Aichacher Nachrichten

Sensation, die zweite

Virginie Despentes legt umwerfend nach

- (ws)

Womöglich wird es dieses Jahr bei uns kein besseres Buch zu lesen geben als dieses: temporeich und gnadenlos, witzig und abgründig, wahrhaftig und absurd zugleich. Und dabei ist es doch eigentlich nur der mittlere Teil einer ganzen RomanTrilo­gie über den Absturz eines Schallplat­tenverkäuf­ers in Paris.

„Das Leben des Vernon Subutex“, so heißt die Serie bei uns. In Frankreich hat sie die Autorin Virginie Despentes (bis dahin als ExProstitu­ierte trotz Bucherfolg­en wie dem fürs Kino verfilmten „Baisemoi“und „Apokalypse Baby“noch etwas zu skandalumw­ittert) endgültig zu einer der bedeutends­ten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Warum, das wurde bereits im ersten Teil erahnbar. Denn der Sturz ihres Vernon durch die sozialen Netze ist für Despentes Anlass zu einem Schnitt durch eine von Individual­ismus und Kapitalism­us entseelte Gesellscha­ft.

Nun, in Teil zwei, bleibt auch das zum Auftakt mit viel Koks und ordentlich Exzess etwas zu schrill Inszeniert­e draußen. Subutex lebt auf der Straße, ein seltsamer Kreis ehemaliger Bekannter findet durch die Suche nach ihm zusammen: Politische­r Rechtsausl­eger trifft auf ExPorno-Queen, trifft auf lesbische Muslima, trifft auf Lottogewin­ner im Gewand eines herunterge­kommenen Säufers … Großartige Lebensstud­ien. Wer Michel Houellebec­q oder Sibylle Berg mag, wird das hier lieben.

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butex 2. Übs. Claudia Steinitz, Kiepenheue­r & Witsch, 400 S., 22 ¤
Virginie Despen tes: Das Leben des Vernon Su butex 2. Übs. Claudia Steinitz, Kiepenheue­r & Witsch, 400 S., 22 ¤

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