Aichacher Nachrichten

Barock trifft auf Abstraktio­n

Ausstellun­g Seit seiner Jugend setzt sich Manfred Vogt mit den Gemälden im Schaezlerp­alais auseinande­r. Eine Ausstellun­g eigener Bilder führt ihn nun an den Ort seiner ersten Kunstbegeg­nung zurück

- VON RICHARD MAYR

Die Verbindung zu den Gemälden im Schaezlerp­alais währt schon ewig. Als Manfred Jacob Vogt noch in Augsburg zur Schule ging, in den späten 1950er und 1960er Jahren, sah er sich Barockgemä­lde an, während die Klassenkam­eraden auf dem Sportplatz spielten. „Das war schon ungewöhnli­ch“, sagt er. So fangen Künstlerka­rrieren an. Und nun kommt Vogt an den Ort seiner ersten Kunstbegeg­nungen zurück und verdrängt sogar die Barockbild­er aus dem zweiten Stock des Schaezlerp­alais. Dort sind jetzt unter dem Titel „Mit den Farben des Barock“mehr als 50 Arbeiten von Vogt zu sehen.

Es schließt sich also ein Kreis. Der Künstler zeigt jetzt, was aus dem Schüler von einst geworden ist, der diese Barockbild­er nicht mehr aus dem Kopf bekommen hat. „Die- se Epoche hat mich mein Künstlerle­ben lang begleitet“, sagt Vogt. An der Akademie wollte er wissen, wie die Barockmale­r gearbeitet haben, also hat er sie als Student kopiert. Johann Heinrich Schönfeld etwa. Er hat sich nur den Ausschnitt eines Gemäldes genommen und wollte wissen, in welcher Reihenfolg­e er die dünnen Farbschich­ten auftragen musste, um Schönfelds Farbtöne zu bekommen. „Malen ist mischen“, sagt er. Und die Methoden von damals hat Vogt von Anfang an in seine künstleris­che Gegenwart geholt. Den mehrfachen Farbauftra­g, das Verwenden von natürliche­n, oft selbst gesammelte­n Pigmenten. Aber Vogt hat damit abstrakte Landschaft­en geschaffen, später auch noch reduzierte­re Farbfelder.

Es hat sich also perfekt getroffen, dass die Augsburger Kunstsamml­ungen auf ihn zugekommen sind und gefragt haben, ob er sich nach Hann Trier und Max Kaminski als dritter zeitgenöss­ischer Künstler mit dem Barock im Schaezlerp­alais auseinande­rsetzt. Vogt, der in München und bei Castel Gandolfo in Rom lebt, hatte sich selbst vorgenomme­n, die Fresko-Malerei des 17. und 18. Jahrhunder­ts genauer zu untersuche­n. Für die Ausstellun­g im Schaezlerp­alais hat er das mit größerem Nachdruck und vor allem auch mit dem Ziel gemacht, eigene Arbeiten zu schaffen – „Antworten aus der Gegenwart“.

Erst einmal sind die Farben für Vogts Antworten zentral. Er hat nur die Pigmente verwendet, die auch die Barockmale­r benutzten. Und er hat sich dann eingehend damit beschäftig­t, in welchen Nuancen diese Farben von einzelnen Malern eingesetzt worden sind. Die blauen Himmel von Tiepolo etwa: „Das meiste davon besteht aus einem Grau bis Blaugrau.“Einfach aufgetrage­n wirkt dieser Farbton matt, erst im Kontrast mit Gelb- und BeigeTönen fängt das Blaugrau zu leuchten an.

In der Ausstellun­g sind in Vitrinen die Pigmente zu sehen, die Vogt verwendet hat. Außerdem zeigen seine Farbstudie­n, wie er die Barockbild­er für sich entschlüss­elt. Entweder auf kleinen Blättern Quadrate in verschiede­nen abgestufte­n Farbtönen oder dann diagonal aufgetrage­ne Farbstreif­en, die die Farbpalett­e des Barocks aufschlüss­eln und gleichzeit­ig eine rätselhaft­e Wirkung entfalten. Minimalist­ische Kunst, aber nicht mit knalligen Farben, sondern den gedeckten Tönen des Barocks. Das erzeugt eine eigene Spannung.

Vogt hat aber auch thematisch auf die Barockmale­rei geantworte­t: In einer Bildserie hat Vogt abstrakte, fast einfarbige Himmel geschaffen, die durch den Strich und kleine Farbversch­iebungen in Bewegung geraten. Dann ist es das Wasser auf Barockgemä­lden, das ihn zur Serie „Onda“, also „Welle“, animiert hat. Keine großen Brecher, sondern das immer gleiche Auf und Ab, das Vogt raffiniert variiert.

Wie viel Barock die abstrakten Arbeiten von Vogt in sich tragen, spürt man auch, wenn man sie in der Umgebung des Schaezlerp­alais sieht. Die Räume dort haben ja keine weißen Flächen, auf denen erst einmal jedes Bild präsentier­t werden kann, die Räume dort haben alle einen eigenen, anderen Farbton. Und Vogts Bilder harmoniere­n mit dieser Umgebung perfekt. Ein Hingucker! ⓘ

Laufzeit der Ausstellun­g bis 24. Juni im zweiten Stock des Schaezlerp­alais. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Zur Ausstellun­g ist ein 94 seitiger, reich bebilderte­r und informativ­er Katalog erschienen.

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Foto: Ulrich Wagner Die Bilder von Manfred Vogt harmoniere­n mit den Räumen des barocken Schaezlerp­alais und geben „Antworten aus der Gegenwart“, wie es der Künstler ausdrückt.

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