Zwischen Erleichterung und Frust
Die SPD spricht sich deutlich für die Große Koalition aus. Das sagen die Kreis-Politiker zum Votum an der Basis
Aichach Erleichterung, Enttäuschung, Frust und Zuversicht – das sind die Reaktionen im Landkreis nach der deutlichen Zustimmung der SPD-Mitglieder für eine Fortsetzung der Großen Koalition in der Bundespolitik.
● Klaus Habermann ist „ganz zufrieden“mit der positiven Entscheidung, für die er an der Parteibasis in Aichach auch geworben habe. Mit einer Zweidrittelmehrheit sei die Zustimmung deutlicher ausgefallen, als er und viele Genossen erwartet hätten, sagt der Aichacher Bürgermeister. Erstaunlich hoch mit fast 80 Prozent sei auch die Wahlbeteiligung. Auch wenn er persönlich anderer Ansicht ist und für die GroKo gestimmt hat, kann er die Kritik vor allem der jüngeren Parteimitglieder an der Zusammenarbeit und der weiteren Wahl von CDU-Kanzlerin Angela Merkel verstehen und auch ein Stück weit nachvollziehen: „Die Diskussion der Jusos hat der Partei auch gutgetan.“Aber ein Nein wäre für das Land und auch die Partei „eine Katastrophe“gewesen, glaubt Habermann. Wie hätte man das den Wählern vor dem nächsten Urnengang erklären sollen, fragt sich der Rathauschef. Deutschland brauche jetzt nach der langen Hängepartie unbedingt eine stabile Regierung. Nicht nur die Nation und Europa, sondern ein großer Teil der Welt setze auf den Stabilitätsanker Deutschland. Darauf könne man mit Blick auf die eigene Geschichte auch ein klein wenig stolz sein. Und in Anbetracht der Politik in den USA und der Trump-Eskapaden sei er froh, dass sich seine Partei der Verantwortung stelle.
● Wolfgang Holzhauser hätte sich ein anderes Ergebnis erhofft. „Heute ist ein Frusttag“, sagt der Chef der Aichacher Jusos nach dem SPD-Mitgliederentscheid. Er sei enttäuscht und wisse das auch von vielen anderen im Landkreis, die gegen eine Große Koalition gekämpft hätten. „Dann trete ich jetzt eben wieder aus der SPD aus“– das habe er gestern mehrfach von neuen Parteimitgliedern gehört. Das Ergebnis des Votums überrascht ihn gleichwohl nicht: Zu viel „Druck und Beeinflussung“sei vonseiten des Parteivorstands im Vorfeld ausgeübt worden. Jetzt aber will Holzhauser nach vorne blicken. „Es steht viel Arbeit vor der Tür.“Er hofft, dass sich die Jungsozialisten in den kommenden vier Jahren weiterhin für eine Erneuerung der Politik einsetzen.
● Tomas Zinnecker ist beruhigt angesichts der deutlichen Zustimmung der SPD zur GroKo. „Das ist eine vernünftige Lösung“, urteilt der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende. Das Ergebnis überrascht ihn nicht, da die SPD in den Verhandlungen vorher das Maximum an Ministerien für sich herausgeholt habe. Zinnecker freut sich, dass es nun weitergehen kann. „Mit Neuwahlen wäre es ganz schwierig geworden“, so der Bürgermeister aus Aindling.