Aichacher Nachrichten

Abpfiff für Jones

Der Deutsche Fußball-Bund beurlaubt die Bundestrai­nerin. Nach der EM-Pleite 2017 war damit zu rechnen gewesen. Die Trennung jetzt kommt überrasche­nd

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Frankfurt/Main Steffi Jones ist gescheiter­t, nun soll Horst Hrubesch als Übergangsl­ösung die deutschen Fußballeri­nnen auf dem Weg zur WM nach Frankreich voranbring­en. Der Deutsche Fußball-Bund hatte am Dienstag die Konsequenz­en aus der sportliche­n Misere der Nationalma­nnschaft gezogen und die bisherige Bundestrai­nerin Steffi Jones durch den früheren HSV-Stürmer ersetzt. Jones muss gegen ihren Willen gehen. „Ich bedaure diese Entscheidu­ng des DFB sehr. Ich war mit vollem Engagement und Leidenscha­ft Trainerin dieser Mannschaft“, erklärte sie auf ihrer Homepage. „Wir befinden uns mit dem Frauenfußb­all in einer schwierige­n Umbruchsit­uation, und ich hätte gerne diesen Umbruch weiter engagiert gestaltet“, schrieb Jones.

Die Potsdamer Trainer-Legende Bernd Schröder sieht in der Beurlaubun­g von Jones unterdesse­n einen überfällig­en Schritt. „Das war ein Notsignal, es musste etwas passieren. Es war lange klar, dass Steffi Jones die Mannschaft nicht mehr erreicht“, sagte der Ex-Coach des früheren Meisters und Uefa-Cup-Siegers Turbine Potsdam. Hrubesch auf jeden Fall nur eine Übergangsl­ösung sein, sagte Schröder. „Horst Hrubesch wird für den Moment die richtigen Impulse setzen. Er muss nur an ein paar Stellschra­uben drehen, um das Gefährt wieder in Gang zu bringen“, sagte der 74 Jahre alte Kenner des deutschen Frauenfußb­alls. DFB-Präsident Reinhard Grindel will sich bei der Suche nach einer Dauerlösun­g Zeit lassen. „Bei der Trainersuc­he wollen wir mit den Vereinen der Bundesliga jetzt eine Lösung finden, die den Frauenfußb­all auf eine neue Grundlage stellt“, erklärte der DFB-Präsident.

Nach der 2:3-Niederlage gegen Island im Oktober 2017 ist für die deutschen Frauen die Teilnahme an der WM trotz Führung in der Qualifikat­ionsgruppe fünf noch ungewiss. Zur Trainer-Entscheidu­ng sei das DFB-Präsidium bei einer Telefonkon­ferenz gekommen, sagte Grindel. Es folgte einer Empfehlung des für die Nationalma­nnschaften zuständige­n Direktors Oliver Bierhoff sowie des Sportliche­n Leiters Joti Chatzialex­iou. Jones könnte dem DFB laut einer Mitteilung allerdings in anderen Funktionen er- halten bleiben, deutete Grindel an. Darüber würde er „sich freuen“. Ausschlagg­ebend für die Beurlaubun­g der 45-jährigen Jones waren das Aus im EM-Viertelfin­ale 2017 und der letzte Platz jüngst bei einem Einladungs­turnier in den USA. Mit Jones sei am Montag bei einem persönlich­en Treffen über die Situation gesprochen geworden. Sie hatte eine erfolgreic­hen Profi-Karriere bis zur Weltmeiste­rin 2003 absolviert und war OK-Chefin der WM 2011. Als Bundestrai­nerin scheiterte sie aber. Zuletzt wirkte die Mannschaft uninspirie­rt und verunsiche­rt. „Der Entscheidu­ng ist eine intensive Analyse der vergangene­n Monate vorausgega­ngen“, begründete Bierhoff.

Nach der enttäusche­nden EM in den Niederland­en habe man mit Jones weitermach­en wollen: „Wir haben ihr bewusst diese Chance gegeben.“Nun aber führte die sportliche Entwicklun­g die DFB-Oberen zu der Überzeugun­g, „dass die Mannschaft eine neue Führung braucht. Wir wollen den Wechsel nutzen, um die Strukturen im Frauenfußb­all weiter zu profession­alisieren, die Verzahnung mit dem Mänkönne nerbereich zu verstärken und neue konzeption­elle Wege zu gehen“, erklärte Bierhoff. Im engen Austausch mit der Liga soll laut Chatzialex­iou ein „passender Kopf“gefunden werden. Übergangsl­ösung Hrubesch ließ wissen, dass er in dieser Phase gern helfe. „Ich habe den Frauenfußb­all in den vergangene­n Jahren verfolgt und war auch bei der Europameis­terschaft im Sommer vor Ort“, sagte er.

Für Bernd Schröder ist die Übernahme des Amtes durch einen Mann ein eher ein „trauriges Zeichen für den Frauenfußb­all“. Es gebe genügend gute Trainerinn­en in Deutschlan­d, die perspektiv­isch für den Job infrage kämen, meinte Schröder und brachte unter anderen Martina Voss-Tecklenbur­g ins Gespräch, die im Juni 2015 die Schweizer Nationalma­nnschaft erstmals zur WM geführt hatte.

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Foto: Uwe Anspach, dpa „Sie ist und bleibt ein prägendes Gesicht des deutschen Frauenfußb­alls“, federte DFB Präsident Reinhard Grindel die Entlassung der 45 jährigen Steffi Jones als Bundestrai nerin gestern ab.

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