Ein Bus, der surrt
Daimler geht jetzt mit einem elektrisch angetriebenen Modell in Serie
Stuttgart/Neu Ulm Noch in diesem Jahr beginnt die Daimler-Bustochter mit der Serienproduktion des ersten vollelektrisch angetriebenen Busses. „Mit ihm werden elektrische Omnibusse in Europa vom Experiment zur Normalität“, betonte Hartmut Schick, der Chef der Daimler-Bussparte beim Jahrespressegespräch.
Derzeit gehe Daimler davon aus, dass bis 2030 etwa drei Viertel aller Stadtbusse in Europa über einen alternativen Antrieb verfügen werden. Jahrelang haben Ingenieure um Entwicklungschef Gustav Tuschen getüftelt, um dem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Ein E-Bus müsse unter allen Rahmenbedingungen seinen Job erfüllen. „Deshalb machen wir beim Rennen um theoretische Reichweiten-Bestwerte nicht mit“, sagte Tuschen. Denn diese Zahlen kämen unter Idealbedingungen zustande – trockenes Wetter mit Temperaturen um 20 Grad, wenig Verkehr, keine Berge. Auch der Citaro lege mit einer Ladung unter Idealbedingungen fast 250 Kilometer zurück.
Aber leider sei dieser Spitzenwert nicht relevant für die Auslegung eines Verkehrssystems. Verkehrsbetriebe benötigen eine verlässliche Reichweiten-Prognose für alle Tage. Bei plus 30 Grad im Sommer und bei minus zehn Grad im Winter – und dann noch in der Rushhour. Dies sei nun gelungen.
Produziert wird der Stadtbus im Werk Mannheim. Das Werk in Neu-Ulm mit 3 870 Beschäftigten ist auf Reisebusse spezialisiert. Ein Segment, das in der Elektromobilität auf absehbare Zeit keine große Rolle spielen wird. „Wir glauben derzeit nicht, dass ein vollelektrischer Reisebus Sinn macht“, sagte Tuschen. Allerdings werde wohl auch ein Bus der Neu-Ulmer Hausmarke Setra in Zukunft nicht gänzlich ohne Elektroantrieb auskommen: Denn wenn in immer mehr Städten ein Einfahrverbot für Dieselfahrzeuge verhängt werde, müsse sich Daimler Gedanken über eine Hybrid-Lösung machen.