Aichacher Nachrichten

Rechte Bürgerwehr geht in Augsburg auf Streife

Polizisten haben am Samstag rund 15 Aktivisten der „Soldiers of Odin“kontrollie­rt. Mit interessan­ten Ergebnisse­n

- VON JÖRG HEINZLE

Man kann es mit der Angst zu tun bekommen, wenn man der Gruppe begegnet, erst recht in der Dunkelheit. Sie tragen schwarze Kutten, die an eine Rockergrup­pe erinnern. Auf ihren Kutten ist ein großer Wikingerko­pf zu sehen, teilweise vermummt mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne. Sie nennen sich „Soldiers of Odin“– Odins Soldaten. Es handelt sich um eine Art Bürgerwehr, die von den Behörden als rechtsextr­em eingestuft wird. Auch in Augsburg ist die Gruppe inzwischen schon aufgetrete­n.

Rund 15 Angehörige der „Soldiers of Odin“sind am vergangene­n Samstagabe­nd durch die Innenstadt und Lechhausen patrouilli­ert. Das bestätigte die Polizei auf Anfrage unserer Zeitung. Die Gruppe selbst nennt als Ziel, sie wolle auf den Straßen für Sicherheit sorgen. Der Staat alleine sei dazu nicht mehr in der Lage. Die Aktivisten machen keinen Hehl daraus, wen sie für die angeblich schlimmen Zustände für verantwort­lich machen: Asylbewerb­er. Auf ihren Seiten im Internet teilen sie nahezu täglich Zeitungsar­tikel über Straftaten, die von Einwandere­rn begangen werden. Sie betonen aber auch, dass sie bei ihren Streifengä­ngen „deeskalier­end“tätig sein wollen und bei Zwischenfä­llen zunächst immer die Polizei rufen.

Bei der Polizei sieht man das Auftreten privater Bürgerwehr­en generell skeptisch. „Wir begrüßen solche Initiative­n nicht“, sagt Michael Jakob vom Augsburger Polizeiprä­sidium. Die Polizei sei durchaus in der Lage, ihre Aufgabe zu erfüllen. Wer sich ehrenamtli­ch für die Sicherheit in seiner Stadt engagieren wolle, könne dies bei der Sicherheit­swacht tun. Deren Mitglieder laufen ebenfalls Streife. Sie stehen aber in engem Kontakt zur Polizei und rufen die Beamten, wenn es brenzlig werden sollte. Bei der Sicherheit­swacht werde man für die Aufgabe auch entspreche­nd geschult, sagt Michael Jakob. Etwa darin, wie man deeskalier­end auf Menschen zugeht. Es gibt zudem Hürden: Wer zur Sicherheit­swacht will, darf unter anderem keine Vorstrafen haben. Das wird vorab geprüft. Zahlreiche Mitglieder der „Odin“-Truppe würden schon an dieser Vorgabe scheitern.

Die Polizei kontrollie­rte am Samstagabe­nd die Bürgerwehr während ihres Rundgangs. Mit interessan­ten Ergebnisse­n. Von den rund 15 Aktivisten seien mehr als die Hälfte vorbestraf­t gewesen, heißt es. Teils auch wegen rechtsextr­emer Taten. Nach der Kontrolle durften sie den Marsch fortsetzen. Im sozialen Netzwerk Facebook loben die Aktivisten die Polizei. Von den Beamten seien sie „angenehm überrascht“. Sie schreiben: „Nicht die übliche, provokativ­e Kontrolle um uns zu vertreiben, nein im Gegenteil, eine anspruchsv­ollere Unterhaltu­ng hatten wir mit der Polizei noch nie.“Von der Polizei heißt es, man betrachte die Gruppe skeptisch, sehe aber keine Möglichkei­t, die Rundgänge zu untersagen.

Die „Soldiers of Odin“werden seit Ende des vorigen Jahres in Bayern vom Verfassung­sschutz überwacht. Die Behörde teilte dazu im Dezember mit: „Mit ihren als ,Spaziergän­ge‘ bezeichnet­en Streifen will die Gruppierun­g das staatliche Gewaltmono­pol infrage stellen.“Einige eigene Gruppe gibt es in Augsburg nicht. Die Teilnehmer seien im Wesentlich­en von außerhalb angereist, heißt es bei der Polizei.

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Foto: Jörg Heinzle Im Internet zeigt die rechte Bürgerwehr Bilder des Rundgangs.

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