Aichacher Nachrichten

Der/die/das Hymne

Ein neuer Text kann nur der Anfang sein. Wir haben da noch ein paar andere Ideen

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Kennen Sie noch Sarah Connor? Die Sängerin war mal eine große Nummer in den Charts. Den meisten dürfte sie aber eher wegen ihrer, nennen wir es mal eigenwilli­gen, Interpreta­tion der Nationalhy­mne in Erinnerung geblieben sein. „Brüh im Lichte dieses Glückes“, intonierte Connor einst vor einem Millionenp­ublikum, und die Zuhörer trauten ihren Ohren nicht. Nach dieser unfreiwill­igen Spontanumt­extung wurde es dann aber schnell wieder ruhig um das Lied der Deutschen. Bis jetzt.

Niemand hatte mit der Gleichstel­lungsbeauf­tragten des Familienmi­nisteriums gerechnet. Über deren Idee, die Worte „Vaterland“und „brüderlich“durch „Heimatland“und „couragiert“zu ersetzen, empört sich seit dem Wochenende ein vielstimmi­ger Chor. Gender-Wahnsinn, politische Korrekthei­t und so. Dabei geht der Vorschlag aus dem Ministeriu­m in Wahrheit noch gar nicht weit genug. Es gibt schließlic­h viel mehr umzuschrei­ben.

Da mag die Kanzlerin noch so sehr betonen, sie sei mit dem bisherigen Text unserer Hymne eigentlich „sehr zufrieden“. Mit dieser Taktik des Aussitzens dürfen wir die Regierung nicht mehr länger durchkomme­n lassen! Fangen wir gleich mal vor der eigenen Haustüre an. Muss es konsequent­erweise in der/die/das Bayernhymn­e nicht heißen: Gott mit dir, du Land der Bayerinnen und Bayern, deutsche Erde, Mutter- und Vaterland? Gut, mit dem Versmaß haut das dann nicht mehr ganz so gut hin. Aber mal ehrlich: Mann/Frau muss auch mal Kompromiss­e machen. Äußerst fragwürdig finden wir auch die Sache mit dem Vaterunser. Wo bleibt da der Aufschrei der Väterinnen? Und umgekehrt: Ist es wirklich in Ordnung, von Mutter Natur zu sprechen, aber von Vater Staat? Von Mutter Erde, aber Väterchen Frost? Da fühlen wir uns als Bürger doch schon wieder total ungleichbe­rechtigt. Und als Bürgerinne­n selbstvers­tändlich auch. Nun könnte man natürlich einwenden, dass die selbst ernannten Retter des Deutschlan­dliedes mal eine Oktave runterscha­lten sollten. Weil: Ist ja nichts passiert. Und: Wird auch nichts passieren. Aber das wäre ja fast schade, wo wir uns doch alle grad so schön zusammen empören.

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