Abschied von Josef Bestler
In der Aichacher Stadtpfarrkirche wird an das Leben des Altlandrats erinnert und an sein politisches Vermächtnis. Er war über ein Vierteljahrhundert im Amt und hat sich historische Verdienste um die Verbindung von Aichach-Friedberg erworben
Aichach Er liebte den Rhododendron in seinem Garten, der immer an seinem Geburtstag blühte. Er liebte die Burgkirche in seinem Wohnort Oberwittelsbach, durch die er Interessierte führte. Er mochte den Wald und seine Spaziergänge, er genoss Kultur bei Theater- und Konzertbesuchen, er betrieb leidenschaftlich Sport. Er war ein begeisterter Kommunalpolitiker und er liebte vor allem „seinen“Landkreis Aichach-Friedberg – den er formte und der ihm als gebürtiger Schwabe in 60 Jahren zur Heimat wurde – und die Menschen, die dort leben.
Gestern nahm das Wittelsbacher Land in einem Trauergottesdienst und dann auf dem Neuen Friedhof Abschied von Altlandrat Josef Bestler, der vergangene Woche im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Über ein Vierteljahrhundert, von 1963 bis Mitte 1989, war er zunächst im Altlandkreis Aichach und nach der Kreisfusion 1972 im Amt. Familie, Angehörige, Freunde, Weggefährten, amtierende und frühere Abgeordnete, Landräte, Vertreter von Regierung und Bezirksrat, Bürgermeister, Kreisräte, Landräte, Fahnenabordnungen, Vertreter von Vereinen und Organisationen, aber auch viele Bürger „ohne Funktion“waren in die Aichacher Stadtpfarrkirche gekommen, wo Stadtpfarrer Herbert Gugler und Dekan Stefan Gast gemeinsam die Messe hielten.
Gugler blickt auf das Leben von Bestler zurück, der im Mai 1925 in Deubach (Kreis Günzburg) auf die Welt kam und mit 17 in den Krieg musste. Die schrecklichen Erfahrungen prägten ihn sein Leben lang. Er war regelrecht beseelt von dem Gedanken, beizutragen, damit ein besseres Land und ein gerechter Staat aufgebaut wird.
Klaus Metzger, sein dritter Nachfolger als Landrat, blickte in der Kirche auf das „unvergleichliche Vermächtnis“des Verstorbenen zurück. Dem Menschen Josef Bestler sei mehr noch als dem Politiker das „Wittelsbacher Land als Heimat eine Herzensangelegenheit“gewesen. Mit Tatkraft habe er die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert, in dem er Schul- und Krankenhauswesen, sozialen Wohnungsbau, Landwirtschaft oder Straßenbau förderte und vorantrieb, so Metzger. Historische Verdienste habe sich Bestler durch seinen „bewundernswerten Einsatz in der schwierigen Zeit der Gebietsreform beim Aufbau des neuen Landkreises Aichach-Friedberg erworben. Dem Altlandrat sei es durch Überzeugungskraft, Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick gelungen, die Gräben der Gebietsreform zuzuschütten. Ihm sei immer das Verbindende wichtig gewesen, nicht das Trennende. Metzger: „Wir verneigen uns vor seiner Lebensleistung.“
Für Bürgermeister Klaus Habermann war der Ehrenbürger ein großartiger „Sohn und Förderer der Stadt Aichach“. Er habe in seinem Leben eine „unglaubliche Erfolgsgeschichte“geschrieben. Die gibt es ja in der Tat auf Papier als persönliche Erinnerungen auf 600 Seiten in der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“. Habermann sprach die vielen bedeutenden Weichenstellungen Bestlers für Aichach von der Klinik bis zum Schulzentrum oder der B-300-Umgehung an. Bestler sei ein feiner, sensibler und hochintelligenter Mensch und ein Politiker mit Visionen gewesen. Obwohl sie verschiedene Parteibücher hatten, beneues, kam Habermann immer einen guten Rat und eine Einschätzung bei seinen Besuchen des Landrats im Ruhestand. Zum Beispiel bei seinem Start als junger Rathauschef vor 22 Jahren: „Kommunalpolitik ist nicht für Sprinter, sondern etwas für Langgestreckenläufer.“Wie wahr, so Habermann gestern.
Für den Landtagsabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden Peter Tomaschko „haben wir alle und der Kreis Josef Bestler sehr viel zu verdanken“. Der Altlandrat habe durch sein Fachwissen, Pflichtbewusstsein und Menschlichkeit den Landkreis zu dem gemacht, was er heute sei: „Er war eine herausragende Persönlichkeit des Wittelsbacher Landes.“ⓘ
Kondolenz Im Landratsamt in Aich ach liegt ab heute ein Kondolenzbuch für Altlandrat Josef Bestler aus, in das sich jeder eintragen kann.