Aichacher Nachrichten

Warum Gerd Müller bangen muss

Der Entwicklun­gsminister will weitermach­en. Die Konkurrenz in der CSU ist groß

- VON JOACHIM BOMHARD

Augsburg Die CSU hat ein Verteilung­sproblem. Fünf herausgeho­bene Posten kann sie in Berlin besetzen. Drei sind fest vergeben. Für die beiden letzten gibt es aber drei Anwärter, darunter mit der stellvertr­etenden Parteivors­itzenden Dorothee Bär, 39, aus Unterfrank­en eine Frau mit Aussichten auf den Karrieresp­rung. So scheint es jetzt nur noch um die Frage zu gehen, ob der Kemptener Gerd Müller, 62, Entwicklun­gsminister bleibt oder Generalsek­retär Andreas Scheuer, 43, zu Ministereh­ren kommt.

Zwei Posten sind gleich in den Wochen nach der Bundestags­wahl mit zwei Männern besetzt worden: An der einflussre­ichen Stelle des CSU-Landesgrup­penchefs sitzt der ehemalige Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt, 47, Bundestags­vizepräsid­ent ist jetzt Ex-Innenminis­ter Hans-Peter Friedrich, 60. Drei Ministerie­n darf die CSU wieder besetzen. Vier Jahre nach dem Ausscheide­n von Friedrich bekommt sie das bisher von Thomas de Maizière (CDU) geführte Innenminis­terium zurück. Parteichef Horst Seehofer, das steht fest, wird es übernehmen. Dorothee Bär könnte Dobrindt im Verkehrsmi­nisterium beerben. Dort kennt sich die Parlamenta­rische Staatssekr­etärin aus. Das Gleiche gilt für Scheuer, der ebenfalls dort bereits Staatssekr­etär (2009–2013) war. Von ihm heißt es in Parteikrei­sen aber auch, er sei sehr gut als Generalsek­retär. Was auch so verstanden werden kann: Warum soll er jetzt Minister werden, wenige Monate vor dem für die CSU enorm wichtigen Landtagswa­hlkampf.

Bleibt noch Gerd Müller, dem nicht nur in der eigenen Partei bis in die oberste Spitze hinein eine hervorrage­nde Bilanz attestiert wird. CSU-Chef Seehofer hat sich dem Vernehmen nach gestern im Parteivors­tand sehr positiv über den Minister geäußert. Schwabens CSUVorsitz­ender Markus Ferber betont, Müller habe „bewiesen, dass er das Entwicklun­gsminister­ium hervorrage­nd führen kann“. Ferber will für ihn kämpfen. Ein alter Parteihase sagt über Müller: „Der richtige Mann am richtigen Platz.“Auch beim politische­n Gegner und vielen einschlägi­gen Organisati­onen begegnet man dem Minister mit großem Respekt.

Der gebürtige Krumbacher ist keineswegs amtsmüde: „Ich würde das Ministeriu­m gerne weiterführ­en“, sagt er am Donnerstag unserer Zeitung, auch weil der Koalitions­vertrag die Entwicklun­gspolitik stärkt. Aber Müller weiß, dass er bis nach dem SPD-Mitglieder­votum warten muss, bevor auch über seine Zukunft entschiede­n wird. Die CSU will am 5. März – ein positives Votum der Sozialdemo­kraten vorausgese­tzt – ihre Personalfr­agen klären. Es wäre eine Überraschu­ng, wenn Dorothee Bär dann zugunsten eines Mannes leer ausginge, denn Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) soll schon vier Jahren bemäkelt haben, dass die CSU drei Männer zu Ministern gemacht habe.

Für Müller geht die Arbeit indessen uneingesch­ränkt weiter. In der kommenden Woche vertritt er die Bundesregi­erung in Kuwait bei einer Irak-Konferenz. Dort geht es auch um Hilfen bei Wohnungsba­u, Schulen und Ausbildung im kriegszers­törten Land – und damit auch um die Bekämpfung von Fluchtursa­chen, ein Thema, an dem der Allgäuer weiter arbeiten will.

Anerkennun­g von allen Seiten für den Allgäuer

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Gerd Müller ist seit 2013 Entwicklun­gs minister.

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