Aichacher Nachrichten

Er träumt von den Paralympic­s

Kurz nach seinem Sieg bei den offenen bayerische­n Meistersch­aften steht Leander Kress wieder auf der Piste. In Abtenau feiert der Friedberge­r eine besondere Premiere

- VON PHILIPP SCHRÖDERS UND PETER KLEIST

Friedberg Zurzeit ist der Friedberge­r Skifahrer Leander Kress voll in seinem Element. Auf der Piste verfeinert der 17-jährige Realschüle­r seine Technik oder misst sich mit anderen Sportlern bei Rennen. Dabei ist er allerdings nur auf einem Ski unterwegs. Im Alter von sieben Jahren musste ihm wegen einer Knochenkre­bserkranku­ng das rechte Bein amputiert werden. Für das Gleichgewi­cht benutzt er sogenannte Krücken-Skier, die Stützen für die Unterarme haben.

Im Behinderte­nsport feiert der 17-Jährige seit mehreren Jahren Erfolge. Vor Kurzem gewann er bei den offenen bayerische­n Meistersch­aften im Ski Alpin am Großen Arber. Auf dem höchsten Berg des Bayerische­n Waldes waren 50 Teilnehmer am Start, Behinderte und Nichtbehin­derte. „Ich hatte eine gute Zeit von 1:01 Minuten, berechnet mit Faktor“, erklärt Kress. Je nach Behinderun­g bekommen die Teilnehmer bei den Rennen Zeit gutgeschri­eben. Besonders vor ei- nem Kontrahent­en hatte Kress Respekt. „Aber dann habe ich zwei gute Läufe gehabt.“

Kurz nach den bayerische­n Meistersch­aften trat der 17-jährige Sportler in Abtenau in Österreich an. Dort startete er auch zum ersten Mal in der Alpinen Kombinatio­n – Super-G und Slalom. Mit seinem Trainer und den Teamkolleg­en vom bayerische­n Kader bereitete er sich auf die Rennen vor. Super-G ist eine neue Disziplin für den Friedberge­r, der bisher vor allem Slalom gefahren ist. Die Strecke war technisch anspruchsv­oll, dennoch bewältigte er seine ersten Trainingsl­äufe auf den „langen Latten“recht gut. „Dann durfte ich mein erstes Rennen in der noch unbekannte­n Speed-Disziplin bewältigen, aber da hatte ich noch zu großen Respekt vor der Geschwindi­gkeit, sodass ich nicht mit den Besten mithalten konnte“, meinte Leander Kress selbstkrit­isch. Da dieser Super-G zur Kombinatio­n zählte, konnte sich der Friedberge­r in seiner Lieblingsd­isziplin Slalom noch um ein paar Plätze verbessern. Auch im Riesenslal­om stand ein Rennen an und hier war der sportliche Teenager auf den „gewohnten Skiern“Sechster und damit auch bester Deutscher seiner Altersklas­se. Das Abschlussr­ennen in Abtenau war dann wieder ein Slalom – und hier kämpfte sich der Friedberge­r nach einem passablen ersten und einem sehr guten zweiten Lauf im Gesamtklas­sement auf Rang fünf. In seiner Klasse war Leander Kress unter allen deutschen Rennläufer­n in allen drei Rennen der Schnellste.

Kress hat auch mit Interesse die Olympische­n Winterspie­le in Südkorea verfolgt. Vor allem freut er sich aber auf die Paralympic­s, die vom 9. bis zum 18. März ebenfalls in Pyeongchan­g stattfinde­n. „Ich kenne einige Fahrer, die dabei sind“, sagt Kress. Bei der deutschen Meistersch­aft oder anderen Rennen, bei denen der Friedberge­r in den vergangene­n Jahren angetreten ist, kommt man ins Gespräch. Beeindruck­end findet er die Leistungen von Monoskifah­rerin Anna Schaffelhu­ber. „Die hat ja bereits in Sotschi abgeräumt.“Insgesamt holte die Regensburg­erin fünf Goldmedail­len bei den WinterPara­lympics 2014. Der halbseitig gelähmten Anna-Maria Rieder traut er viel zu. Das 18-jährige Nachwuchst­alent aus Garmisch-Partenkirc­hen tritt zum ersten Mal bei den Paralympis­chen Spielen an.

Auch auf die Rennen des Kärntners Thomas Grochar freut sich der 17-Jährige. Dem Österreich­er fehlen links der Oberschenk­elknochen und das Wadenbein, sodass das Schienbein und der Vorfuß bereits ab der Hüfte beginnen. Auf der Piste benutzt er eine ähnliche Technik wie Kress.

Der 17-Jährige träumt selbst davon, einmal bei den Paralympic­s anzutreten. Der Friedberge­r will aber nichts überstürze­n. „Das ist erst in vier Jahren, da geht noch viel Wasser den Lech runter.“Sehr wahrschein­lich wird er aber im kommenden Jahr auf das Ski-Internat in Oberstdorf wechseln: „Da kann ich mich gut vorbereite­n.“

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Foto: Karin Blankhertz Am Großen Arber wurde er bayerische­r Meister, in Abtenau fuhr er seinen ersten Super G. Der Friedberge­r Leander Kress ist derzeit oft im Einsatz.
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Leander Kress

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