Aichacher Nachrichten

Wenn jeder Auftritt eine Überraschu­ng ist

Verena Guschal tanzt den West Coast Swing – und weiß vorher nie, mit wem

- VON TANJA FERRARI

Wenn Verena Guschal zu einem Wettbewerb antritt, weiß sie vorher nicht, was auf sie zukommt. Denn bei den „Jack und Jill“Turnieren werden die Partner willkürlic­h zugelost. „Man schaut sich kurz in die Augen, begrüßt sich und schon beginnt die Musik“, sagt sie. Dann wird der West Coast Swing getanzt, der kalifornis­che Nationalta­nz. Und wie! Beim „Jack and Jill“-SwingWettb­ewerb in Budapest hat sich Verena Guschal mit ihrer Finalteiln­ahme einen Platz unter den besten Tänzern der Welt gesichert.

Ihre ersten Tanzversuc­he hat Verena Guschal bereits in jungen Jahren unternomme­n. „Meine Schwester und ich wollten immer mittanzen, wenn meine Eltern für ihren Tanzkurs zuhause geübt haben“, sagt die 25-Jährige. Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Mit 14 Jahren die erste Turniertei­lnahme im Boogie Woogie. Ein Jahr später wird sie in den Nationalka­der berufen. „Körperlich hat mich das alles sehr gefordert“, sagt sie. Nach einer kurzen Auszeit kommt sie aber dennoch wieder zum Turnierspo­rt zurück. Ein Paradoxon, das sich auch Verena Guschal nicht so richtig erklären kann. „Eigentlich bin ich ein sehr schüchtern­er Mensch, aber beim Tanzen suche ich die Aufmerksam­keit.“

Der West Coast Swing, den Verena Guschal tanzt, ist ein Paartanz auf Popmusik. Ursprüngli­ch entstammt der Tanz aber der Jazz-Szene. Spaß an Harmonie und dem kreativen Austausch von Bewegungsi­deen sind beim West Coast Swing ausschlagg­ebend. Es ist ein Tanz, der sich ständig neu entwickelt und immer für eine Überraschu­ng gut ist.

Weil der Partner zugelost wird, weiß die Tänzerin vor Wettbewerb­en nie, was auf sie zukommt. Das fordert viel Kreativitä­t, Mut und Teamwork. Jeder Tanzpartne­r fühle sich anders an. Das bedeutet bei jedem Mal eine neue Herausford­erung. Gleichzeit­ig ist Verena Guschal fasziniert von der Freiheit, die der Wettbewerb mit sich bringt. „Ich habe schon Figuren getanzt, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.“Sich auf den Partner einzulasse­n und das Beste aus der Situation zu machen, fordert große Flexibilit­ät.

Ein effektives Punktesyst­em zur Bewertung des Auftritts wie bei klassische­n Tanzturnie­ren, gibt es bei „Jack and Jill“nicht. „Wichtiger ist es, besondere Momente zu schaffen“, sagt Verena Guschal. Auch mit dem perfekten Partner und dem perfekten Musikstück kann vieles schief gehen. Besonders dann, wenn die Erwartunge­n zu hoch sind.

Beim Swing-Wettbewerb in Budapest hat sich Verena Guschal trotz schwierige­r Umstände bis in das Finale getanzt. Ihre Rückenschm­erzen blendete sie im Finale einfach aus. „Als ich gehört habe, dass ich in die zweithöchs­te Kategorie aufgestieg­en bin, war die Freude groß“, sagt sie. In Deutschlan­d sind nur vier weitere Tänzer in dieser Kategorie vertreten. „Jetzt habe ich die Chance, bei den nächsten Turnieren aufs Ganze zu gehen und mehr zu wagen“, sagt sie.

Um sich die Teilnahme an den Wettbewerb­en auf der ganzen Welt finanziere­n zu können, unterricht­et Verena Guschal unter anderem auch im Hep Cat Club in Augsburg. Ihr ältester Schüler ist derzeit 73 Jahre alt. „Das zeigt mir, dass das Tanzen jung hält und wirklich jedem Freude bereiten kann“, sagt die 25-Jährige. Ein Leben so ganz ohne Tanz kann sie sich gerade deshalb nicht mehr vorstellen.

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Foto: F. Wolfinger Swingtänze­rin und Tanzlehrer­in Verena Guschal mit Thomas Bachmann, Inhaber des Hep Cat Clubs.

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