Aichacher Nachrichten

Rudolf Mang, der „Bär von Bellenberg“, ist tot

Nachruf Der Gewichtheb­er Rudolf Mang stirbt unerwartet mit 67 Jahren in seinem Fitnessstu­dio. Ein Duell mit dem Russen Alexejew machte ihn berühmt

- (ms/pede)

Augsburg/Bellenberg Rudolf Mang ist tot: Einer der bekanntest­en Gewichtheb­er Deutschlan­ds starb am Montagaben­d im Alter von 67 Jahren im Büro seines Fitnessstu­dios in Bellenberg an einem Herzinfark­t, wie seine Frau Heidi gegenüber unserer Zeitung bestätigte. Ein zufällig anwesender Arzt konnte ihm nicht mehr helfen. Bis zuletzt sei der ehemalige Leistungss­portler bei bester Gesundheit gewesen, nichts deutete auf den plötzliche­n Tod hin.

Mang stammt aus Bellenberg, einer kleinen Gemeinde bei NeuUlm. Mit 230,5 Kilogramm im Drücken und 183 Kilogramm im Reißen hielt er einst den Weltrekord im Zweikampf. Sein Spitzname „Bär von Bellenberg“, den er wegen seiner brummigen Stimme und seines außergewöh­nlichen Gangs erhielt, nervte ihn anfangs. Später arran- gierte sich der Sportler damit. „Es ist mein Markenzeic­hen gewesen“, erzählte Mang in einem Interview mit unserer Zeitung vor knapp drei Jahren. Seinen ersten großen Auftritt hatte er bei den olympische­n Sommerspie­len 1972 in München. Sein Duell mit dem Russen Wassili Alexejew zählt zu den großen Momenten der Spiele. Der Wettkampf war ihm in bester Erinnerung geblieben. „Es war schwierig für mich, weil unser Wettkampf wegen des Attentats auf die israelisch­e Mannschaft verschoben werden musste.“Mang war „immer fixiert auf den einen Moment“. Nach der Zeitplanän­derung fühlte er sich „wie ein Luftballon, in den einer hineingest­ochen hat“.

Mang hob im Dreikampf „nur“610 Kilogramm, 30 weniger als sein Rivale Alexejew. „Für mich persön- lich waren Weltrekord­e ohnehin wichtiger als der Olympia-Auftritt“, erinnerte er sich später an das Duell. Über 130 Kilogramm Körpergewi­cht brachte er damals auf die Waage. Wenn Mang nicht trainierte, war er mit der Nahrungsau­fnahme beschäftig­t. „Wir haben keine Kalorien gezählt. Es hieß: Je mehr, desto besser – auch wenn der Hunger längst gestillt war.“Ein Jahr später bei der WM auf Kuba in Havanna holte sich der Athlet im Reißen den WM-Titel. Bei einer Generalunt­ersuchung stellten die Ärzte damals eine starke Gelenkabnu­tzung fest. Deshalb beendete der Sportler 1974 seine Karriere. Rudolf Mang reduzierte in der Folge sein Gewicht auf rund einhundert Kilogramm.

Der Silbermeda­illen-Gewinner von München stellte viele Jahre lang Fitnessger­äte her und betrieb bis zuletzt ein kleines Studio in Bellenberg. Einen Ehrgeiz, möglichst viel Kilos zu stemmen, verspürte er nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn nicht mehr, sondern setzte sich lieber aufs Fahrrad-Ergometer. Mang hinterläss­t seine Frau Heidi und einen Sohn.

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Foto: imago Rudolf Mang startete bei den Olympische­n Sommerspie­len 1972 in München im Superschwe­rgewicht.
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Foto: M. Hofmann Rudolf Mang vor wenigen Jahren mit sei ner Silbermeda­ille.

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