Die Lederjacke hat die Reform überlebt
Die Polizisten in der Stadt tragen jetzt alle Blau. Nur ein Kleidungsstück durfte nach dem großen Kleiderwechsel bleiben. Es hat überzeugte Fans – und das nicht nur aus modischen Gründen
Sie war jahrzehntelang typisch für Bayerns Polizei: die Lederjacke. Auch in vielen Filmen und TV-Serien tragen Polizisten den schwarzen Blouson. So wurde er zum Kultobjekt. Kein Wunder also, dass er das einzige Kleidungsstück ist, welches die Uniform-Umstellung bei der Polizei überlebt hat. Auch in Augsburg sind zahlreiche Beamte noch immer am liebsten mit der Lederjacke auf Streife unterwegs.
Josefine Lechner, 25, und Mislav Ilic, 28, sind Streifenpartner bei der Inspektion Augsburg-Süd. Und sie sind beide überzeugte Anhänger der Lederjacke. Lange war unklar, ob die beliebte Lederjacke nach dem Wechsel von Grün auf Blau bleiben darf. Dann entschied der Freistaat: Die Jacken dürfen weiterhin getragen
Das Wappen hat eine neue Farbe bekommen
werden, sie müssen dafür aber „umgerüstet“werden. Das grüne Wappen am linken Ärmel wird dabei durch ein Blaues ersetzt. Auch die Schulterklappen sind jetzt blau.
Josefine Lechner findet, dass die Jacke auch zur neuen Uniform gut passt. Sie sagt: „Die Lederjacken waren von Anfang an da, sie sind symbolisch für die Polizei. Sie sind nicht nur super bequem, sondern sie bieten auch noch einen zusätzlichen Schutz durch den robusten Stoff.“Die Umrüstung auf Blau habe der Optik nicht geschadet, meint sie. Im Gegenteil: „Die blauen Details passend zur neuen Uniform, machen sie noch mal ein Stück schöner.“
Ihr Kollege Mislav Ilic sieht das genauso. „Die Lederjacke ist eine klassische Polizeijacke und macht der ganzen Uniform am meisten her“, sagt er. „Ich bin mit der Jacke quasi aufgewachsen.“Allerdings: Nicht alle Beamten haben an der Lederjacke festgehalten. Viele sind auch mit der neuen Funktionsjacke – sie ist wasserdicht und atmungsaktiv – zufrieden. Früher war die Lederjacke auch deshalb beliebt, weil sie, im Unterschied zur Stoffbekleidung, zumindest einen gewissen Schutz vor Messerstichen bot. Inzwischen gibt es aber neue, zur Uniform passende Schutzwesten, die Stiche und Schüsse aus Pistolen und Maschinenpistolen abwehren. Die ärmellose Weste kann man über dem Hemd tragen. Sie hat viele praktische Taschen – etwa, um das digitale Funkgerät zu verstauen. Wer Tradition und Moderne verbinden will, kann aber die Lederjacke und die Schutzweste auch einfach kombinieren.
Die Umstellung auf die neuen Uniformen läuft schrittweise, anvon ders wäre es nicht zu bewerkstelligen. Die Dienststellen im Stadtgebiet von Augsburg sind bereits alle in Blau ausgestattet. Bis zum Herbst sollen dann alle bayerischen Beamten die neue Uniform tragen. Die alte Bekleidung in Grün und Beige, eingeführt in den 1970er Jahren, ist dann Geschichte. Bei den Fahrzeugen kann es noch länger dauern, bis alle im neuen Design gestaltet sind. Die Autos werden aus Kostengründen nicht umgestaltet. Neue Fahrblauen zeuge werden aber schon seit mehr als einem Jahr nur noch mit blauer Beklebung ausgeliefert.
Ewig wird es die Kult-Lederjacke allerdings auch nicht mehr geben. Sie darf zwar nach wie vor getragen werden. Doch neu gibt es sie nicht mehr. Wenn eine Lederjacke abgetragen ist, dann muss sie ausgemustert werden. Doch das kann dauern. Die Jacken, das weiß man bei der Polizei, sind sehr robust und halten mitunter ein ganzes Polizistenleben.