Vom Stress mit der perfekten Harmonie
Kabarett Schon vor der offiziellen Premiere präsentiert Christine Eixenberger im zweimal ausverkauften Canada ihr neues Programm „Fingerspitzenlösung“und erzählt darin von Erlebnissen im Straßengraben und im Ruheraum
Aichach Obermauerbach Zweimal ausverkauft – an zwei aufeinanderfolgenden Tagen: Christine Eixenberger aus Schliersee hat sich mittlerweile auch in unserer Region einen Namen gemacht, ob als Moderatorin der BR-Comedy-Talk-Show „Habe die Ehre“mit Wolfgang Krebs oder als Hauptdarstellerin in der ZDF-Herzkino-Serie „Marie fängt Feuer“. Nach „Ballkontakt“und „Lernbelästigung“kam die junge Kabarettistin nun am Wochenende mit ihrem dritten Soloprogramm „Fingerspitzenlösung“zur Vorpremiere in den CanadaBallroom nach Aichach-Obermauerbach.
Christine Eixenberger genießt die Nähe zum Publikum. Schon vor der Vorstellung steht sie mit einer Tasse Kaffee vor der Kneipe und begrüßt die Besucher herzlich. Erst kurz vor ihrem Auftritt merkt man ihr die Anspannung an, wie sie sich im Vorraum, auf und ab gehend und voll konzentriert, langsam auf Betriebstemperatur bringt.
Auf der Bühne überzeugt die Künstlerin erzählend und singend sowohl mit kabarettistischem als auch mit schauspielerischem Talent. Sie beschreibt ihre Personen nicht nur detailliert, sondern schlüpft in deren Charaktere förmlich hinein und spielt diese mit ausdrucksvoller Gestik und köstlich übertriebener Mimik. Mal sensibel zurückhaltend, mal sprühend vor Temperament, wild gestikulierend und lauter werdend, mit einem nicht enden wollenden Redeschwall. Herzerfrischend betextet und zwischendurch auch mal mit klarer Stimme besungen. Canada-Wirt Rainer Knauer sorgt am Steuerpult höchstpersönlich für den richtigen musikalischen Einsatz und die passenden Lichteffekte.
Eixenberger erzählt, wie sie nach einem Unfall mit einer Wildsau im Straßengraben landet, nach ein paar Piccolo aus dem Erste-Hilfe-Kasten („Heißt die Mehrzahl jetzt Piccolos – oder Piccoli?“) erst mal telefonisch mit ihrem Freund Schluss macht und dann dem Wachtmeister beschwipst ihre Fähigkeiten als stu- dierte Grundschullehrerin präsentiert. Mit Männern habe sie so ihre Probleme. Deshalb merken sich ihre Freunde schon gar keine Namen mehr („Gehst no mit’m Dings?“). Mittlerweile „abstrahiere“sie ihre Partner, das heißt, sie reduziere sie auf das Wesentliche. Auch nach der fünfjährigen Erfahrung mit einem peniblen Realschullehrer, der sie immer wieder pädagogisch auf ihre Fehler beim Putzen hingewiesen habe: „Ich hab ihm zum Geburtstag a Fusselrolle g’schenkt.“
Auf dem Weg in den Urlaub landet sie völlig unvorhergesehen in einem Wellness-Grandhotel. Im „Slow-City“mit Slow-Life in Slow- Motion werden Sauna, Moorbehandlung und Klangschalen-Meditation angeboten. Doch „das Akkurate“stört Eixenberger schon bald – und sie besingt die „perfekte Harmonie und Geometrie, neurotisch genau, im Einklang mit Yin und Yang“. Schließlich wird die Wellness-Oase für die Ruhesuchende zum absoluten Stress-Erlebnis. Dabei muss sie sich mehr als einmal entscheiden: intervenieren oder lieber meditieren? Besonders im Ruheraum, der alles andere als Ruhe ausstrahlt. Zum Beispiel, als sich zwei österreichische Damen lautstark über die Erfolge ihres Schönheitschirurgen unterhalten („Du hast so ein bezauberndes Lächeln, Dorothea!“). Soll sie sich einmischen oder schweigen? Sie zeige ihren Kindern in der Schule ja auch immer mit den Fingern den „Schweigefuchs“und, wenn’s das nicht kapieren, das „Schweige-Einhorn“– den ausgestreckten Mittelfinger.
Schließlich erkennt sie, dass Langeweile das Heilmittel gegen Stress ist. Das kennt sie ja bisher nur vom Wartezimmer der Arztpraxis oder von einem Funkloch – vergleichbar mit Obermauerbach. Und als sie einen gut aussehenden Typen im Ruheraum entdeckt und Konversation sucht („Is Eahna langweilig? Nein? Schad, soll ja g’sund sei. Was fehlt Eahna denn?“– „RUHE!“), lässt sie ihr Fingerspitzengefühl wieder einmal im Stich.
Bis zur offiziellen Premiere von „Fingerspitzenlösung“am Freitag, 16. März, in Holzkirchen wird sich ihr Programm „noch weiterentwickelt haben“. An einigen Kleinigkeiten feilt Christine Eixenberger noch. Die Mauerbacher Besucher hatten indes nicht den Eindruck, dass ihr neues Programm noch nicht rund ist und zollten ihrem Auftritt kräftigen Beifall. Ihren nächsten Auftritt in der Region hat Christine Eixenberger am Samstag, 28. April, im Ballonmuseum in Gersthofen.