Der Nachwuchs fehlt
Der einstige Volkssport hat nicht nur im Landkreis große Nachwuchsprobleme. Die Situation ist aber nicht überall gleich. Wie die Vereine aus Aichach und Pöttmes versuchen, neue Mitglieder zu bekommen
Aichach Friedberg Kegeln gehört gewiss nicht zu den Trendsportarten. Die Hochzeiten liegen lange zurück. Auch im Wittelsbacher Land haben es die Vereine schwer, neue Mitglieder zu finden.
Das bestätigt Werner Hammerl, Vorsitzender des KC Pöttmes. „An Nachwuchs mangelt es, und das ist keine neue Situation. Seit Jahren wird es immer schwieriger, Mitglieder zu bekommen.“Beim KC sind 50 bis 60 Sportler aktiv. Gleich sechs Männermannschaften sind im Spielbetrieb. Hinzu kommen ein MixedTeam und eine Jugendmannschaft. Hier liegt allerdings das Problem. In der A-Jugend gibt es eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Aichach. „Mittlerweile haben wir nur noch zwei aktive Jugendliche. Das war früher anders. Heute kommen höchstens noch Kinder von Aktiven hinzu.“So auch bei Hammerl – Tochter Christine spielt bei der einzigen Frauenmannschaft, die als Regionalligist allerdings das sportliche Aushängeschild des Vereins ist. „Selbst meine Tochter wollte schon aufhören und ich musste sie überreden, weiterzumachen. So im Alter von 14 bis 16 Jahren ist es kritisch, da hören die meisten Jugendlichen auf.“Als Hauptgrund für den Mit- gliederschwund sieht Hammerl die Digitalisierung: „Die Jugend hängt zum großen Teil nur noch am Smartphone und hat keine Lust mehr, in einen Verein einzutreten.“Allerdings sei das kein reines Problem der Kegler: „Es gibt mittlerweile ein Überangebot an Sportarten. Überall haben Vereine zu kämpfen, mit Ausnahme vielleicht der Fußballer“, so der 72-Jährige, der mithilfe des Ferienprogramms jeden Sommer ein Schnupperkegeln auf den vereinseigenen Bahnen anbietet. „Die Kinder haben dann viel Spaß, aber nur wenige fangen an und nur die wenigsten bleiben dabei.“Hammerl will deshalb künftig an die Schulen gehen. „Die Kinder könnten etwa im Rahmen des Schulsports bei uns auf den Bahnen kegeln.“
Auch Jürgen Küchler, Vorsitzender der Kegler des TSV Aichach, kennt das Problem. Er bietet ebenfalls im Rahmen des Ferienprogramms Schnupperkurse an. „Glücklicherweise haben wir derzeit eine recht komfortable Situation.“Denn in Aichach sind aktuell sechs Jugendliche aktiv. „Dennoch müssen wir Spielgemeinschaften bilden. Die Interessen sind vielschichtiger geworden und viele hängen nur noch am Handy oder spielen Videospiele. Die Hochzeiten unseres Sports sind leider vorbei.“Für Küchler liegen die Gründe auf der Hand: „Als Randsportart ohne Fernsehübertragungen ist es ohnehin schwer.
Hinzu kommt, dass es mittlerweile viel weniger Freizeitkegler gibt und der Sport immer mehr aus dem Blickfeld der Menschen gerät.“Dabei habe das Kegeln seine Vorteile: „Man kann den Sport bis ins hohe Alter betreiben“, erzählt der 67-Jährige, der selbst noch aktiv ist. „Unser ältester Spieler ist 82 Jahre alt. Das Kegeln hält ihn fit.“In Aichach sind rund 60 Kegler aktiv. Neben den Jugendteams gibt es drei Männermannschaften. Sorgen bereiten Küchler die Frauen. Die Mannschaft musste er aufgrund von personellen Problemen in der Winterpause abmelden: „Das ist natürlich schade. Wir hoffen, in der neuen Saison wieder ein Damenteam melden zu können.“ Solche Probleme hat auch Friedberg. Der Kegelsportclub zählt nur noch 20 Mitglieder, früher waren es um die 50. Hinzu kommt, dass das Kegelzentrum beim Friedberger See schon seit Jahren geschlossen ist und die Kegler zum Training nach Augsburg fahren müssen. Selbst dort, in der Keglerhochburg, gibt es mittlerweile kaum mehr Nachwuchs. Bayernweit gibt es seit 2000 einen Rückgang um rund 60 Prozent. Im Bezirk Schwaben, dem auch Ingolstadt zugeordnet ist, gibt es derzeit knapp 3000 Kegler. 1999 waren es fast doppelt so viele.