Der Neue ist kein Wadlbeißer
Markus Blume wird CSU-Generalsekretär
München Wer bei einem CSU-Generalsekretär nur ans deftige „Wadlbeißen“denkt, wird sich umstellen müssen: Dem künftigen Generalsekretär Markus Blume ist das Derbe fremd. Der 43-Jährige, der seit längerem als ein Hoffnungsträger seiner Partei gilt, ist ein von Grund auf sachlicher Politiker. Dass der frühere Eiskunstläufer dabei wenig charismatisch auftritt, stört zumindest CSU-Chef Horst Seehofer nicht. Der sieht Blume auf Augenhöhe mit CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. Es gebe einen neuen Typ Generalsekretär – „nachdenklich, strategisch, argumentierend“.
Statt in die Politik hätte es den Münchner Blume auch in den Profisport ziehen können. Er galt in seiner Jugend als einer der talentiertesten Eiskunstläufer in Deutschland, wurde bayerischer Landesmeister und nahm 1994 sogar an den Juniorenweltmeisterschaften in den USA teil.
Doch statt das Eislaufen zu perfektionieren, arbeitete Blume an einer Karriere in der Politik. Engagierte sich zuerst im RCDS und im CSU-Ortsverband und dann auf immer höheren Ebenen bis zu seinem Einzug in den Landtag 2008. Doch so glatt verlief seine Laufbahn nicht: Vor 15 Jahren hatten CSU-Jungpolitiker versucht, mithilfe von Wahlfälschung einem alteingesessenen Landtagsabgeordneten in einer parteiinternen Kampfabstimmung gegen Blume den Wahlkreis zu sichern. Nach einem der größten CSU-Skandale seit langem zog sich Blume, obwohl er selbst keinerlei Schuld hatte, weitgehend aus der Politik zurück und forcierte erfolgreich seine Karriere als Gründer und Unternehmensberater.
Blume galt schon seit langem als eines der großen Talente der CSU, aber der bei den Christsozialen wichtige Regionalproporz verhinderte einen Aufstieg in die Landesregierung. Doch Blume nutzte die Gunst, ohne Regierungspflicht zu sein, und erarbeitete sich als Chef der CSU-Grundsatzkommission den Ruf eines Vordenkers. Nun muss er einen erfolgreichen Wahlkampf für die Landtagswahl im Oktober organisieren. Ralf Isermann, afp