Rakete sucht Umlaufbahn
Es ist sehr schwer, die richtige Schule für einen Viertklässler zu finden. Und dann holt einen auch noch die Vergangenheit ein
wäre. Denen Elternbeiratsvorsitzende Mut für die Entscheidung zusprechen, weil sie es sich selbst einst auch nicht leicht gemacht hätten und sie genau wüssten, wie man sich gerade so fühle. Und dann ziehen alle im Pulk durch das jeweilige Schulhaus, um die Ausstattung einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Eine Sternwarte, aha. Musikinstrumente zum Ausleihen, wie interessant, gibt es auch...
An einem Abend hat ein Schulleiter diesen Eltern einen schönen Satz geschenkt: „Ihre Kinder sind kleine Raketen, die sich auf den Weg machen.“Da betrachtet man sein Kind noch einmal mit ganz anderen Augen und kommt dennoch um den eigentlichen Knackpunkt nicht herum: Wie soll man um Himmels willen die Kurve einer Rakete berechnen, die gerade erst neun Jahre auf dem Buckel hat? Ein Infoabend, der nächste Infoabend und schon soll eine Entscheidung her, die einem die Rakete, wenn es schief läuft, in ein paar Jahren um die Ohren schlagen wird.
„Du sag mal“, fragt man also nach so einem Infoabend in bewusst beiläufigem Ton und in der leisen Hoffnung auf ein paar An- haltspunkte: „Was hat dir denn besonders gut gefallen?“Und erhält sofort wegweisende Informationen: „Also, der Kickerraum war echt super.“Oder: „Die Schulband war schon cool.“Oder: „Vulcanus deus est! Ich kann jetzt Latein“. Damit klar: Die Rakete kreist bei diesen Abenden auf einem ganz anderen Orbit.
Kein Wunder, dass Eltern hohen Gesprächsbedarf über familiäre Entscheidungsmodelle haben. Bei einer Freundin sieht’s so aus: „Meine Tochter darf frei entscheiden, diese Methode hat bei meinem Sohn auch geklappt.“Bei einem Kollegen: „Meine Tochter hat 50 Prozent der Stimmen, meine Frau und ich jeweils