Aichacher Nachrichten

Säure Attacke war nicht der erste Angriff auf Manager

Unbekannte verletzen Innogy-Vorstand lebensgefä­hrlich. Energiever­sorger erhöhen ihre Sicherheit­svorkehrun­gen

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Augsburg Es geschah nur wenige 100 Meter von seinem Haus im nordrhein-westfälisc­hen Haan entfernt: Topmanager Bernhard Günther kam am Sonntagmor­gen gerade vom Bäcker zurück, als zwei Männer ihn angriffen und zu Boden drückten. Wie die Polizei Düsseldorf mitteilte, gossen die bislang unbekannte­n Täter dem 51-Jährigen Säure ins Gesicht. Schwerverl­etzt konnte sich Günther, der Finanzvors­tand der RWE-Tochter Innogy ist, bis zu seinem Haus schleppen. Zeitweise schwebte der Manager in Lebensgefa­hr, inzwischen ist sein Zustand aber stabil.

Zu möglichen Motiven wollte sich die Polizei, die wegen versuchten Mordes ermittelt, gestern noch nicht äußern. Die Beamten würden aber unter anderem prüfen, ob es den Tätern um Marktmanip­ulation gehe, also ob sie mit ihrer Attacke den Aktienkurs des Unternehme­ns beeinfluss­en wollten. Innogy will am kommenden Montag seine Bilanz für das vergangene Jahr veröffentl­ichen. Einfluss auf den Börsenkurs von Innogy hatte der Anschlag auf Finanzvors­tand Günther wohl nicht, am Montag bewegte er sich leicht im Plus.

In den Medien wurde auch spekuliert, ob möglicherw­eise Gegner des Braunkohle­abbaus hinter der Attacke stecken. Der Energiekon­zern RWE, für den Günther in verschiede­nen Positionen tätig war, wird dafür immer wieder kritisiert. Konkrete Hinweise darauf, etwa in Form von Drohungen gegen den Manager, gebe es allerdings nicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Wuppertal. Auch ein Bekennersc­hreiben sei bisher nicht aufgetauch­t. Staatsanwa­ltschaft und Polizei haben jedoch bestätigt, dass dies nicht der erste Angriff auf Günther war. Vor einigen Jahren wurde er Opfer eines Überfalls. Ob ein Zusammenha­ng zu der Säureattac­ke vom Wochenende besteht, konnte die Polizei noch nicht feststelle­n.

In der Energiebra­nche hat der Angriff jedenfalls eine gewisse Verunsiche­rung ausgelöst. Wie die Heilbronne­r Stimme berichtete, will Energiever­sorger EnBW Sicherheit­svorkehrun­gen für eventuell gefährdete Mitarbeite­r prüfen. In Rücksprach­e mit der Polizei erhöhen die großen Energiekon­zerne Deutschlan­ds ihre Sicherheit­svorkehrun­gen. Dabei können Unternehme­n nicht nur Vorkehrung­en treffen, um für die Sicherheit ihrer Manager und Vorstände zu sorgen. Sogenannte Key-Person-Versicheru­ngen springen ein, wenn einer Firma durch den Ausfall eines hochrangig­en Mitarbeite­rs ein Schaden entsteht, sagt Simon Frost vom Gesamtverb­and der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV).

Dass Manager oder Konzernche­fs angegriffe­n werden, kommt immer wieder vor, doch sind diese selten so brutal wie der Anschlag auf Bernhard Günther. Vor mehr als 30 Jahren hatten RAF-Mitglieder Ernst Zimmermann, der damals Chef der Motoren- und Turbinen-Union (MTU) war, erschossen. Als Briefzuste­ller getarnt, waren sie an seinem Haus in München aufgetauch­t.

2007 wurde das Haus eines Lufthansa-Managers in Hamburg mit Steinen und Farbbeutel­n beworfen. Die Täter damals stammten laut Polizeiber­ichten wohl aus der linksradik­alen Szene. In Frankreich kam es 2015 bei Mitarbeite­rprotesten von Air France zu Zwischenfä­llen. Personalch­ef Xavier Broseta musste vor wütenden Mitarbeite­rn fliehen, die sein Jacket und sein Hemd zerrissen hatten. Ebenfalls in Frankreich, in einem von der Schließung bedrohten Werk von Goodyear, hielten 2014 die Mitarbeite­r zwei ihrer Chefs fest. So wollten sie Abfindunge­n für sich und die anderen Angestellt­en erpressen.

Bernhard Günther wurde nach der Attacke mit dem Hubschraub­er in eine Spezialkli­nik gebracht, wo er derzeit noch behandelt wird. Seine Aufgaben bei Innogy übernimmt kommissari­sch sein Vorstandsk­ollege Hans Bünting.

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Fotos: Bernd Thissen, Ina Fassbender, dpa Auf diesem Weg unweit seines Wohnhauses wurde Innogy Manager Bernhard Gün ther Opfer einer Säure Attacke.
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