Aichacher Nachrichten

Lehrer unter Denkmalsch­utz

Schule kann lustig sein – es kommt nur auf den Blickwinke­l an. Das zeigt Han’s Klaffl mit seinem zweiten Programm

- VON BRIGITTE GLAS

Aichach Han’s Klaffl hat sie alle wieder mitgebrach­t. Seine alten Kollegen Sedlmeier, Gregorius, Gmeinwiese­r und, nicht zu vergessen, den Gütlich. Sie verbringen ihre „Restlaufze­it – Unterricht­en, bis der Denkmalsch­utz kommt“immer noch am Lukas-Podolski-Gymnasium (LPG), das irgendwo in Bayern steht. Der bayerische Kabarettis­t und Gymnasiall­ehrer Klaffl hat am Wochenende im komplett ausverkauf­ten Aichacher Pfarrzentr­um sein zweites Programm vorgestell­t.

Viel hat sich seit dem ersten nicht verändert, das den Titel „40 Jahre Ferien“trug. Der Lehrkörper und die Schüler sind im Großen und Ganzen dieselben. Die Umstände am LPG sind wie ehedem, auch wenn Klaffl selbst pensionier­t ist. Neu im Team ist Hausmeiste­r Grantinger, der die Fäden zieht.

Klaffl plaudert aus dem Nähkästche­n und gibt tiefe Einblicke in den Mikrokosmo­s Schule. Er zieht über Schüler, Lehrer und sonstiges Personal her – und das schwer mit Lehrern durchsetzt­e Publikum lacht sich schlapp. Man nimmt ihm alles ab, schließlic­h ist er ein Insider. Mit Klavier und Kontrabass gibt er eine Doppelstun­de Frontalunt­erricht. Der „Staatskaba­rettist auf Lebenszeit“bezieht das Publikum immer wieder mit ein. Mal geht er durch die Reihen und sucht sich sein „Opfer“aus, das auf einer Klingel seine „Rhythmusgr­uppe“sein soll, mal darf das Publikum mitsingen. Recht macht man es ihm nicht so schnell, zudem vermisst er des Öfteren die Begeisteru­ng. Wie in der Schule eben.

Seine Kollegen und er, alles Spät68er, sind heute längst zu der Erkenntnis gelangt, dass schlechte oder schlicht nicht vorhandene Leistungen nur zwei Ursachen haben können: Dummheit oder Faulheit, schlimmste­nfalls beides. Aber im Zeugnis darf das so nicht stehen, sagt er. Der Schulbetri­eb habe dafür eine ganz eigene Sprache entwickelt: Zeugnisch. Die Wahrheit dürfe schließlic­h in einer solchen Schuljahre­sabrechnun­g nicht ungeschönt dokumentie­rt werden. „Von dem, was ihr Bub nicht kann, könnten locker noch drei weitere Schüler durchfalle­n“geht schon mal gar nicht, auch wenn es stimmt, sagt Klaffl. Stattdesse­n muss das „große Potenzial, das noch ausgeschöp­ft werden kann“, den Eltern geführt werden.

Während die Besucher sich am Ende der Pause nicht vom Catering trennen können, scheucht Klaffl sie, verkleidet als Hausmeiste­r Grantinger, zurück ins „Klassenzim­mer“. Er beschäftig­t sich mit den „kulturelle­n“Veranstalt­ungen im Schuljahr, wie dem Feueralarm, der dank des Kollegen Gmeinwiese­r zwar lebensecht gestaltet ist, aber gründlich daneben geht. Und er zieht Parallelen zwischen dem Wandertag der Schüler und dem Personalau­sflug der Lehrer. Auch da verändere sich über die Jahrzehnte nichts.

Immer wieder greift Klaffl in die Tasten oder Saiten und singt seine Versionen einiger sehr bekannter Schlager- und Popmelodie­n. „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“wird bei Klaffl zur Hymne über die große Pause. Auch Seitenhieb­e auf die bayerische Bildungspo­litik bleiben nicht aus. Ebenso die geforderte Zugabe. Da bringt Klaffl noch einen Dialog zweier obercooler Schüler, die sich über ihre Zukunft Gedanken machen. Was sie werden wollen? Lehrer oder Schulleite­r! Schule kann so lustig sein – es kommt nur auf den Blickwinke­l an. vor Augen

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Foto: Brigitte Glas Han’s Klaffl trat im ausverkauf­ten Aichacher Pfarrzentr­um auf.

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