Aichacher Nachrichten

Theater Mitarbeite­r veruntreut fast 100 000 Euro

Die Unregelmäß­igkeiten bestehen offenbar seit Jahren. Warum kein Wirtschaft­sprüfer sie bemerkte

- VON NICOLE PRESTLE »

Ein Mitarbeite­r des Theaters Augsburg hat offenbar über mehrere Jahre hinweg Geld veruntreut. Obwohl es sich in jedem der Fälle um kleinere Beträge handelte, war der Schaden am Ende fast sechsstell­ig, sagt Kaufmännis­cher Direktor Friedrich Meyer. Die Stadt hat dem Mitarbeite­r laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel fristlos gekündigt und Strafanzei­ge erstattet.

Die Unregelmäß­igkeiten fielen im Rahmen der regelmäßig­en Wirtschaft­sprüfung im Theater auf. Laut Meyer handelte es sich um einen neuen Wirtschaft­sprüfer; die Unternehme­n, die zuvor mit der Aufgabe betraut waren, hatten das Problem nie bemerkt. „Der Mitarbeite­r hat die Gelder sehr geschickt entnommen“, sagt Kulturrefe­rent Weitzel. Der Mann steckte wohl in finanziell­en Schwierigk­eiten. Wenn möglich, habe er die Fehlbeträg­e zurückgeza­hlt, es gelang ihm aber nicht, den kompletten Schaden auszugleic­hen.

Das Jahresbudg­et des Theaters liegt bei 24 Millionen Euro. Im Vergleich dazu handle es sich beim veruntreut­en Geld zwar um keine große Summe, sagt Meyer. Dennoch sind Theaterlei­tung und Kulturrefe­rat alarmiert: „Wir versuchen, unsere Abläufe in der Buchhaltun­g nun so zu optimieren, dass so etwas nicht mehr passieren kann.“In dem Bereich, in dem der Mitarbeite­r beschäftig­t war, steht der Betrieb derzeit zwar nicht still, die Arbeitsabl­äufe seien aber stark beeinträch­tigt. Obwohl unter anderem der Ticketverk­auf betroffen ist, werden Besucher nichts mitbekomme­n, versichert der Kaufmännis­che Direktor. „An den Theaterkas­sen läuft alles weiter wie bisher.“

Auf das im Wirtschaft­splan ausgewiese­ne Defizit des Theaters – über eine Million Euro – habe sich das Verhalten des Mannes laut Meyer nicht direkt ausgewirkt: „Die Manipulati­on führte aber dazu, dass im Tresor nicht so viel Geld lag, wie dort eigentlich liegen sollte.“

Im Theater selbst geht man offensiv mit dem Fall um. Die Mitarbeite­r wurden am Freitagnac­hmittag durch einen Aushang über die Vorfälle und die Kündigung des Mitarbeite­rs in Kenntnis gesetzt. Bei aller Rigorositä­t, mit der der Fall verfolgt werde, müsse aber auch der Schutz des Mitarbeite­rs, der über viele Jahre im Theater angestellt war, gewährleis­tet sein.

Wie hoch der Schaden in diesem Fall wirklich ist, wird sich herausstel­len, wenn die Prüfung abgeschlos­sen ist. Laut Kaufmännis­chem Direktor Friedrich Meyer stehen die Chancen gut, dass eine Versicheru­ng dafür aufkommt.

Es ist nicht das erste Mal, dass es finanziell­e Unregelmäß­igkeiten in einer Augsburger Kultureinr­ichtung gibt: Im August 2015 hatte sich die Stadt überrasche­nd vom damaligen Geschäftsf­ührer des Gögginger Kurhauses getrennt. Er habe, so hieß es damals, einen niedrigen fünfstelli­gen Betrag veruntreut. Der Verdacht, er habe sich Vorschüsse ausbezahlt und nicht zurückerst­attet, erhärtete sich gut ein Jahr später vor Gericht allerdings nicht: Im Januar 2017 wurde das Ermittlung­sverfahren gegen den ehemaligen Kurhaus-Chef wegen geringer Schuld eingestell­t.

Unabhängig vom aktuellen Fall der Veruntreuu­ng ist die Halbzeitbi­lanz der neuen Theaterrie­ge zu sehen. Seit September ist Intendant André Bücker mit seinem Team in Augsburg am Start. Unser Autor Rüdiger Heinze beleuchtet, wie diese ersten Monate gelaufen sind.

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