Aichacher Nachrichten

Situation in der Pflege dramatisch

Was der Präsident der Diakonie fordert

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Eichstätt Der Präsident des Bundesverb­andes der Diakonie, Ulrich Lilie, sieht den „gravierend­en Personalma­ngel“in der Kranken- und Altenpfleg­e als Gefahr für die Fachkräfte und die Pflegebedü­rftigen. Es fehlten zigtausend­e Pflegekräf­te, sagte er am Montag auf einer Fachtagung zum Leistungsd­ruck in der Sozialbran­che in Eichstätt. Vor diesem Hintergrun­d ist seiner Ansicht nach die Ankündigun­g der künftigen Bundesregi­erung, 8000 zusätzlich­e Pflegestel­len schaffen zu wollen, nicht mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Die Personalno­t bekommen die Beschäftig­ten nahezu täglich zu spüren, sagte der Chef des evangelisc­hen Wohlfahrts­verbandes: Dienstplän­e würden ständig umgeworfen, freie Tage könnten oft nicht genommen werden. „Ein eigentlich schöner Beruf verliert auf diese Weise an Attraktivi­tät“, sagte Lilie.

Die Folgen seien dramatisch: In den Burn-out-Statistike­n stünden

Ein unterkühlt­er Umgang kann die Folge sein

Pflegekräf­te „ganz oben“. In Studien werde aber auch ein „Cool-out“beschriebe­n, „ein Prozess der moralische­n Desensibil­isierung“. Manche Pflegekräf­te entwickelt­en einen unterkühlt­en Umgang mit Patienten und Pflegebedü­rftigen. Die Beschäftig­ten reagierten auf ihre Überforder­ung und Überbeansp­ruchung mit Kündigunge­n. „Jede fünfte Pflegekraf­t steigt irgendwann aus dem Beruf aus“, sagte Lilie. Auch gebe es besonders häufig den Versuch, durch einen Arbeitgebe­rwechsel die persönlich­e Situation zu verbessern. „Angesichts dieser Arbeitssit­uation darf sich niemand auf dem politische­n Parkett an diesem Thema vorbeimoge­ln“, erklärte der Diakoniepr­äsident.

Lilie sieht aber nicht nur die Politiker in der Pflicht, sondern auch die kirchliche­n Einrichtun­gen. Klar sei, dass die Defizite nicht allein durch technische oder organisato­rische Maßnahmen in den Betrieben aufgefange­n werden könnten. Der Theologe und Verbandsch­ef forderte, trotz der widrigen Umstände sollten in evangelisc­hen Einrichtun­gen die „Menschlich­keit und das christlich­e Profil im Vordergrun­d stehen“.

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Foto: Warmuth, dpa In der Pflege herrscht seit langem große Personalno­t.

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