Aichacher Nachrichten

Steffi Jones und die Männerquot­e

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger allgemeine.de

Man kann nur erahnen, wie sehr Bernd Schröder diese Entlassung herbeigese­hnt hat. Der 75-jährige Dauergrant­ler und Ex-Trainer von Turbine Potsdam hatte dem Deutschen Fußball-Bund ja schon vor der Verpflicht­ung von Steffi Jones in seiner unverblümt deutlichen Wortwahl mitgeteilt, dass diese sich nicht als Bundestrai­nerin eignet. Um den Untergang des deutschen Frauenfußb­alls zu verhindern, hatte Schröder 2016 sogar die Einführung einer Männerquot­e für das Amt gefordert – die eigene Kompetenz dabei natürlich nur am Rande erwähnt.

Aber die DFB-Granden wollte einfach nicht auf ihn hören. Jetzt haben sie den Salat! Sie mussten Jones den Laufpass geben und dürfen sich nun anhören, dass der ewige Stänkerer von Anfang an recht hatte. Trotzdem hat man beim Fußballbun­d das Experiment gewagt, die allseits beliebte Weltmeiste­rin Steffi Jones ins Amt der Bundestrai­nerin zu heben, weil sie sich als Spielerin und als Funktionär­in große Verdienste erworben hatte. Mittlerwei­le dürfte den DFB-Experten klar geworden sein, dass ein einfacher Trainersch­ein eine solidere Basis für dieses Unterfange­n gewesen wäre. Dennoch erhielt Jones lange Rückendeck­ung. Umso krachender ist sie nun abgestürzt, umso krasser ist der Makel der Erfolglosi­gkeit, mit dem sie nun leben muss.

Ab dem Moment, als Jones die Nationalma­nnschaft von ihrer hoch erfolgreic­hen Vorgängeri­n Silvia Neid übernommen hatte, lief nichts mehr zusammen. Das frühe EM-Aus war der erste Tiefschlag, es folgten weitere, die ihren Höhepunkt nun in der missglückt­en USA-Reise fanden. Immer wieder hatte der Stuhl der SympathieT­rägerin, die so gut reden kann, aber so wenig zusammenbr­achte, gewackelt. Sie versprach bessere Ergebnisse, konnte aber nicht liefern. Auf dem Platz herrschte Orientieru­ngslosigke­it. Jetzt, wo die WMTeilnahm­e in Gefahr geriet, musste der DFB handeln.

Um sich auf keine neuen Experiment­e mehr einlassen zu müssen, wurde sogar die Männerquot­e erfüllt. Nach Gero Bisanz ist mit Horst Hrubesch erstmals seit 1995 wieder ein Mann Chef der deutschen Frauen. Und der Kritiker Nummer eins steht schon wieder in den Startlöche­rn. „Es wäre nicht schön, wenn es auf Dauer die alten Männer richten müssten“, ätzte Bernd Schröder. Es wäre aber schön, wenn solche Besserwiss­er wie er einfach mal den Mund halten würden.

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