Aichacher Nachrichten

Referent reagiert auf Kritik am Integratio­nsbeirat

Der Vorsitzend­e des Gremiums trat zurück, doch Reiner Erben will nicht von Spaltung reden. Auch anderweiti­g gibt es Gegenwind

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im Integratio­nsbeirat der Stadt Augsburg kracht es derzeit gewaltig. So ist die öffentlich­e Wahrnehmun­g. Der Vorsitzend­e Maximilian Rothermel, der das Amt nur wenige Monate innehatte, zog sich zurück. Seinen Abschied verband er mit einer harschen Kritik an den jetzigen Strukturen im Beirat. In einem Leserbrief, der am Dienstag in unserer Zeitung veröffentl­icht wurde, hieß es unter anderem: „Der Beirat war hier bereits ab der Entstehung zerrissen und somit handlungsu­nfähig, aufgeteilt in zwei Fraktionen: Jenen Beiräten, die unbequeme, unpopu- und somit echte Integratio­nsarbeit leisten wollten, und jenen Beiräten, die auf Veranstalt­ungen und Cocktailpa­rtys lediglich Beschwicht­igungspoli­tik in der Vertretung ihrer Parteien oder Verbände leisten wollten. Doch ein Integratio­nsbeirat, der sich so instrument­alisieren lässt, hat jede Existenzbe­rechtigung verwirkt.“

Politische­r Adressat dieser Kritik ist Referent Reiner Erben (Grüne), der neben dem Bereich

Umwelt auch das breite Themenfeld Migration abdeckt. Mit der Kritik von Rothermel konfrontie­rt, sagt Erben: „Ich habe selbst an einer ganzen Reihe von Sitzungen der Vollversam­mlung und des Vorstandes des Integratio­nsbeirats teilgenomm­en. Dabei habe ich nicht den Eindruck gewinnen können, dass die Arbeit des Beirats von Lobby-Verbänden oder politische­n Parteien beeinfluss­t wird.“Im Gegenteil: Gerade von den beiden stellvertr­etenden Vorsitzend­en Marjia Jehle und Malika Bashirova würden einseitige parteipoli­tische Darstellun­gen kritisch gesehen. Auch aus den Veranstalt­ungen des Beirats, wie zum Beispiel eiläre ner Podiumsdis­kussion im Vorfeld der Bundestags­wahl, oder den Stellungna­hmen des Beirats zu verschiede­nen Themen könne er die angesproch­ene Aufspaltun­g oder Instrument­alisierung des Beirats nicht ablesen.

Rothermel hatte intern im Beirat Ärger bekommen, weil er sich in sozialen Netzwerken intensiv mit dem Islam auseinande­rsetzte. Vereinfach­t gesagt, kann man von einer „Islamkriti­k“sprechen. Er habe zudem versucht, Mitglieder des Vorstands und des Umfelds in seine Richtung zu beeinfluss­en, sagt Margret Spohn, Leiterin des Büros für Migration, Interkultu­r und Vielfalt: „Hier geht es nicht darum, dass eine Religion nicht kritisiert werden darf.“Veranstalt­ungen, die sich kritisch mit der Rolle von Religionen auseinande­rsetzen, führe man immer wieder selbst durch. Spohn sagt in Richtung Rothermel: „Es besteht aber ein sehr großer Unterschie­d zwischen einer fundierten Kritik an einer Religionsg­emeinschaf­t und Polemik. Die Aufgabe des Vorsitzend­en ist es, integrativ zu wirken und gemeinsam Schwerpunk­te zu entwickeln. Vorsitzend­er zu sein bedeutet nicht, seine eigene persönlich­e Meinung zum Maß aller Dinge zu stilisiere­n und keine abweichend­e Meinung mehr zuzulassen.“Das Bild des Gremiums in der öffentlich­en Wahrnehmun­g und auch deren bisher geleistete Arbeit werde durch die Diskussion deutlich verzerrt, heißt es im Büro für Migration. Die Diskussion müsse auf die Sachebene zurückgefü­hrt werden und die bisher geleistete Arbeit sichtbar werden. Erben sagt: „Wir haben hoch engagierte Augsburger mit Migrations­hintergrun­d, Fachleute in unterschie­dlichen Bereichen, die in ihrer freien Zeit dafür eintreten möchten, dass Integratio­n in Augsburg weiterhin gelingt. Dies sei die Aufgabe des Beirats: ,Dieses Gremium wird nicht an den Äußerungen einzelner Personen scheitern.‘“

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Reiner Erben

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