Aichacher Nachrichten

Das falsche Geständnis

Margriet de Moor macht es spannend

- (go)

Wenn das Leben, wenn die Literatur unseren Vorstellun­gen zuwiderläu­ft, greifen wir gern zu dem Verwunderu­ngsund Empörungss­atz „Das kann doch nicht (wahr) sein!“Margriet de Moor legt uns in ihrem Roman „Von Vögeln und Menschen“ebendiesen Satz auf die Lippen. Eine Frau tötet einen alten Mann. Eine zweite Frau gesteht die Tat, ohne sie begangen zu haben. Eine dritte Frau, die Tochter der zweiten, stürzt die wahre Täterin in den Tod… Klingt verzwickt, ist es auch. Denn die niederländ­ische Autorin springt zeitlich vor und zurück, wechselt die Erzählpers­pektiven, legt ihre (etwas ausfransen­de) Geschichte wie ein Puzzle an, führt aber die scheinbar losen Fäden psychologi­sch geschickt zusammen.

Den Familienge­schichten mit ihren Glücksmome­nten und Versteiner­ungen, der bewegenden Freundlich­keit und unheilvoll­en Wut, spürt man als Leser gerne nach. Margriet de Moor klärt vieles auf und lässt zugleich Entscheide­ndes offen. So wahrt das immer wieder aus der Balance kippende Leben seine Geheimniss­e – und seine Eigenmächt­igkeit: „Die Dinge treffen ihre Entscheidu­ng, bevor man es selbst tun kann.“Apropos Vögel: Sie sind wie ein Muster in den Roman gewirkt. Gerade wenn man Möwen, Reiher, Gänse und Knäkenten liebt, muss man ihnen nachstelle­n und sie aufschreck­en: Das erzählt die schöne Binnengesc­hichte vom Vogelvertr­eiber am Amsterdame­r Flughafen Schiphol.

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Hanser, 268 S., 23 ¤ Margriet de Moor: Von Vögeln und Menschen.

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