Ein Festival ohne Glanz und Glamour?
Bert Brecht und seine Heimat Augsburg – lange war das ein schwieriges Verhältnis. Die Kommunalpolitik konnte sich nie richtig anfreunden mit dem literarischen Genie. Irgendwann aber wurde den Handelnden auch hier klar: Man kommt als Geburtsstadt nicht vorbei an diesem Mann, dessen Stücke weltweit gespielt werden.
Also tastete sich die Stadt heran: Sie erwarb sein Geburtshaus und richtete eine Gedenkstätte ein. Sie schuf eine Brecht-Forschungsstelle und stiftete den Brecht-Preis, der inzwischen alle zwei Jahre vergeben wird. 2006 beschloss man, zu Brechts Ehren auch ein regelmäßiges Festival aufzulegen. Die erste Version hieß „AugsburgBrechtConnected“– kurz abc-Festival – und war ein Riesenerfolg: Der künstlerische Leiter Albert Ostermaier holte Sänger Herbert Grönemeyer, Schauspieler Udo Wachtveitl und andere Prominente nach Augsburg. Es war ein Sommerfestival, im Juli. Überall in der Innenstadt konnte man in diesen Tagen interessanten Menschen begegnen.
Seitdem sind viele Jahre vergangen – und mindestens so viele politische Auseinandersetzungen. Oft
Es schien ein Muss, den Festivalleiter abzusetzen
waren sie heftig, meist entzündeten sie sich an der Festivalleitung. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, jeder neue Kulturreferent sei geradezu verpflichtet, den Festivalleiter abzusetzen, den der Vorgänger eingesetzt hatte. So folgte Joachim Lang auf Albert Ostermaier und Patrick Wengenroth auf Joachim Lang. Keine dieser Personalentscheidungen wurde still gefällt, die hitzigen Debatten in den politischen Gremien waren oft unterhaltsamer als ein Theaterabend. Um Inhalte ging es dabei manchmal – aber leider viel zu selten.
Nun hat diesen Freitag wieder ein Brechtfestival begonnen, wobei der aktuelle Termin vollkommen willkürlich erscheint. Brechts Geburtstag am 10. Februar – das Datum, das einst ausschlaggebend war für eine Verlegung in den Winter – ist schließlich längst vorüber. Vorüber sind auch die Zeiten, in denen die Besucher gespannt sein durften, welche Spitzen während der Eröffnungsreden wohl platziert würden, nur um die Debatte auch zu diesem Anlass anzufachen. Es ist ruhig geworden ums Brechtfestival. Fast schon zu ruhig!
Wer das Programm studiert, findet zwar viele Termine. Prominente, wie sie Ostermaier und auch Lang (Milva, Heino Ferch, Iris Berben ...) holten, tauchen aber kaum noch auf. Jetzt sind es fast ausschließlich Augsburger Akteure, die dieses Festival gestalten. Kein Promi-Glanz, kein Glamour. Das muss nicht heißen, dass die Reihe an Qualität verloren hat. Die Einbindung lokaler Akteure war ja auch eine unmissverständliche Vorgabe, die Kulturreferent Thomas Weitzel an Festivalleiter Wengenroth stellte. Die Hoffnung aber, Augsburg könnte mit dem Brechtfestival langfristig auch überregional punkten, droht sich durch diese Neuausrichtung zu zerschlagen.