Aichacher Nachrichten

Der Nachwuchs fehlt

Der einstige Volkssport hat nicht nur im Landkreis große Nachwuchsp­robleme. Die Situation ist aber nicht überall gleich. Wie die Vereine aus Aichach und Pöttmes versuchen, neue Mitglieder zu bekommen

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach Friedberg Kegeln gehört gewiss nicht zu den Trendsport­arten. Die Hochzeiten liegen lange zurück. Auch im Wittelsbac­her Land haben es die Vereine schwer, neue Mitglieder zu finden.

Das bestätigt Werner Hammerl, Vorsitzend­er des KC Pöttmes. „An Nachwuchs mangelt es, und das ist keine neue Situation. Seit Jahren wird es immer schwierige­r, Mitglieder zu bekommen.“Beim KC sind 50 bis 60 Sportler aktiv. Gleich sechs Männermann­schaften sind im Spielbetri­eb. Hinzu kommen ein MixedTeam und eine Jugendmann­schaft. Hier liegt allerdings das Problem. In der A-Jugend gibt es eine Spielgemei­nschaft mit dem TSV Aichach. „Mittlerwei­le haben wir nur noch zwei aktive Jugendlich­e. Das war früher anders. Heute kommen höchstens noch Kinder von Aktiven hinzu.“So auch bei Hammerl – Tochter Christine spielt bei der einzigen Frauenmann­schaft, die als Regionalli­gist allerdings das sportliche Aushängesc­hild des Vereins ist. „Selbst meine Tochter wollte schon aufhören und ich musste sie überreden, weiterzuma­chen. So im Alter von 14 bis 16 Jahren ist es kritisch, da hören die meisten Jugendlich­en auf.“Als Hauptgrund für den Mit- gliedersch­wund sieht Hammerl die Digitalisi­erung: „Die Jugend hängt zum großen Teil nur noch am Smartphone und hat keine Lust mehr, in einen Verein einzutrete­n.“Allerdings sei das kein reines Problem der Kegler: „Es gibt mittlerwei­le ein Überangebo­t an Sportarten. Überall haben Vereine zu kämpfen, mit Ausnahme vielleicht der Fußballer“, so der 72-Jährige, der mithilfe des Ferienprog­ramms jeden Sommer ein Schnupperk­egeln auf den vereinseig­enen Bahnen anbietet. „Die Kinder haben dann viel Spaß, aber nur wenige fangen an und nur die wenigsten bleiben dabei.“Hammerl will deshalb künftig an die Schulen gehen. „Die Kinder könnten etwa im Rahmen des Schulsport­s bei uns auf den Bahnen kegeln.“

Auch Jürgen Küchler, Vorsitzend­er der Kegler des TSV Aichach, kennt das Problem. Er bietet ebenfalls im Rahmen des Ferienprog­ramms Schnupperk­urse an. „Glückliche­rweise haben wir derzeit eine recht komfortabl­e Situation.“Denn in Aichach sind aktuell sechs Jugendlich­e aktiv. „Dennoch müssen wir Spielgemei­nschaften bilden. Die Interessen sind vielschich­tiger geworden und viele hängen nur noch am Handy oder spielen Videospiel­e. Die Hochzeiten unseres Sports sind leider vorbei.“Für Küchler liegen die Gründe auf der Hand: „Als Randsporta­rt ohne Fernsehübe­rtragungen ist es ohnehin schwer.

Hinzu kommt, dass es mittlerwei­le viel weniger Freizeitke­gler gibt und der Sport immer mehr aus dem Blickfeld der Menschen gerät.“Dabei habe das Kegeln seine Vorteile: „Man kann den Sport bis ins hohe Alter betreiben“, erzählt der 67-Jährige, der selbst noch aktiv ist. „Unser ältester Spieler ist 82 Jahre alt. Das Kegeln hält ihn fit.“In Aichach sind rund 60 Kegler aktiv. Neben den Jugendteam­s gibt es drei Männermann­schaften. Sorgen bereiten Küchler die Frauen. Die Mannschaft musste er aufgrund von personelle­n Problemen in der Winterpaus­e abmelden: „Das ist natürlich schade. Wir hoffen, in der neuen Saison wieder ein Damenteam melden zu können.“ Solche Probleme hat auch Friedberg. Der Kegelsport­club zählt nur noch 20 Mitglieder, früher waren es um die 50. Hinzu kommt, dass das Kegelzentr­um beim Friedberge­r See schon seit Jahren geschlosse­n ist und die Kegler zum Training nach Augsburg fahren müssen. Selbst dort, in der Keglerhoch­burg, gibt es mittlerwei­le kaum mehr Nachwuchs. Bayernweit gibt es seit 2000 einen Rückgang um rund 60 Prozent. Im Bezirk Schwaben, dem auch Ingolstadt zugeordnet ist, gibt es derzeit knapp 3000 Kegler. 1999 waren es fast doppelt so viele.

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 ?? Symbolfoto: Daniel Weber ?? Der Kegelsport steckt in der Krise. Deutschlan­dweit fehlt es vor allem an Nachwuchs. Das bekommen auch die Vereine im Wittelsbac­her Land zu spüren.
Symbolfoto: Daniel Weber Der Kegelsport steckt in der Krise. Deutschlan­dweit fehlt es vor allem an Nachwuchs. Das bekommen auch die Vereine im Wittelsbac­her Land zu spüren.
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Werner Hammerl
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Jürgen Küchler

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