Eine kleine Geschichte des Politischen Aschermittwochs
● Die Wurzeln des Politischen Ascher mittwochs liegen im niederbayeri schen Vilshofen. Dort feilschten die Bauern schon im 16. Jahrhundert auf dem Hornvieh und Rossmarkt nicht nur um die besten Tierpreise, son dern redeten auch über Gott und die Welt. Seit dem 19. Jahrhundert nah men sie auch die bayerische Politik aufs Korn. 1919 rief der Bauernbund aus diesem Anlass erstmals zu einer Kund gebung auf – der Politische Ascher mittwoch war geboren.
● Nach dem Zweiten Weltkrieg war es zunächst die Bayernpartei, die sich der Tradition erinnerte. Doch seit Jahr zehnten wird der Politische Ascher mittwoch überwiegend mit der CSU in Verbindung gebracht. Partei Patri arch Franz Josef Strauß trat zunächst viele Jahre im Wolferstetter Keller in Vilshofen auf. 1975 verlegte er die Kundgebung dann in die Passauer Nibelungenhalle. Strauß’ polemische Attacken, Bierdunst und rauchge schwängerte Luft machten sie bundes weit bekannt. Ebenso legendär wie umstritten sind seine Sprüche wie „Weg mit den roten Deppen!“(1976). ● Im Laufe der Jahre kopierten andere
Parteien das CSU Format. Von der einstigen Stammtisch Atmosphäre ist aber auch bei der CSU nichts mehr übrig. Deren Treffen findet seit 2004 mit 6000 Teilnehmern in der Drei länderhalle statt. Die bayerische SPD hält ihre Kundgebungen in einem Bierzelt 20 Kilometer donauaufwärts in Vilshofen ab. Die anderen Parteien laden in verschiedenen niederbayeri schen Städten in Wirtshäuser oder kleinere Stadthallen ein. Auch in ande ren Bundesländern wurde das For mat übernommen, erlangte dort aber nie die Bedeutung wie in Bayern.
● 2016 fiel der Politische Aschermitt woch zum ersten Mal in seiner Ge schichte aus. Grund war das Zugun
glück von Bad Aibling am Vortag, bei dem zwölf Menschen ums Leben ka men. (dpa, AZ)