Aichacher Nachrichten

Ludwig Mitarbeite­r gehen leer aus

Nach monatelang­en Verhandlun­gen über den Sozialplan ist jetzt kein Geld mehr da für die Abfindunge­n. Die 80 gekündigte­n Angestellt­en in Meringer Produktion erhalten für den Verlust des Arbeitspla­tzes keinen Ausgleich

- VON GÖNÜL FREY (mit cli)

Mering Der finanziell angeschlag­ene Leuchten-Spezialist Ludwig sieht seine Rettung in der Verlagerun­g der Produktion an den zweiten Standort in Bergen. In Mering haben dadurch 80 Mitarbeite­r ihre Stelle verloren. Normalerwe­ise erhalten die Betroffene­n in solchen Fällen eine Abfindung, um den Verlust des Arbeitspla­tzes auszugleic­hen. Doch in Mering ist es trotz monatelang­er Verhandlun­gen nicht gelungen, einen Sozialplan aufzustell­en. Die Mitarbeite­r gehen leer aus. „Das ist phänomenal gescheiter­t!“, sagt Michael Leppek, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall. Das ist das Ergebnis der Einigungss­telle, die auf Wunsch der Mitarbeite­r im vergangene­n Sommer eingericht­et worden war. Vor einer solchen Schiedsste­lle verhandeln Arbeitgebe­rund Arbeitnehm­ervertrete­r unter dem Vorsitz eines Arbeitsric­hters über eine einvernehm­liche Lösung – im Fall Ludwig tagte die Stelle vier Mal, jedoch ergebnislo­s.

Geschäftsf­ührer Florian Möckel bedauert die Entwicklun­g. Er sagt, hätte den Mitarbeite­rn im Bereich seiner Möglichkei­ten gerne eine Abfindung gezahlt. Seinen Angaben nach stand zu Beginn eine mittlere sechsstell­ige Summe dafür zur Verfügung. Rund 0,1 Monatsgehä­lter pro Beschäftig­ungsjahr hätte er damit den Betroffene­n zahlen können. Jetzt ist alles weg. Unter anderem floss das Geld laut Möckel für zwei Gutachten, die die Einigungss­telle in Auftrag gab. Das Erste sollte die finanziell­e Situation des Unternehme­ns beleuchten, das Zweite die Plausibili­tät des ersten Gutachtens überprüfen.

Außerdem sei Ludwig Leuchten am Standort Mering belastet durch einen außergewöh­nlich hohen Krankensta­nd sowie die Kosten für zahlreiche Arbeitsger­ichtsproze­sse, die bisher für das Unternehme­n entschiede­n wurden, so der Geschäftsf­ührer. „Statt in Abfindunge­n für die Mitarbeite­r sind die finanziell­en Mittel nun an Berater, Anwälte und Gutachter geflossen. Dass es keinen weiteren finanziell­en Spielraum gibt, hatten wir von Anfang an klar gemacht“, sagt Möckel. Der Gewerkscha­ftsbevollm­ächtigte Leppek kann die Begründung nicht nachvollzi­ehen. An dem kostspieli­gen Einigungsv­erfahren ist seiner Ansicht nach die Ludwig-Geschäftsf­ührung schuld, weil sie dieses durch inakzeptab­le Angebote provoziert habe. „Wenn man Mitarbeite­r mit einem Appel und ’nem Ei abspeisen will, dann kommt so etwas dabei raus!“, sagt er.

Auch Leppek hatte Einblick in die Gutachten zur wirtschaft­lichen Situation. Auf Nachfrage räumt er ein, dass auch er darin keinen Spielraum für größere Zahlungen an die Mitarbeite­r finden konnte. Doch seiner Ansicht nach gehört es zur sozialen Verantwort­ung eines Unternehme­ns, vor einem Schritt wie der Produktion­sverlageru­ng, auch entspreche­nde Abfindunge­n einzuplane­n. „Und wenn ich dafür schon das Geld nicht mehr habe – dann ist es für mich die Frage, ob es so ein Umzug noch bringt. Das kostet ja auch“, sagt Leppek.

Der Meringer Leuchtenhe­rsteller gibt sich jedoch zuversicht­lich. Die Verlagerun­g an den zweiten Standort sei weitgehend abgeschlos­sen. In Bergen werde bereits im Zweier Schicht-Betrieb produziert. 20 neue Mitarbeite­r hat Ludwig nach eigenen Angaben dort eingestell­t. „Die Nachfrage nach unseren Produkten ist da“, so Florian Möckel. „Gut, dass wir uns nun wieder stärker auf unsere Kunden fokussiere­n und nach vorne blicken können.“

Die Verwaltung des Unternehme­ns bleibt weiter in Mering und beschäftig­t dort derzeit gut 30 Mitarbeite­r. Laut Geschäftsf­ührung haben gut die Hälfte der 80 gekündigte­n Mitarbeite­r in der Produktion bereits einen neuen Arbeitspla­tz gefunden. In den besten Zeiten hatte das Meringer Traditions­unternehme­n über 400 Mitarbeite­r und war größter Arbeitgebe­r der Marktgemei­nde.

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Archivfoto: Elisa Glöckner In Mering verloren 80 Ludwig Mitarbeite­r ihre Stelle. Trotz monatelang­en Verhand lungen ist es nicht gelungen, einen Sozialplan aufzustell­en.

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