Von der Spendenwelle „eiskalt“erwischt
Die Kaltwasser-Grill-Challenge rollt seit Wochen durch den Landkreis und die Region. Davon profitieren soziale Einrichtungen und Vereine, die nun vermehrt Spendengelder bekommen – zu einer Zeit, die eigentlich untypisch dafür ist
Aichach Friedberg Schuhe runter und rein mit den nackten Füßen ins eiskalte Wasser zum Grillen: Die sogenannte Kaltwasser-Grill-Challenge zieht immer weitere Kreise im Landkreis und darüber hinaus. Denn sie funktioniert nach dem Schneeballsystem: Wer die Herausforderung gemeistert hat, nominiert die nächsten drei Vereine. Werden die nicht innerhalb von sieben Tagen aktiv, dann ist eine Brotzeit fällig für die Herausforderer.
Inzwischen sind es nicht mehr nur Sportvereine, Musikgruppen oder Feuerwehrleute, die mitmachen. Auch Mitarbeiter von Firmen und Behörden, wie dem Aichacher Amtsgericht und dem Landratsamt, haben sich schon barfuß im Wasser ablichten lassen und Videos von sich ins Internet gestellt. Dabei geht es den Teilnehmern nicht nur um den Spaß. Meist wird auch gespendet. Und darüber freuen sich derzeit viele karitative und soziale Einrichtungen in der Region.
Darunter die Lebenshilfe Aichach-Friedberg, die sich für Menschen mit geistiger Behinderung einsetzt. Fünf bis sechs Spenden kamen seit Januar bereits über die Challenge rein, sagt Geschäftsführer Konrad Schwegler. Spender waren etwa die Volksbühne Affing oder die Feuerwehr Oberschneitbach. Die Beträge liegen jeweils im Bereich von 150 bis 600 Euro – in der Summe sind das bisher 2000 bis 3000 Euro. Geld, mit dem die Aichacher Lebenshilfe so nicht gerechnet hatte. „Der Zeitpunkt ist ungewöhnlich, die Hauptspendezeit ist ja häufig vor Weihnachten.“Für die Lebenshilfe sei dieser Geldsegen gleich zu Jahresbeginn beachtlich: „Das sind bereits jetzt 10 bis 15 Prozent der Spendensumme, die wir sonst pro Jahr etwa zur Verfügung haben“, sagt Schwegler, der etwas Vergleichbares nach eigenem Bekunden noch nicht erlebt hat. Manche der Spenden seien zweckgebunden – etwa für die Tagesstruktur für Menschen aus dem Autismusspektrum in Aichach. Andere wiederum würden nun nach Bedarf an die verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe weitergegeben werden.
Dass vor Weihnachten gerne gespendet wird, weiß auch Angelika Lang. „Aber jetzt zu dieser Zeit so viele Spenden sind schon überraschend“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Bunten Kreises in Augsburg, der Familien mit schwerkranken Kindern hilft. Rund zehnmal wurde der Bunte Kreis schon beim Eisgrillen bedacht, fast 2500 Euro seien dadurch eingegangen. „Das ist viel Geld für uns, über das wir uns sehr freuen und das wir auch brauchen“, sagt Lang. Damit könne den Familien noch ein bisschen besser geholfen werden – da etwa, wo die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen. So sei etwa als neues Projekt eine Geschwisterbetreuung geplant, die über Spendengelder finanziert werden soll.
Die Eisgriller, die die Helfer vom Bunten Kreis aus Augsburg bedacht haben, kommen aus Todtenweis und Pöttmes, aus Obergriesbach und Dasing. Auch aus dem Landkreis Landsberg seien Spender dabei
gewesen, sagt Lang. In diesem Gebiet ist die Challenge wohl gerade besonders beliebt, mutmaßt die stellvertretende Vorsitzende. „Direkt aus Augsburg hatten wir bisher noch keine Kaltwasser-Griller, die an uns gespendet haben.“
Auch die Kartei der Not freut sich über die „eine oder andere Spende“aus der Kaltwasser-Challenge, wie Geschäftsführer Arnd Hansen sagt. Die Kartei der Not ist das Leserhilfswerk unserer Zeitung, das unverschuldet in Not geratene Menschen in der Region unterstützt. 400 Euro für diesen Zweck spendeten beispielsweise die Griller vom Musikverein Haunswies (Gemeinde Affing) und 300 Euro die Todtenweiser Landjugend.
Immer wieder sind es zudem örtliche Kindergärten und Schulen, die als Empfänger der Spenden genannt werden. Darunter das Kinderhaus St. Leonhard in Inchenhofen. Gleich zwei Spenden im Wert von insgesamt 400 Euro erhielt das Team. Sonja Krucker-Seitz weiß schon, wofür das Geld ausgegeben wird: „Wir sparen für ein großes Klettergerüst für unseren Garten“, sagt die Leiterin des Kinderhauses. Es konnte bereits bestellt werden und soll im Frühjahr aufgebaut werden.
Und manch eine soziale Einrichtung macht auch wiederum selbst bei der Grill-Challenge mit. Die Elisabethschule in Aichach ist ein privates Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und befindet sich unter der Trägerschaft der eingangs genannten Lebenshilfe Aichach-Friedberg. Das Kollegium der Schule wurde von der Partnerschule in Hollenbach zum Kaltwassergrillen nominiert – und hat sich nicht gedrückt. Etwa zehn Pädagogen und Team-Mitglieder stellten sich mit dem Grill in ein Planschbecken und spendeten anschließend 160 Euro an das Sternsingerprojekt der eigenen Schule. An Schüler also, die jeden Januar als Heilige Drei Könige Geld sammeln und damit wiederum selbst soziale Projekte unterstützen. Anfangs hatte sie keine große Lust, sich ins Wasser zu stellen, gibt Johanna Hanser, Konrektorin der Elisabethschule, gerne zu. „Dann aber war das doch sehr lustig und eine nette soziale Sache.“
„Das sind 10 bis 15 Prozent der Spendensumme im Jahr.“Lebenshilfe Geschäftsführer Konrad Schwegler
„Wir sparen für ein großes Klettergerüst im Garten.“
Kinderhaus Leiterin Sonja Krucker Seitz