David Byrne: Amerikas Traum ist ausgeträumt
Sänger der Talking Heads resümiert
New York David Byrne, Wahl-NewYorker und Gründer der legendären Kult-Band „Talking Heads“, sieht den amerikanischen Traum ausgeträumt. Den Deal „wenn du dich anstrengst, einen Beruf lernst und hart arbeitest, werden deine Kinder es besser haben als du“gebe es nicht mehr, sagte Byrne der Süddeutschen Zeitung. „Irgendwo auf dem Weg haben wir unsere Ideale verloren. Das ärgert die Leute, und weil sie die tieferen Gründe nicht erkennen, geben sie Migranten und ,denen da oben‘ die Schuld“, sagt der heute 65-Jährige.
„Leute wie Donald Trump“oder ihre Entsprechungen in vielen anderen Ländern, so Byrne, nutzten die Ängste und Frustrationen der Menschen für ihre eigenen Zwecke aus. Dabei seien ihre Wähler nicht „in ihrem tiefsten Inneren ausnahmslos Rassisten und bösartige Nationalisten“. Man müsse ihnen aber klarmachen, dass ihre Zukunftsängste ausgenutzt würden. „Denn eigentlich sind Donald Trump diese Leute natürlich vollkommen egal.“
Über seine Wahlheimat sagte der Schotte, das von Armut und Trostlosigkeit gezeichnete New York der mittleren 1970er Jahre vermisse er nicht. „Diese Zeit wird aus heutiger Sicht ständig idealisiert, aber Teile der Stadt waren damals wirklich in einem erbärmlichen Zustand.“In der Bronx habe es ausgesehen „wie in einem Kriegsgebiet“. Allerdings sei unter diesen Bedingungen eine faszinierende, sich gegenseitig inspirierende Kunst-, Film- und Musikszene mit großer künstlerischer Freiheit entstanden. Die massive Gentrifizierung in den Jahren danach habe dieser Kunstszene allerdings „enorm geschadet“. „Wenn ich mit dem Fahrrad durch New York fahre, kommt mir die Stadt wie ein Spielplatz für Reiche vor“, sagte Byrne. Mit den „Talking Heads“gehörte Byrne in den 1970er und 1980er Jahren zu den populärsten Protagonisten der New Yorker Post-Punk- und New-Wave-Szene. Die Band löste sich 1991 auf. Nun hat Byrne sein neues Album „American Utopia“publiziert.