäudeteil nach dem anderen dem Feuer zum Opfer fällt, ist bitter, und sollte die Verantwortlichen endlich auf den Plan rufen, um die Möglichkeiten der Gesetzgebung voll auszuschöpfen.“Insgesamt sprach er von einem „einsatzruhigen Jahr, ohne Großschadenslagen und Naturkatastrophen“.
Bei der Menge an Personal, das Aichach für die Inspektion zur Verfügung stellt, müsse schon langsam der Verweis erlaubt sein, dass sich alle 103 Feuerwehren im Landkreis am Ausbildungsprogramm der Inspektion bedienen können und gerade die großen Feuerwehren in der Pflicht wären, geeignetes Personal abzustellen, so Sieber.
Konkurrenz bei der Suche nach Nachwuchs wird größer
Hannes Ziegler meinte: „Der Terminkalender wird immer voller.“Bei der Suche nach Nachwuchs werde die Konkurrenz mit den Vereinen immer größer, so der Vorsitzende. Er erhofft sich bei der Mitgliederwerbung mehr Hilfe vonseiten des Gesetzgebers.
Jugendwart Martin Greifenegger, der im März 2017 in dieses Amt berufen wurde, sprach von einem ganz normalen Jahr. Bei der Jugendarbeit wolle man die Ortsteile mit einbinden. Die Jugendarbeit stellte auch Kreisbrandrat Christian Happach in seinem Grußwort heraus.
Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann erinnerte daran, dass der Alarm jederzeit ausgelöst werden könne: „Feuerwehrdienst ist die Paradedisziplin des Ehrenamtes.“Das Geld für die Floriansjünger sei definitiv gut angelegt: „Denn Sicherheit ist unbezahlbar.“In seinen Dank schloss Habermann auch die betroffenen Familien mit ein.
Peter Meitinger, der Feuerwehrreferent im Aichacher Stadtrat, berichtete von einem Investitionsprogramm in einer Höhe von 536 000 Euro in diesem Jahr: „Das beweist, dass uns die Wehren sehr am Herzen liegen.“
Simone Strohmayr (SPD), Mitglied des Bayerischen Landtags, verwies darauf, dass im Freistaat der Anteil der Frauen bei den Feuerwehren bereits 23 Prozent betrage. Bei Einsätzen untertags könnte sie sich eine Kombination aus Ehrenamt und hauptamtlichen Kräften vorstellen.