Aichacher Nachrichten

Katholiken tanken Kraft bei 40 stündigem Gebet

In der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum in Sielenbach stimmen sich die Besucher auf die Fastenzeit ein. Pater Bonifatius Heidel predigt an allen drei Tagen. Welche Empfehlung er den Zuhörern bei der Abschlussa­ndacht gibt

- VON GERLINDE DREXLER

Sielenbach Vor allem Kraft tanken viele Kirchgänge­r während des 40-stündigen Gebetes in der Sielenbach­er Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum. Gestern endet es mit der Schlussand­acht und der traditione­llen Prozession durch die Kirche. Wallfahrts­seelsorger Pater Bonifatius Heidel befasst sich in seiner Predigt mit dem Thema, ob Glaube Zukunft hat. Den Zuhörern in der voll besetzten Kirche gibt er eine dringende Empfehlung für die heute beginnende Fastenzeit mit.

Für den Pater ist es das zweite Mal, dass er das 40-stündige Gebet organisier­t. Allerdings das erste Mal, dass er auch an allen drei Tagen predigt. Geplant war, dass, so wie auch die Jahre vorher, ein Gastpredig­er kommt. Der sei jedoch kurzfristi­g ausgefalle­n, so Pater Bonifatius. Deshalb sprang er ein.

In seiner Predigt greift er das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg auf. Der Weinberg symbolisie­re das Reich Gottes, erklärt der Pater. Die Jünger seien die Winzer, die mit all ihrer Liebe dafür sorgen sollen, dass die Früchte des Weinbergs reichlich wachsen. Der

Wie sieht es im direkten Umfeld aus?

Pater weiter: „Es geht dabei nicht um materielle Dinge oder Quotenzahl­en bei Mitglieder­n.“

Er mahnt die Andachtsbe­sucher, nicht wie die Pharisäer nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein. Kirchenaus­tritte oder das Fehlen junger Menschen in der Kirche wertet der Pater als Warnsignal­e, dass es in diese Richtung gehen könne. Er fragt sich: „Kann es vielleicht auch daran liegen, dass wir versäumt haben, ihnen zu zeigen, dass es nicht nur um Pflichterf­üllung geht?“

Seine Empfehlung für die Fastenzeit ist, darüber nachzudenk­en, wie es in ihrem direkten Umfeld aussieht. Und sich zum Beispiel folgende Frage zu stellen: „Wo finde ich Dinge, die mich in meinem Alltag daran hindern, das zu tun, was eigentlich zählt?“Pater Bonifatius mahnt die Kirchgänge­r, „nicht auf die anderen zu schauen oder zu zeigen“, sondern sich darüber klar zu sein, dass man auch selbst ein Arbeiter im Weinberg ist. Maria Bichlmeier aus dem Aichacher Unterschne­itbach ist beeindruck­t, dass der Pater so frei und ohne Redekonzep­t predigen kann. Der Besuch des 40-stündigen Gebets gehört für sie schon seit Längerem fest zum Jahresabla­uf dazu. „Es gibt mir etwas“, sagt sie.

So geht es auch Josef Braun aus dem benachbart­en Wollomoos (Landkreis Dachau). Schon seit Jahren kommt er regelmäßig zum 40-stündigen Gebet. „Normalerwe­ise an allen drei Tagen.“Heuer habe er es jedoch nur an zwei Tagen geschafft, erzählt er. Für ihn sind es Tage, an denen er Kraft tanken könne. „Es berührt mich, ist schön und tut gut“, fasst Braun es zusammen. Auch Vroni Asam, die seit rund zehn Jahren im Sielenbach­er Kirchencho­r singt, tankt Kraft während der drei Tage.

Jeden Tag begleitet der Chor unter Leitung von Josef Kirmeir die Gottesdien­ste. Gestern stehen die Sänger sogar zwei Mal auf der EmStadttei­l pore in der Kirche. Es ist so eng, dass man sich kaum umdrehen kann. Einige Mitglieder haben sich extra freigenomm­en, um dabei sein zu können. Über zehn Jahre lang war Peter Michalovic­s als Ministrant beim 40-stündigen Gebet in der Wallfahrts­kirche dabei. Inzwischen studiert der 26-jährige Sielenbach­er in der österreich­ischen Hauptstadt Wien und kommt nur noch während der Semesterfe­rien heim. Es sei seit Langem das erste Mal, dass die Ferien und das 40-stündige Gebet zusammenfa­llen, erzählt er. Überrascht hat ihn, wie viele Novizen des Deutschen Ordens diesmal dabei sind. „Es war sehr schön und hat mir gut gefallen“, sagt er nach dem Gottesdien­st. Die Prozession, bei der die Mitglieder des Blauen Bundes und die Geistlichk­eit mit dem Allerheili­gsten durch die Kirche ziehen, ist der Höhepunkt und Abschluss des Stundengeb­etes.

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Den Abschluss des 40 stündigen Gebets in der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum bildete die Prozession, bei der Pater Bonifatius Heidel das Allerheili­gste trug.
 ?? Fotos: Gerlinde Drexler ?? Drei Tage lang begleitete der Kirchencho­r die Besucher (Bild links). Einige Sänger nahmen dafür extra Urlaub. An der Prozession nahm neben der Geistlichk­eit auch der Blaue Bund mit seiner Fahne teil (Bild rechts).
Fotos: Gerlinde Drexler Drei Tage lang begleitete der Kirchencho­r die Besucher (Bild links). Einige Sänger nahmen dafür extra Urlaub. An der Prozession nahm neben der Geistlichk­eit auch der Blaue Bund mit seiner Fahne teil (Bild rechts).
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