Aichacher Nachrichten

Der harte Dienst der Freiwillig­en

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Der Tag fing wirklich gut an. Der Körper gewöhnt sich zwar nur schwer an kurze Nächte, doch dafür hat er sich auf die neue Nahrung umgestellt. Statt Müsli mit Milch gibt es Kabeljau mit Kimchi und Reis zum Frühstück. Lecker, dazu noch eine Portion Algensalat und der Tag ist dein Freund. Doch das Beste folgte danach. Nach der Kontrolle am Einlass zum olympische­n Mediendorf grüßt ein junges koreanisch­es Mädchen mit einem fröhlichen „Guten Morgen“den unrasierte­n Journalist­en.

Während die Langnasen noch radebreche­nd An-nyeong-ha-se-yo, also auf Koreanisch einen guten Tag zu wünschen versuchen, sind die Helfer einen Schritt voraus.

Nicht nur die Einwohner, vor allem die Volunteers machen Olympia in Südkorea zu fröhlichen Spielen. Stundenlan­g stehen sie im beißenden Polarwind bei minus 15 Grad tapfer im Verkehr wie die Pinguine am Südpol, dirigieren die Autos hierhin und dahin. Oder begrüßen winkend die Zuschauer an den Strecken.

Unter Gaslampen, mit Heizkissen für die Füße und Hände nur notdürftig gegen die Gefrierfac­h-Temperatur­en geschützt, versehen sie ihren Dienst. Und der macht meist wenig Spaß. Nur die wenigsten stehen in einer wohltemper­ierten Halle und dürfen nebenbei Shorttrack, Eishockey oder Eiskunstla­uf schauen. So stellt man sich die Volunteers-Arbeit vor. Der Alltag ist viel härter. Weitab des Spektakels um Skihaserl Lindsay Vonn verrichten rund 14 000 freiwillig­e Helfer ihre teils öden Dienste.

Beim Organisati­onskomitee waren ursprüngli­ch 90 000 Bewerbunge­n aus 145 Ländern eingegange­n. Bezahlt wird nichts. Kleidung, Essen und die oft weitab gelegene Unterkunft gibt es umsonst. Insofern verwundert kaum die gestrige Meldung, dass 140 Volunteers den Dienst quittiert hätten. Weil ihre Arbeit nicht den Vorstellun­gen entsproche­n hätte.

Wir fragen uns, warum nicht schon mehr freiwillig­e Helfer das Weite gesucht haben. Von uns gibt es die Note eins für den großen Einsatz. Die freundlich­en Volunteers der Winterspie­le in Pyeongchan­g haben jetzt schon Goldmedail­len verdient.

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Foto: afp Schlafen, wo es geht: Zwei der 14000 freiwillig­en Helfer, die in Pyeongchan­g im Einsatz sind.
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