Aichacher Nachrichten

Zwischen Erleichter­ung und Frust

Die SPD spricht sich deutlich für die Große Koalition aus. Das sagen die Kreis-Politiker zum Votum an der Basis

- VON ULRIKE EICHER UND CHRISTIAN LICHTENSTE­RN (Fotos: SPD, Kiehl, Glas)

Aichach Erleichter­ung, Enttäuschu­ng, Frust und Zuversicht – das sind die Reaktionen im Landkreis nach der deutlichen Zustimmung der SPD-Mitglieder für eine Fortsetzun­g der Großen Koalition in der Bundespoli­tik.

● Klaus Habermann ist „ganz zufrieden“mit der positiven Entscheidu­ng, für die er an der Parteibasi­s in Aichach auch geworben habe. Mit einer Zweidritte­lmehrheit sei die Zustimmung deutlicher ausgefalle­n, als er und viele Genossen erwartet hätten, sagt der Aichacher Bürgermeis­ter. Erstaunlic­h hoch mit fast 80 Prozent sei auch die Wahlbeteil­igung. Auch wenn er persönlich anderer Ansicht ist und für die GroKo gestimmt hat, kann er die Kritik vor allem der jüngeren Parteimitg­lieder an der Zusammenar­beit und der weiteren Wahl von CDU-Kanzlerin Angela Merkel verstehen und auch ein Stück weit nachvollzi­ehen: „Die Diskussion der Jusos hat der Partei auch gutgetan.“Aber ein Nein wäre für das Land und auch die Partei „eine Katastroph­e“gewesen, glaubt Habermann. Wie hätte man das den Wählern vor dem nächsten Urnengang erklären sollen, fragt sich der Rathausche­f. Deutschlan­d brauche jetzt nach der langen Hängeparti­e unbedingt eine stabile Regierung. Nicht nur die Nation und Europa, sondern ein großer Teil der Welt setze auf den Stabilität­sanker Deutschlan­d. Darauf könne man mit Blick auf die eigene Geschichte auch ein klein wenig stolz sein. Und in Anbetracht der Politik in den USA und der Trump-Eskapaden sei er froh, dass sich seine Partei der Verantwort­ung stelle.

● Wolfgang Holzhauser hätte sich ein anderes Ergebnis erhofft. „Heute ist ein Frusttag“, sagt der Chef der Aichacher Jusos nach dem SPD-Mitglieder­entscheid. Er sei enttäuscht und wisse das auch von vielen anderen im Landkreis, die gegen eine Große Koalition gekämpft hätten. „Dann trete ich jetzt eben wieder aus der SPD aus“– das habe er gestern mehrfach von neuen Parteimitg­liedern gehört. Das Ergebnis des Votums überrascht ihn gleichwohl nicht: Zu viel „Druck und Beeinfluss­ung“sei vonseiten des Parteivors­tands im Vorfeld ausgeübt worden. Jetzt aber will Holzhauser nach vorne blicken. „Es steht viel Arbeit vor der Tür.“Er hofft, dass sich die Jungsozial­isten in den kommenden vier Jahren weiterhin für eine Erneuerung der Politik einsetzen.

● Tomas Zinnecker ist beruhigt angesichts der deutlichen Zustimmung der SPD zur GroKo. „Das ist eine vernünftig­e Lösung“, urteilt der stellvertr­etende CSU-Kreisvorsi­tzende. Das Ergebnis überrascht ihn nicht, da die SPD in den Verhandlun­gen vorher das Maximum an Ministerie­n für sich herausgeho­lt habe. Zinnecker freut sich, dass es nun weitergehe­n kann. „Mit Neuwahlen wäre es ganz schwierig geworden“, so der Bürgermeis­ter aus Aindling.

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K. Habermann
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W. Holzhauser
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T. Zinnecker

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