25 Meter hoher Lärmschutzwall fällt durch
Die Lech-Stahlwerke in Meitingen wollten damit die Bürger in der angrenzenden Zollsiedlung entlasten. Doch Experten kommen zu einem anderen Ergebnis. Was schließlich gegen das große Bauwerk sprach
Meitingen 500 Seiten Infos und Gutachten sowie unzählige Beratungsstunden – das Thema Schlackenwall am Stahlwerk hatte es in sich. Seit 2014 beschäftigte sich der Marktgemeinderat mit den Plänen für dieses Bauwerk, das in Richtung Zollsiedlung errichtet werden sollte. Doch nun steht fest: Der 25 Meter hohe Wall aus Schlacke wird nicht kommen. Die Pläne liegen auf Eis.
Der Marktgemeinderat einigte sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig darauf, die für den Bau des Walls nötige Bebauungsplanänderung nicht weiter zu verfolgen. Der Grund: Experten und Gutachter waren zu dem Schluss gekommen, dass der Wall so gut wie keine Lärm- und Staubminderung bringt. Auch das Argument vonseiten des Stahlwerkseigners, dass sich ein begrünter Wall besser im Landschaftsbild mache, wurde zerpflückt. Die Fachbehörde erklärte, dass ein derart hohes Bauwerk vielmehr einen Fremdkörper in der Landschaft darstelle.
Hintergrund: Der Wall mit einer Länge von 165 Metern und einer Breite von 66,5 Metern sollte entlang der Bahnline errichtet werden. Als Baustoff sollte Elektroofenschlacke dienen, die im Werk bei der Produktion von Stahl anfällt und in großen Mengen auf dem Gelände lagert. Doch es hatte sich gezeigt, dass die Verwendung von Schlacke auch problematisch sein kann. Wie berichtet, war es beim Einbau von Ofenschlacke in die B-2-Umfahrung von Meitingen zu Grundwasserverunreinigungen gekommen. Die Folge sind eine teure Sanierung und Absatzprobleme für dieses Material. Bürgermeister Michael Higl erklärte, dass in anderen Bundesländern Schlacke im Stra- ßenbau verwendet werde. Nur in Bayern sei dies seines Wissens spätestens seit den Problemen in Herbertshofen nicht mehr üblich. Stahlunternehmer Max Aicher hatte vor Kurzem erklärt, als es um die Pläne für ein Grafitelektrodenwerk samt Wall ging, dass es unsinnig sei, weiterhin jährlich 200000 Tonnen Schlacke, die bei der Stahlproduktion in Herbertshofen anfallen, mit Bahn oder Lastwagen Hunderte von Kilometern nach Thüringen zu bringen, wie es derzeit geschehe. Dass laut Gesetz aber wirtschaftliche Gründe eines Unternehmens kein Argument für die Aufstellung oder Änderung eines Bebauungs- sein können, machte Higl deutlich. Gemeinden hätten dann Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich sei. Doch genau diese Notwendigkeit wurde vom Gremium nicht gesehen.
In der Diskussion zeigte sich, dass alle Fraktionen den Bau des Walls ablehnen und somit die dafür nötige Bebauungsplanänderung auf Eis legen wollen. Claudia Riemensperger, die Sprecherin der CSUFraktion, betonte, dass man bei Entscheidungen hinsichtlich des Stahlwerkes immer abwägen müsse. Einerseits gehe es um die Interessen des Unternehmens, das immerhin für rund 1000 Arbeitsplätze in der Region sorge, andererseits aber auch um die Belange der Bürger und Anwohner. Ihre Fraktion sei zu dem Schluss gekommen, dass man dort „kein Endlager für Schlacke“wolle. Bei den derzeitigen rund 15 Metern hohen Häufen hätte man laut Riemensperger noch die Chance, dass diese vielleicht eines Tages abgebaut werden.
Fabian Mehring von den Freien Wählern lobte, dass man das Thema mit der notwendigen Intensität und Gewissenhaftigkeit behandelt hatte. Auch seine Fraktion sprach sich gegen den Wall aus, weil „man kein giplans gantisches Endlager“wolle. Er plädierte aber dafür, auf die Landespolitiker einzuwirken, um die Vorschriften für den Einbau von Schlacke in Bayern zu ändern. Auch der Fraktionssprecher der SPD, Werner Grimm, erklärte, dass er gelernt habe, dass Schlacke eigentlich ein Baustoff ist. Dennoch sprachen sich auch die Genossen gegen den Bau des Walls aus, da hierbei die Frage nach dem Nutzen des Bauwerks im Vordergrund stehe. Annemarie Probst von den Grünen und Christine Fünffinger (parteilos), die schon bei früheren Abstimmungen gegen den Wall votiert hatten, blieben bei ihrem Nein.